Münchhausen, Dietrich Rohde, 1982

Auf einer riesigen Kanonenkugel sitzt Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (1720-1797). Der deutsche Adlige trägt eine typische Offizierskluft. Seinen Uniformrock zieren Stehkragen und Epauletten an den Schultern, die den Träger als Offizier ausweisen. Der über den Schultern liegende Gurt trägt die nach hinten gezogene Kartusche, die sowohl als Ziergegenstand als auch als praktischer Behälter genutzt wurde. Mit angezogenen Beinen in kniehohen Stiefeln auf einer Kanonenkugel sitzend, fliegt er verheißungsvoll auf den Gegner zu, wobei er mit behandschuhter Hand seinen Offiziersdegen zieht. Die geteilten Rockschöße flattern im Flug und die Falten an der Oberfläche von Rock und Hose tragen die Spannung des fliegenden Barons sichtbar nach außen. Sein gebogener Rücken passt sich der Aerodynamik des Fluges an und führt die Linie des langen Feuerschweifes bis zum Kopfschmuck fort. Feine Verwirbelungen ahmen das Pelzwerk seiner Mütze nach und der gebündelte Federbusch setzt einen Akzent an oberster Stelle. Würde verleihen die erhabenen Schwünge des Schnauzbartes und die Spitze des nach vorn gezogenen Kinnbartes dem Gesicht des erfahrenen Geschichtenerzählers. Der durch einen schönen Knoten gebundene Haarschopf zeigt sich wie ein Kraft verleihender Stachel.

Die von Dietrich Rohde (1933-1999) geschaffene dynamische Bronzeplastik zeigt den Baron auf seinem abenteuerlichen Flug über die von den Türken verteidigte Festung Otschakow. Natürlich wusste auch damals jeder, dass seine Geschichten erlogen waren, auch wenn er wohl als Offizier im Dienst der russischen Zarin stand und im Jahr 1737 geholfen hat, die Festung für die russische Krone zu erobern. Aber die Lust auf neue absurde Abenteuer vom Baron war enorm und noch heute sorgen seine Lügengeschichten für gute Unterhaltung.

Die beliebten Geschichten um Münchhausen wurden thematisch aufgegriffen, sowohl in die Literatur als auch in zahlreiche Verfilmungen. Diese sind wohl vielen Spaziergängern bekannt und es bleibt die Annahme, dass die Bronzeplastik und jene spannenden Erzählungen von Jung und Alt mit einem Augenzwinkern verstanden werden.