Maimi von Mirbach

Alleestraße 10

Maimi von Mirbach wurde 1899 in Antwerpen geboren und lebte seit 1914 in der Alleestraße 10 in Potsdam. Sie war die Tochter des wohlhabenden belgischen Kaufmanns Wilhelm Freiherr von Mirbach und Nichte des Generalleutnants Ernst von Mirbach, weshalb sie als Cellistin ein sorgloses und künstlerisches Leben führen konnte. Unter ihren Musikerfreunden waren auch zahlreiche Juden. Da auch Maimi von Mirbach sich nach dem überstürzten Umzug 1914 nach Deutschland, der dem Ausbruch des ersten Weltkrieges verschuldet war, als Minderheit in einer fremden Umgebung wiederfand, entwickelte sie ein Gespür für Menschen in Not.

Auch nach 1933 pflegte sie als Mitglied der Bekennenden Kirche ihre jüdischen Freundschaften und lehnte die NS-Rassenpolitik ab. Ihrem Freund und Musikerkollegen Fritz Hirschfeld, der seit 1927 hauptberuflich Vorsitzender des Potsdamer Arbeitsgerichts war, verhalf sie 1938 zu Flucht nach Belgien. In der Pogromnacht verhaftet, bedingte seine Entlassung seine sofortige Ausreise und die Zahlung der Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe. Maimi von Mirbach verschaffte ihm das Geld, indem sie sein Haus erwarb. Außerdem besuchte sie ihn im Internierungslager, um ihm Lebensmittel und Geld zu bringen. Im August 1942 wurde er über das KZ Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo sich seine Spur verliert. Trotz Maimi von Mirbachs Hilfe starb er dort vermutlich vor 1945.

Mehrere Male versteckte Frau von Mirbach verfolgte Juden in ihrem Haus, darunter auch Gisela Distler-Brendel, eine schwangere Musikstudentin, der als Halbjüdin das Studium verwehrt wurde. Ihre Beziehung zu einem nichtjüdischen Mann führt zu ihrer unehelichen Schwangerschaft, was nach den Nürnberger Gesetzen als Rassenschande galt. Maimi von Mirbachs Mitwisserschaft machte sie ebenso schuldig.

1956 zog Maimi Freifrau von Mirbach von Potsdam nach West-Berlin und berichtete von ihren Erfahrungen aus der NS-Zeit an Jugendeinrichtungen und Schulen. Am 2. April 1981 wurde ihr von Yad Vashem der Titel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen. Am 8. Oktober 1984 starb sie mit 85 Jahren in Berlin.

Adresse

Alleestraße 10
14469 Potsdam
Deutschland