Kunstwerke in der Potsdamer Innenstadt

Von Jann Jakobs, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam

Mit dem zweiten Band der Broschüre Kunst im öffentlichen Raum / Potsdamer Innenstadt, stellt die Landeshauptstadt Kunstwerke vor, die ihren Standort im innerstädtischen Raum, zentralen Plätzen und unterschiedlichen öffentlichen Standorten haben. Wir werden mit einer Vielzahl unterschiedlichster Kunstobjekte konfrontiert. Ihre Integration in den öffentlichen Raum, die Entscheidung für einen bestimmten Standort, lässt viele Blickwinkel auf ein Kunstwerk zu und unterstützt sowohl seine gesellschaftsrelevante spezifische Aussagekraft, als auch die künstlerische Botschaft.

Die Identität einer Stadt wird wesentlich durch zentrale Räume definiert. Stadtplanung und künstlerische Gestaltung von Räumen bilden eine aussagekräftige Symbiose in der Vermittlung von Gesellschaftsmodellen, von Geschichte und Kultur. Nach wie vor werden die Freiräume im gestalteten Stadtbild der Landeshauptstadt Potsdam von zahlreichen Freiplastiken, Mosaiken, Wandgestaltungen und Brunnenanlagen im öffentlichen Raum geprägt. Manche Kunstwerke erscheinen uns wie ein Raum-Zeit Kontinuum. Scheinbar unabhängig vom politischen Wandel sind sie aktuell und gegenwärtig und ebenso Repräsentanten einer Kultur und Kunstepoche; sie sind Zeitzeugen und Erinnerungskultur zugleich mit dem Anspruch auf Beachtung. Einerseits versuchen wir uns der Thematik Kunst im öffentlichen Raum mit objektiver Distanz zu nähern, andererseits ist unser Urteil maßgeblich geprägt durch eine zum Teil fast unbewusste identitätsgeprägte alltägliche Wahrnehmung.

Ein Großteil der im zweiten Band der Broschüre Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Potsdam / Innenstadt aufgeführten Kunstwerke entstand in den 60er bis 80er Jahren der DDR. Die Kulturpolitik jener Zeit hatte der sogenannten architekturbezogenen Kunst eine hohe Bedeutung beigemessen. Für die städtebauliche Entwicklung dieser Zeit war die Einbeziehung von Kunst im öffentlichen Raum immanenter Bestandteil und prägt bis heute wesentlich das Bild der Landeshauptstadt. Neben den großen Wohngebieten Am Stern, Schlaatz und Zentrum Ost zeigt sich vor allem eine Konzentration auf innerstädtische Areale sowie an öffentlichen Gebäuden und öffentlichen Plätzen. Staatliche Vorgaben begünstigten das quantitative Maß an Aufträgen für Kunstwerke des öffentlichen Raumes. So entstand ein breites, vielschichtiges, kulturelles und künstlerisches Erbe aus dieser Epoche, sowohl den Erwartungen angepasste als auch unangepasste signifikante Beispiele künstlerischer Arbeiten sind dokumentiert. Nach der politischen Wende 1989 haben viele Orte und damit auch die jeweils integrierten Kunstwerke weitreichende Veränderungen erfahren. Sie waren teilweise einem Bedeutungswandel unterworfen, der erst im Laufe der Zeit eine Einordnung und Wertschätzung dieser Kunstwerke als komplexer Teil innerhalb der Kultur und Geschichte einer Stadt zuließ.

Die Kontinuität der Entwicklung für Kunst im öffentlichen Raum stagnierte zunächst nach 1989. Die inhaltliche Neuorientierung in der städtebaulichen Entwicklung der Nachwendezeit berücksichtigte kaum die Einbeziehung aktueller Kunst im öffentlichen Raum. Der Umgang mit den vorhandenen Kunstwerken aus einer anderen politischen Ordnung war unsicher. Mitte der 90er Jahre wurde mit dem international besetzten Bildhauer Symposium „10 in Europa“ der Dialog zu aktuellen künstlerischen Positionen im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt wieder aufgenommen und direkt auf neue Art und Weise fortgesetzt. Es folgten weitere Projekte im öffentlichen Raum, wie z.B. 2003 „Neue Kunst in alten Kulturlandschaften“ und 2006 die Ausstellung ideal city - invisible cities mit 41 internationalen Künstlern. Diese Ausstellungsprojekte setzten positive Zeichen einer neuen künstlerischen Intention von Kunst im öffentlichen Raum. Ausgewählte Werke verblieben an ihren ursprünglich bestimmten Standorten. Diese gelungenen Aktionen im öffentlichen Raum signalisierten, wie die Gemeinschaft über kommunikative Zeichen der Bildenden Kunst den städtischen Raum als komplexen sozialen und gesellschaftlichen Ort vergegenwärtigen kann. Ein aktuelles und interessantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der WALK OF MODERN ART. Der Skulpturenpfad verbindet den Kulturstandort Schiffbauergasse mit Potsdams Neuer Mitte im Dialog von lokalen, überregionalen und internationalen künstlerischen Positionen.

Vor dem Hintergrund dieser neuen Orientierung von öffentlicher Wahrnehmung hat sich die Landeshauptstadt den neuen Herausforderungen im Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum gestellt. Insofern kann diese Broschüre neben der Übermittlung vielfältiger Inhalte zu den einzelnen Kunstwerken auch ein Anlass sein zu reflektieren über das bewegte „Für und Wider“ zwischen Beachtung, Bewertung und Vergessen von Kunstwerken in öffentlichen Räumen als Zeugnisse gesellschaftlicher Epochen mit Umbrüchen und Neuentwicklungen und letztendlich auch für das Entdecken wichtiger Identifikationsräume für die Menschen dieser Stadt.

Von Jann Jakobs, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam

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