Kolumne der Woche: Potsdamer Kunst am Puls der Zeit

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

28. Oktober 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

es ist schon eine atemberaubende Erfolgsgeschichte. Nach 320.000 Besuchern der Impressionismus-Ausstellung konnte das Museum Barberini schon mit der ersten Sonderausstellung eine Vielzahl renommierter Museen in unserer benachbarten Hauptstadt in den Schatten stellen. Auch die zweite Ausstellung zur amerikanischen Moderne um Edward Hopper und Mark Rothko verzeichnete deutlich über 140.000 Besucher.

Und die Macher des Barberini zeigen nun schon wieder, dass sie ganz nah am Puls der Zeit planen. Die neue Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ startet an diesem Wochenende, nachdem die Feuilletons der wichtigsten Tages- und Wochenzeitungen gerade erst vor wenigen Wochen dieses Thema, nämlich den heutigen Blick auf und den aktuellen Umgang mit DDR-Kunst zentral in den Fokus genommen haben.  

Wie sind die Künstler in der DDR mit ihrer Rolle umgegangen? Ist Kreativität nicht hoch individuell und weniger kollektiv? Was war ihr Selbstverständnis? Diese Fragen sind in den vergangenen mehr als 25 Jahren kaum beachtet worden, doch jetzt - auch dank dieser Ausstellung im Barberini - sind sie brandaktuell. Ich selbst habe mir einen Einblick verschafft, nachdem ich an der Eröffnung der neuen Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilgenommen und ein Grußwort gesprochen hatte.

Das Museum Barberini hat sich schnell in die Spitzengruppe der internationalen Museumsszene katapultiert und bringt unsere Landeshauptstadt in die Champions League der internationalen Kunststandorte. In einer Rangliste der weltweit besten Museums-Eröffnungen in diesem Jahr setzte der renommierte britische „The Guardian“ das Barberini an die erste Stelle. Es hat sich wirklich gelohnt, mit Professor Hasso Plattner einen zentralen Museumsstandort in der Potsdamer Mitte zu suchen und zu finden.

Denn Potsdam ist ein starker Kulturstandort. Und Potsdam hat eine lebendige Kunstszene. Viele Künstlerinnen und Künstler leben in unserer Stadt und bereichern gemeinsam mit den Museen sowie ortsansässigen Galerien das kulturelle Leben. Das reicht historisch weit zurück. Vor der politischen Wende im Jahr 1989 hatte Potsdam den Status einer Bezirksstadt inne, deshalb waren hier etwa der Potsdamer Bezirksverband Bildender Künstler und die Galerie Sozialistische Kunst angesiedelt.

Mehrere Skulpturen aus der Zeit der DDR prägen noch heute den öffentlichen Raum Potsdams. Eine Kunstakademie hatte Potsdam nicht, aber Absolventen der überregional bekannten Dresdner und Ost-Berliner Kunstakademien fanden in Potsdam ihre Heimat. Viele ihrer Werke wurden von der ehemaligen Galerie Sozialistische Kunst angekauft, deren Sammlung heute einen wichtigen Bestandteil der Kunstsammlung nach 1945 des Potsdam Museums bildet. Besonders in den letzten Jahren ist der Sammlungsbestand aus der Zeit der DDR auf fast 6 000 Grafiken und Gemälde gewachsen.

Auch das Potsdam Museum widmet sich seit Jahren der Aufarbeitung dieses Bestandes mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung – zuletzt in der 2016/17 gezeigten und überregional sehr positiv beachteten Ausstellung „Die wilden 80er Jahre – in der deutsch-deutschen Malerei“. Es wurde der bisher selten unternommene Versuch gewagt, Kunst aus Ost- und Westdeutschland in einen direkten Vergleich zu stellen. Viele Besucherinnen und Besucher waren über die malerische Kraft sowie die Ähnlichkeit der künstlerischen Ausdrucksformen, die beidseits der Mauer verwendet wurden, tief beeindruckt.

Mit der aktuellen Sonderausstellung des Museums Barberini „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ ergibt sich eine interessante inhaltliche Überschneidung zum Potsdam Museum. Zum ersten Mal wird ein Werk aus der Sammlung des Potsdam Museums – das Gruppenbildnis „Potsdamer Maler“ von Karl Raetsch – als Leihgabe im Museum Barberini zu sehen sein. Darüber hinaus ergeben sich Schnittmengen, da viele der dort gezeigten Künstler und Künstlerinnen mit Werken in der Sammlung des Potsdam Museums vertreten sind und eine Kooperationsveranstaltung beider Häuser für den 16. November 2017 geplant ist.

Sie sehen, das Museum Barberini ist schnell angekommen in unserer Landeshauptstadt. Und es ist magnetischer Anziehungspunkt für Kulturinteressierte aus aller Welt. Wichtig ist für mich, dass diese Besucher auch die Möglichkeit wahrnehmen, unsere anderen städtischen Kulturorte kennenzulernen. Potsdam ist in Fragen der Kunst und Kultur am Puls der Zeit. Ich bin sicher, das wird sich noch weiter rumsprechen.

Ihr

Jann Jakobs