Kolumne der Woche: Potsdam wächst, Gewerbeflächen wachsen mit

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

14. Mai 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

an dieser Stelle habe ich schon mehrfach zum Thema der sich dynamisch entwickelnden Landeshauptstadt Potsdam geschrieben. Auch heute bewegt mich unser anhaltendes Wachstum. Denn wir stellen uns täglich der Herausforderung, das Wachstum zu gestalten. Wir benötigen Wohnraum, eine soziale Infrastruktur mit neuen Schulen und Kitas, damit wir mit der Entwicklung schritthalten und uns nicht überrollen lassen. Und natürlich benötigt eine sozial wie ökonomisch funktionierende Stadt auch Raum für die wirtschaftliche Entwicklung.

Insofern sind die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Studie zum Wirtschaftsprofil und Gewerbeflächengutachten für die Landeshauptstadt durchaus bedenkenswert, aber man darf sie nicht isoliert betrachten. Denn der Raum in der Stadt ist knapp und wird trotz der Entwicklungen im Potsdamer Norden auch ein knappes Gut bleiben.

Seit dem Jahr 2010 ist nicht nur die Bevölkerung um etwa 10 Prozent gewachsen, sondern auch der Gewerbebestand und die Beschäftigung sind im gleichen Verhältnis gestiegen. Diese positive Entwicklung konnte nicht zuletzt dadurch erreicht werden, dass Potsdam neben dem Stadtentwicklungskonzept (STEK) Wohnen auch das STEK-Verkehr und das STEK-Gewerbe aufgestellt hat.

Für die gewerbliche Entwicklung hat die Stadtverordnetenversammlung mehrere wichtige Weichenstellungen beschlossen, immer mit dem Ziel, das vorhandene Gewerbeflächenpotenzial für nachfragende Unternehmen, Expansionen und Verlagerungen zu sichern -  zuletzt am 2. November 2016 mit dem Beschluss zum „Maßnahmenplan zur Sicherung und Aktivierung von gewerblichen Potenzialflächen“. Darin sind standortkonkrete Maßnahmen und Projekte aufgenommen, die durch unsere Wirtschaftsförderung und die Stadtplanung schon seit langem angegangen wurden und zum Teil schon mitten in der Realisierung stehen. Ich möchte hier insbesondere auf die Entwicklung am Standort Golm mit seinem Wissenschaftspark verweisen.

Gemeinsames Ziel der Landeshauptstadt und der Landesregierung Brandenburg ist es, den Wissenschaftspark Potsdam-Golm in den nächsten zehn Jahren zu einem international wettbewerbsfähigen Innovationsstandort auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Road Map entwickelt und mit der Umsetzung erster prioritärer Maßnahmen in drei Handlungsfeldern begonnen.

Mit dem GO:IN 2 werden wir ein neues Büro- und Laborgebäude im Wissenschaftspark errichten. Der Neubau soll planmäßig Ende 2018 fertig gestellt werden. Darüber hinaus hatte und hat dieses Projekt aber auch ein wichtige Signalwirkung für Investoren. Seit Bekanntgabe der städtischen Investitionsabsichten konnten alle gewerblichen Flächen im Umfeld des bestehenden GO:IN an Projektentwickler und Unternehmen vermarktet werden.

Mit dem Erwerb und der geplanten Erschließung weiterer Gewerbeflächen im Umfeld des Wissenschaftsparks haben wir zudem rechtzeitig die Weichen gestellt, um die  Voraussetzungen für eine kontinuierliche und langfristige Entwicklung des Standortes zu schaffen und zu sichern. Die Erschließung soll Mitte 2019 abgeschlossen sein. Erstes Interesse für diese Flächen gibt es bereits.

Im nächsten Schritt werden die Landeshauptstadt Potsdam und die Universität Potsdam gemeinsam die Aufgaben des Standortmanagement übernehmen, neu ausrichten und deutlich erweitern. Ziel ist es, damit die Attraktivität und Anziehungskraft des Wissenschaftsparks für Unternehmen, Gründer und Wissenschaftler deutlich zu stärken.

Auch an der  der Entwicklung weiterer Standorte wird aktiv von der Wirtschaftsförderung und dem Geschäftsbereich Bauen und Wohnen gearbeitet. Gerade erst Anfang Mai hat die Stadtverordnetenversammlung den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan 156 für den Friedrichspark verabschiedet. Der B-Plan soll die Voraussetzungen schaffen, hier einen Business und Smart Logistikpark zu entwickeln.

Das SAGO-Gelände wird auf Basis einer Gewerbeflächenpotenzialanalyse kleinteilig und nachfragegerecht entwickelt und vermarktet. In der Medienstadt Babelsberg gibt es noch ein verfügbares Flächenpotenzial von etwa 6,6 Hektar, das in privater Hand ist und neben Sondernutzungen auch für gewerbliche Nutzungen ausgewiesen ist. Zudem verfügt die Landeshauptstadt über fünf Technologie- und Gründerzentren, die den jungen Unternehmen der verschiedenen Branchen Flächen für den Start zur Verfügung stellen.

Die Studie der IHK hat ein Schlaglicht auf einen wichtigen Aspekt der wirtschaftlichen Entwicklung geworfen. Wir als Stadt müssen aber den Gesamtkontext einer umfassend positiven Stadtentwicklung berücksichtigen. Ja, es stimmt: Wir brauchen Flächen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung und daran arbeiten wir auch. Aber eine einseitig auf wirtschaftliche Prämissen ausgelegte Stadtentwicklung greift zu kurz und lässt die Belange breiter Bevölkerungsteile unberücksichtigt. Das ist mit uns nicht zu machen.

Ihr
Jann Jakobs