Kolumne der Woche: Integration als Erfolgsmodell in Potsdam

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

15. Oktober 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

mit der Verleihung des Integrationspreises am heutigen Abend ehren wir Projekte, die sich intensiv für die Eingliederung von Menschen stark machen, die zu uns gekommen sind. Dieser wurde 2005 auf Initiative des damaligen Ausländerbeirates ins Leben gerufen und soll Impulse und Beispiele geben, wie ein Integrationsprozess unterstützt werden kann – in Schulen, Universitäten, in Kitas, im eigenen Wohnumfeld oder im Betrieb. In diesem Jahr haben sich 24 Projekte, Einzelpersonen und Träger um den Preis beworben. So viele wie noch nie.

Wenn am Sonntag nun die Preise vergeben werden, so ist dies ein beredtes Zeugnis für das Engagement der Potsdamerinnen und Potsdamer, aber auch der Migrantinnen und Migranten. Denn immer mehr werden selbst aktiv und unterstützen beispielsweise neue ankommende Geflüchtete im Integrationsprozess. Neu- und Altpotsdamer haben Freude und Spaß daran, den Alltag, das Vereinsleben, die Freizeit zusammen zu gestalten. Integration findet vor Ort statt.

Mit der Verleihung des Integrationspreises gehen auch die Interkulturellen Wochen in Potsdam zu Ende. Dabei war ihr Start in diesem Jahr durchaus denkwürdig. Denn sie begann am Tag der Bundestagswahl mit Ergebnissen, die deutlich machen, wie wichtig das Engagement für Menschlichkeit, für Demokratie und Toleranz ist.

Die Landeshauptstadt Potsdam beteiligt sich seit 1991 an der bundesweiten Aktion, die seinerzeit auf Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie ins Leben gerufen wurde. Unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ gestalteten in diesem Jahr 34 Veranstalter aus Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Vereinen und Ehrenamtlichen mit über 70 Veranstaltungsangeboten das Potsdamer Programm der Interkulturellen Woche.

Potsdam wächst nicht nur hinsichtlich seiner Einwohnerzahl. Potsdam wird auch immer bunter. Zum Jahresende 2016 lebten 171.597 Einwohnerinnen und Einwohner in der Stadt, davon 12.888 mit einem nichtdeutschen Pass. Damit stieg die Zahl der nichtdeutschen Potsdamerinnen und Potsdamer in den letzten zwei Jahren um 4.200. Die heterogene Gruppe der Zugewanderten besteht unter anderem aus Geflüchteten, Studierenden, Gastwissenschaftlern, EU-Bürgern, die im Rahmen der europäischen Freizügigkeitsregelungen in Potsdam arbeiten oder Arbeit suchen, Auszubildende und Angehörige Deutscher. Die Hauptherkunftsländer sind Syrien, die Russische Föderation und Polen. Ihre Integration in unsere Gemeinschaft ist ein wichtiges Ziel.

Dazu gehören alle gesellschaftlichen Bereiche, wie unter anderem Wohnen, Bildung und Arbeit sowie gesellschaftliche und politische Teilhabe. Hierfür hat Potsdam in den vergangenen zwei Jahren in einem Beteiligungsprozess sein Integrationskonzept fortgeschrieben. Es umfasst 77 Ziele und 137 Maßnahmenvorschläge in sechs Handlungsfeldern. Doch diese Ziele und Maßnahmen müssen auch Eingang in den Alltag der Menschen finden und umgesetzt und gelebt werden. Zum Integrationsprozess gehört die ganze Stadtgesellschaft. Denn Integration ist ein Prozess, bei dem die neu Ankommenden den bereits hier lebenden Menschen begegnen und das Leben im Alltag, im Wohnumfeld oder am Arbeitsplatz gemeinsam gestalten.

Zu Integration gehört aber auch, sich rechtsextremen und fremdenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen. Potsdam hat bereits 2002 einen Lokalen Aktionsplan für Toleranz und Demokratie und gegen Gewalt, Rechtextremismus und Fremdenfeindlichkeit erarbeitet. Im Zuge der Umsetzung dieses Plans ist das Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ entstanden. 2008 wurde dann in einem Stadtgespräch-Prozess das „Neue Potsdamer Toleranzedikt – für eine offene und tolerante Stadt der Bürgerschaft“ erarbeitet. Das Bündnis Potsdam bekennt Farbe wächst weiter und feierte in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum.

So soll es weitergehen. Für 2018 steht die Integration von Geflüchteten vor Ort durch ehrenamtliche Initiativen, zum Beispiel in der Nachbarschaft von Gemeinschaftsunterkünften als wichtigste Aufgabe auf dem Programm. Ich finde, daran müssen wir weiter arbeiten.

Ihr

Jann Jakobs