Hugo und Alice Herzer

© convoi77.org
Hugo und Alice Herzer | Foto: convoi77.org

Hugo Herzer betrieb in Berlin eine erfolgreiche Großhandlung für Damenstoffe und lebte mit seiner Frau Alice und zwei Kindern in Potsdam. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurden Hugo und Alice Herzer im Nationalsozialismus entrechtet und ihres Eigentums beraubt. Die Flucht nach Frankreich bewahrte sie nicht vor der Deportation und Ermordung. Ihren Kindern dagegen gelang die Flucht aus Deutschland.

Hugo Herzer wurde am 26. Januar 1872 in Berlin in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren. Auch er wurde Kaufmann und handelte mit Kleidungsstoffen. Von 1929 bis 1939 war er Alleininhaber der Firma Hugo Herzer & Co., einer Großhandlung hauptsächlich für Damenstoffe in Berlin Mitte.
1907 heiratete Hugo Herzer die am 8. Dezember 1884 in Berlin geborene Alice Minna Fränkel, die ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammte. Das Paar bekam zwei Töchter: Hilde Emmi Herzer (1908 bis ca.1996/97) und Ruth Edith Herzer (1912 bis 1995). Die Familie wohnte zunächst in Berlin. 1919 erwarb Hugo Herzer zwei Grundstücke in Neubabelsberg in der heutigen Virchowstraße und Robert-Koch-Straße. Das vorhandene Landhaus ließen die Herzers umfangreich umbauen.

1938 enteigneten die Nationalsozialisten seine Firma, sperrten sein Bankkonto bei der Deutschen Bank, weshalb er für jede seiner Ausgaben einen Antrag mit Begründung stellen musste, um an sein Geld zu gelangen, und behinderten die Auswanderung seiner Töchter 1938 nach England unter anderem durch die sogenannte Reichsflucht­steuer. Allein für Hilde zahlte die Familie 30.000 Reichsmark an eine jüdische Treuhandstelle. Beide konnten in London ein neues Zuhause und Arbeit finden

Am 26. Mai 1938 verließen auch Hugo und Alice Herzer Deutschland und reisten nach Nizza. Es dürfte schwierig gewesen sein, die nötigen Papiere zu erhalten. Sie verloren ihren gesamten Besitz sowie 1941 ihre deutsche Staatsangehörigkeit. Auf Grund seiner Staatenlosigkeit, seines fortgeschrittenen Alters und seiner jüdischen Herkunft musste Hugo Herzer bald feststellen, dass er in Frankreich keine Arbeit finden würde. Nizza wurde ab 1942 von der Deutschen Wehrmacht besetzt, woraufhin Hugo und Alice Herzer von der Gestapo am 8. Juli 1944 ins Sammellager Drancy gebracht wurden. Wenige Wochen später wurden beide nach Auschwitz deportiert und dort vermutlich am 5. August 1944 ermordet.

Adresse

Virchowstraße 23
14482 Potsdam
Deutschland