Flugschiff, Peter Rohn und Werkstatt Christian Roehl, 1974

Edelstahl und Kupfer, H 450 cm, B 900 cm
Peter Rohn & Christian Roehl: Flugschiff, 1974 © Peter Rohn und VG Bild-Kunst, Bonn 2016,
© Susanne Stich
Peter Rohn & Christian Roehl: Flugschiff, 1974 © Peter Rohn und VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Susanne Stich

Das Flugschiff von Peter Rohn (*1934) befand sich ursprünglich am Giebel des 1968/69 errichteten Haus des Reisens in der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Yorkstraße. Daher passte es nur allzu gut, dass das fantastisch anmutende Amphibienfahrzeug Reiseziele der Gegenwart anzusteuern suchte und zugleich ein fantastischer Vorgriff auf Weltraumreisen und die Eroberung des Alls zu sein schien. Die Assoziation mit einem Amphibienfahrzeug scheint nicht von ungefähr, denn der Künstler hat sich für seinen Entwurf von den Märchen und Visionen Jules Vernes inspirieren lassen. Dabei abstrahierte er das Bild eines schwimmenden Fisches und fliegenden Vogels und verband es mit denen von Schiff und Flugzeug.

Viele der ursprünglichen Formen lassen sich trotz der Neugestaltung noch erkennen, so fügen sich die verschieden gewinkelten, geschnittenen und mit unterschiedlichen Mustern verzierten Bleche nach wie vor zu einem fantastischen Flugschiff zusammen. Der obere Teil der Plastik zeigt einen Flugzeugrumpf mit anschließendem Heck, welcher ebenso an einem Fischkörper erinnert. An der Spitze des Flugzeuges hebt sich eine glänzende mondförmige Sichel hervor, die einem Kiemenbogen ähnelt. Zusammen mit Sternen und Planeten bilden sie einen Himmelskörper. Für das darunter liegende Schiff muss der Betrachter seine Fantasie weniger bemühen, denn die stilisierte Grundform aus Rumpf und gesetzten Segel lässt keinen Zweifel an einem Schiff übrig. Beide Objekte lassen sich klar voneinander abgrenzen und sind doch durch feine Metallstäbe und ihren Namen unverrückbar miteinander verbunden.

Peter Rohn steuert mit seinem Flugschiff eine neue Zeit der Wandgestaltung in der DDR an, die die herkömmliche, mit realistischen Propagandabildern geschmückte Welt des Sozialismus hinter sich lässt. Der Künstler schuf ein Symbol des Reisens, welches die Fortbewegungsmuster als Grundbedürfnis und Zeugnis des menschlichen Handelns aufzeigt und auf einfache Formen herunterbrach. Das Flugschiff zeigte sich als ein lustvolles Spiel zwischen verständlicher Gestaltung und Fantasie im Spannungsfeld zwischen Gegenwart und Zukunft. Nachdem das Objekt wegen des Rückbaus des Hauses des Reisens im Jahr 2009 demontiert und eingelagert werden musste, wird es in Zukunft seinen thematisch ebenso passenden Platz an der Parkhauswand in der Schiffbauergasse in Ufernähe des Tiefen Sees finden.

Adresse

Walk of modern art
Schiffbauergasse 14
14467 Potsdam
Deutschland