Familie Marcuse

Günter Marcuse in Groß-Breesen

Günter Marcuse in Groß-Breesen

Herbert Marcuse wurde am 1. Juni 1892 in Lublinitz, Schlesien, geboren und wuchs in Berlin auf, wo sein Vater, Dr. Bernhard Marcuse, königlicher Baurat war.
Nach Studium, Militärzeit im Ersten Weltkrieg, Referendariat und Promotion an der Universität Rostock legte Herbert Marcuse 1919 das Zweite Staatsexamen ab. Im  Jahr darauf erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt in Potsdam. Mit Dr. Siegfried Lehmann betrieb er eine Kanzlei in der Brandenburger Straße 24, bis ihm die Nationalsozialisten seine berufliche Zulassung 1935 entzogen.
1920 heiratete Herbert Marcuse. Seine Ehefrau war stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, in die sie am 8. Januar 1899 hineingeboren wurde. Ihr Vater Max Boas betrieb ein Großhandelsgeschäft für Lederwaren, Glas, Porzellan und Kristallwaren. Ihre Mutter Gertrude Boas führte den Haushalt, zu dem die drei Geschwister Fritz, Ernst Arthur und Else Rector-Boas gehörten.
Herbert und Erna Marcuse hatten zwei Kinder. Tochter Ursula kam am 5. August 1921 in Potsdam zur Welt; Günter zwei Jahre später am 4. September 1923. 
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich Herbert Marcuse politisch und in der jüdischen Gemeinde. 
Nach den Reichspogromen im November 1938 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg inhaftiert. Seine Entlassung war mit einer Ausbürgerung aus Deutschland verbunden. Mit dem Berufsverbot für Herbert Marcuse im selben Jahr war der Familie zudem jegliche Wirtschaftsgrundlage entzogen worden.

Während den Eltern und der Schwester die Flucht aus Deutschland gelang, ging Sohn Günter nach Groß-Breesen in Niederschlesien rund 30 Kilometer nördlich von Breslau. Dort befand sich ein jüdisches Auswanderungslehrgut. In dieser nicht-zionistischen Einrichtung verbrachte Günter vier Jahre und bereite sich mit anderen Menschen jüdischer Herkunft auf ein Leben in der Emigration vor. Über diese Zeit führte er Tagebuch, das sich erhalten hat. Ihm gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten jedoch nicht. Am 4. März 1943 wurde er von Breslau nach Auschwitz deportierten, wo er am 25. März 1944 ermordet wurde.

Währenddessen gelangten Herbert und Erna zunächst nach Großbritannien, wanderten 1945 in die USA aus, um 1954 schließlich nach Israel zu gehen. Dort lebte Tochter Ursula , die am 4. November 1943 Herbert Feinstein geheiratet hatte und in einem Kibbuz in der Nähe von Haifa lebte. 
Herbert verstarb am 2. Februar 1957, Erna 1967 und Tochter Ursula Rachel 1989 in Israel.

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