EU-Städtepartnerschafts-Projekt für Toleranz und Integration

Town twinning network for tolerance and integration of migrants (TOLINT)

Im Rahmen des zweijährigen EU-Projektes „Town twinning network for tolerance and integration of migrants (TOLINT) fanden 2019 vier Projekt-Meetings in verschiedenen Städten statt. Ziel des EU-Projektes war es, den Austausch sowohl zwischen den Verantwortlichen der Kommunalverwaltung als auch zwischen den Migrantenvertretungen der Partnerstädte und den zivilgesellschaftlichen Akteuren jeweils miteinander zu initiieren und auf eine nachhaltige Ebene zu stellen. Neben der Analyse des Ist-Zustands in Bezug auf die Themen Migration, Integration und Toleranz sowie dem Austausch von Best-Practice-Modellen sollten dabei vor allem neue Konzepte für die Integration in den Städten entwickelt und das Netzwerk zwischen den Partnerstädten intensiviert und erweitert werden.

Projektmeeting in Luzern

Vom 18. bis 20. Juni 2019 fand das TOLINT-Meeting in Luzern statt. Eine siebenköpfige Delegation der Landeshauptstadt Potsdam (u.a. aus dem Oberbürgermeisterbüro, aus dem Bereich Chancengleichheit und Vielfalt/Beauftragte Migration und Integration, aus dem Bereich Partizipation und Tolerantes Potsdam, aus dem Friedrich-Reinsch-Haus, Soziale Stadt e.V. und der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft BBAG e.V.) tauschte sich mit den fünfzehn Expertinnen und Experten der Schweizer Partnerstadt aus. Darunter die Leiterin für Quartiere und Integration, die Leitung Migration und Integration, der Vorsteher des Amtes für Migration, die Fachstelle Integration sowie den Sentitreff.

Der Sentitreff ist ein Quartiertreffpunkt, der von Bewohnenden des Quartiers gegründet wurde und von der Freiwilligenarbeit lebt. Weil hier viele Menschen ohne den Schweizer Pass leben, hat der Sentitreff einen Integrationsauftrag von der Stadt Luzern erhalten. Die Angebote richten sich daher an Schweizerinnen und Schweizer genauso wie an die Migrationsbevölkerung. Weitere Study Visits wurden zu den interkulturellen Einrichtungen Hello Welcome und LiliCentre gemacht. Wie Potsdam einen Chor International hat, so gibt es auch einen Chor der Nationen in Luzern.

Bei diesem Austausch ging es in erster Linie um anschauliche und praktische Beispiele, wie Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten in Luzern aufgenommen, orientiert und vor allem integriert werden. Auch das Thema Rechtsextremismus/Rechtspopulismus und die Lage dazu in beiden Städten wurde diskutiert.

Projektmeeting in Potsdam

Vom 22. bis 24. September 2019 fand ein weiteres TOLINT-Meeting in Potsdam statt. Im Gegensatz zu dem bilateralen Treffen in Luzern kamen hier Gäste aus fünf Partnerstädten zusammen: Opole, Jyväskylä, Perugia, Versailles und Luzern. Den Auftakt bildete die Teilnahme an der Integrationspreisverleihung im Babelsberger Filmgymnasium mit dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam Mike Schubert und dem Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung Pete Heuer. Auf der Grundlage von Inputs der Gäste aus den Partnerstädten und lokalen Akteuren wie der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg Dr. Doris Lemmermeier wurde sich über die aktuelle Situation in den europäischen Städten ausgetauscht. Ein Schwerpunkt lag unter anderem auf dem Austausch von Best practice Modellen für Integration, gegen Rassismus und Anti-Diskriminierung. Frauke Büttner vom „Aktionsbündnis Brandenburg“ stellte die Ideenkiste „Wir lassen uns nicht hetzen“ vor. Ein informeller Austausch fand anschließend zu Themen wie dem Umgang mit rechtsgerichteten Parteien/Organisationen, dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz oder der Thematik „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender (LGBT) statt. Zudem besuchten die Teilnehmenden das Oberstufenzentrum II, wo das Konzept „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ vorgestellt wurde. Beim Besuch des Friedrich-Reinsch-Hauses wurden die vielfältigen Aktivitäten dieses engagierten Vereins vorgestellt. Die Teilnahme an der Ausstellungseröffnung „Gründen mit Vielfalt“ im Rathaus bildete den Abschluss dieses Treffens.

Projektmeeting in Versailles

Vom 6. bis 8. November 2019 fand in Versailles und Saint-Germain-en-Laye das dritte Treffen im Rahmen des TOLINT-Projektes statt. Die acht Teilnehmenden aus der Landeshauptstadt Potsdam (unter anderem auch Mitglieder des Migrantenbeirats und des Büros für Chancengleichheit, Vielfalt und Gleichstellung) tauschten sich mit verschiedenen Akteuren aus Versailles und der Nachbarstadt Saint-Germain-en-Laye zu Themen und konkreten Beispielen aus, wie die Integration von geflüchteten und Migrantinnen und Migranten in der Gesellschaft gut gelingen kann. So stellte Pierre Grison, Präsident des Vereins Solidarité Logement, ein Wohnprojekt vor, bei dem fünf Familien (aus Syrien, aus Palästina, aus dem Kongo, aus Afghanistan und von der Elfenbeinküste) in einem Haus zusammenwohnen, welches von der französischen Kommune zur Verfügung gestellt wurde. Bei einem Besuch im Versailler Rathaus gab es die Gelegenheit, sich mit anderen Akteuren über weitere Projekte und Aktivitäten auszutauschen. Einen weiteren Programmpunkt stellte die Gesprächsrunde mit drei Anwälten dar, die ihren Schwerpunkt auf dem Asylrecht haben. Zudem besuchte die Delegation ein Wohnviertel, das sich von einem sogenannten „sozialen Brennpunkt“ zu einem modernen und lebenswerten Ort gewandelt hatte, da hier nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern in erster Linie mit den Menschen vor Ort gearbeitet wurde. Gastgeber war das Europahaus „Maison de l’Europe des Yvelines“.

Projektmeeting Bonn

Das letzte Treffen des europäischen Projektes fand vom 8. bis 11. Dezember 2019 in der Partnerstadt Bonn statt. Hierbei tauschten sich die zwölf Teilnehmenden aus Potsdam, Perugia und Opole (jeweils vier Personen pro Stadt) mit den Bonner Akteuren zum Thema Integration aus. Dabei erhielten die Teilnehmenden interessante Informationen zu den Strukturen und Inhalten der kommunalen Integrationsarbeit in Bonn, der Antidiskriminierungsarbeit im Kommunalen Integrationszentrum sowie über das Projekt an Bonner Schulen „Demokratie aktiv!“. Auch die Partnerstäte stellten konkrete Beispiele aus der Praxis vor. Beim Besuch der Evangelischen Flüchtlingshilfe Bad Godesberg kamen die Teilnehmenden ins Gespräch mit Geflüchteten und Freiwilligen. Des Weiteren wurde das Modellprojekt zur Förderung der demokratischen Mitbestimmung Geflüchteter in kommunalen Sammelunterkünften „MITWIRKEN – Mitbestimmung und Eigenverantwortung der Geflüchteten“ vorgestellt. Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, gab es zunächst ein Input zum Thema „Interkulturelle Bildungsarbeit und vorurteilsbewusstes Lernen“. Beim anschließenden Besuch im Bildungs- und Familienzentrum Haus Vielinbusch in Bonn-Tannenbusch bot sich erneut die Gelegenheit, sich mit lokalen Partnerinnen und Partnern auszutauschen. Auch das Haus MIGRApolis – Haus der Vielfalt und das House of Resources Bonn, ein Projekt zur Beratung, Unterstützung und Förderung lokaler Migrantenorganisation, interkultureller Vereine, Projekte und Initiativen, stieß bei den Teilnehmenden auf großes Interesse. Die Evangelische Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn (EMFA) und ein Besuch im Haus Mondial, Caritasverband für die Stadt Bonn e.V. rundeten das Meeting thematisch ab. Projekte zur Prävention von Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit wurden hier anschaulich dargestellt.

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