Der Kapp-Lüttwitz-Putsch in Potsdam

Angriff auf die Demokratie

Im März 1920 versuchten rechtsgerichtete Militärs mit einem Putsch in Berlin die Regierung zu stürzen und die parlamentarische Demokratie zu beseitigen. Streiks im gesamten Deutschen Reich verhinderten den Umsturz, forderten jedoch viele Tote. In Potsdam starben vier junge Menschen.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) und den revolutionären Erschütterungen ging das Deutsche Reich mit der parlamentarischen Demokratie 1918 hervor. Doch die Weimarer Republik - benannt nach dem Ort der Verabschiedung ihrer Verfassung - war fortwährend zerrissen. Während viele Menschen auf einen politischen Neubeginn mit der Überwindung von Nationalismus hofften, radikalisierten sich zunehmend linke wie rechte Gruppen.

Einen ersten Angriff erfuhr die junge Republik durch den sogenannten Kapp-Lüttwitz-Putsch. Am 13. März 1920 versuchten rechtsgerichtete Militärs um General Walther von Lüttwitz die Regierung in Berlin zu stürzen und unter dem Politiker Wolfgang Kapp eine antidemokratische Regierung zu errichten. Der Umsturzversuch konnte vor allem mit dem größten Streik in der deutschen Geschichte verhindert werden und zwang die Putschisten binnen Tagen zur Aufgabe ihres Vorhabens.

Die zum Teil heftigen Auseinandersetzungen forderten auch in Potsdam Tote und Verletzte. Generalmajor von der Hardt als Garnisonkommandeur erließ am 15. März 1920 ein Versammlungsverbot als öffentliche Bekanntmachung. Doch tags darauf zogen dennoch mehr als tausend Demonstrierende Richtung Stadtschloss, um sich dem Generalstreik anzuschließen. Als immer mehr Menschen zum Stadtschloss drängten, eskalierte die Situation. Wachtruppen eröffneten das Feuer auf die Demonstrierenden. Dabei kamen vier junge Menschen ums Leben: die 19-jährige Helene Bürger, der 24-jährige Schuhmacher Oskar Heinrich, der 27-jährige Maurer August Fröhle und der 26-jährige Klempner Fritz Wilhelm Hagemeister.

Nach dem Ende des Putsches gedachten die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 31. März 1920 der Toten und ihrer Familien. Ein Gedenkstein zu Ehren der Toten wurde allerdings von der bürgerlichen Mehrheit im Stadtparlament abgelehnt. 100 Jahre später ist das Gedenken an die Toten der Ereignisse vom 16. März und die Erinnerung an die Niederschlagung des Kapp-Lüttwitz-Putsches in Potsdam nachgeholt.

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