Wasservögel, Horst Misch, um 1984

An der Uferzone der Dampferanlegestelle begegnet dem aufmerksamen Besucher ein ungewöhnlich ausgearbeitetes Wasservogelpärchen. Die 1984 vom Potsdamer Bildhauer Horst Misch (*1931) aus weißem Kunststein gefertigte Plastik zeigt sich in der reduzierten Ausarbeitung und der Konzentration auf die wesentlichen Körperlinien der Tiere. Ihre charakteristische Grundform wächst aus den Rundungen des bauchigen Körpers zu den kantigen langen Spitzen der Schnäbel herüber. Dort scheint sich ein Moment im Leben der Wasservögel zu konzentrieren, denn die Tiere haben ihre beiden Schnäbel mit den kleinen runden Augen aneinandergelegt. Schon diese einfache Geste verdeutlicht das Typische in ihrem Sozialverhalten.

In gelassener Zweisamkeit und mit dicht aneinandergedrängten Körpern beobachten die Vögel in aller Ruhe die Umgebung und fühlen sich sichtlich wohl. Die kantigen Formen von Schnabel und Hals verschwinden wiederum in den kraftvollen Rundungen des Bauches, wo sich der Schwerpunkt der Figuren befindet. Vom runden Körper heben sich mit groben Formen und konvexen Flächen die leicht geöffneten Flügel ab. Trotz ihrer Abstrahierung vermag auch diese Geste einen beispielhaften Moment im Verhalten der Vögel zu verdeutlichen: das Putzen des Gefieders mit den spitzen Schnäbeln und das Öffnen der Flügel zur Wärmeregulierung an heißen Tagen. Den groben Formen und harten Kanten der Plastik kommt hierbei eine wichtige Funktion zuteil, denn nur so lassen die sich sonst miteinander verschmelzenden Formen der Tiere klar voneinander abgrenzen.

Horst Misch beweist, dass er mit reduzierten Formen und einfachen Gesten den Charakter der Tiere nachzubilden vermag. Die sich von der Realismusauffassung früherer Jahrzehnte entfernende Ausführung der Wasservögel war üblich für die späteren Jahre in der Bildhauerkunst der DDR. Mit der Versetzung der Skulptur von der Terrasse des Mercure Hotels Potsdam an die Dampferanlegestelle an der Havel bekommt die Plastik nun auch einen thematisch interessanteren Standort.