Wandgestaltungen, Inge Fürstenberg und Kurt Zieger, um 1979

Industriekeramisches Mosaik, H 490 cm, B 380 cm

Zwei großformatige Tiermotive bebildern kontrastvoll die Eingänge einer Kindereinrichtung. Für die Passanten bieten die Mosaike Orientierung in den von uniformen Bauten charakterisierten
Wohngebieten. Maßgebend für die Gestaltung von Gesellschaftsbauten in der DDR waren propagandistische Abbildungen seit den 1950er Jahren. Doch Mitte der 1970er Jahre reduzierten sich solch aufwendig gestaltete Wandbilder zu einfacheren Darstellungen, bis dann in den 1980er Jahren alltagstauglichere Motive den Stadtraum beherrschten. Ursachen hierfür waren neben
ökonomischen Zwängen die Erkenntnis der Parteiführung, dass der gewünschte Propagandaeffekt mithilfe stark politisierter Wandbilder ausblieb. Die Künstler erhielten die Möglichkeit, die entsprechenden Wandflächen freier zu gestalten sowie die für Kindereinrichtungen passenderen Bildthemen auszuarbeiten.

Die Struktur der zwei Wandbilder verdeutlicht eine Ordnung nach den Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Geometrie und Ökonomie. Die Darstellungen waren variabel und beliebig erweiterbar und spiegelten das Prinzip des damaligen Plattenbausystems wieder - einzelne Elemente in immer wieder neuen Formationen ergeben immer wieder neue Strukturen. Demzufolge fügen sich kleine quadratische einfarbige Mosaiksteine zu großen Motiven zusammen und jeder Stein und jede Farbe scheint Teil eines Ganzen zu sein. Doch ihre Formen und Farben lösen sich wiederum mit unterschiedlicher Intensität in Dreiecken und Vierecken bis hin zu einzelnen Mosaiksteinen auf. Der Froschkönig wird zu einer noch erkennbaren flächigen Grundform mit Krone stilisiert und zeigt sich in der Draufsicht. Der Fisch hingegen scheint sich gänzlich aufzulösen. Seine Form verschwimmt buchstäblich und erinnert an seinen Lebensraum und wie er sich uns flüchtig und schemenhaft unter der Wasseroberfläche zeigt.

Ingeborg Fürstenberg (1931) und Kurt Zieger (*1932) präsentieren uns eine sehr reduzierte Wandgestaltung mit sich fast auflösenden Formen, die sich für das menschliche Auge erst aus der Entfernung wieder zusammenfügen. Dieses optische Spiel von deutlicher Ferne und undeutlicher Nähe lädt Passanten ebenso zum Spielen ein wie Anwohner. Die Künstler haben eine zeittypische und dem Ort entsprechende, für Kinder verständliche Bildform ohne komplexen Erzählcharakter gefunden.

Adresse

Wandgestaltungen
Wall am Kiez 3-4
14467 Potsdam
Deutschland