Wandeln im Neuen Lustgarten

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

die Diskussion um die Kunsthalle am Standort des Hotels im Neuen Lustgarten nimmt teils obskure Züge an. Sachargumente spielen meist keine Rolle, einzig Gefühle und Emotionen bestimmen das Verhalten bei vielen Äußerungen. Und leider auch häufig absurde und verletzende Äußerungen gegenüber Prof. Plattner. Ich bin froh, dass es Menschen wie ihn gibt und dankbar dafür, dass er in die Wissenschaft und Forschung sowie junge Menschen und deren Ausbildung investiert. Dass er dazu noch in Potsdam eine Kunsthalle errichten möchte, in der DDR-Kunst und zeitgenössische Malerei ausgestellt werden soll, freut mich umso mehr und zeigt, wie sehr er sich mit dieser Stadt und den Menschen identifiziert.

Viele Argumente sind in den letzten Tagen gegen einen Abriss des Hotels vorgebracht worden, ich möchte an dieser Stelle versuchen, diese zu entkräften. Erstes Argument: Das Hotel ist ein Zeugnis der Architektur und Stadtentwicklung sowie eine "selbstverständliche Dominante" im Stadtbild. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie einige Potsdamerinnen und Potsdamer mit einem städtebaulichen Argument für dieses Hochhaus an dieser Stelle argumentieren. Dieses Gebäude ist für Wahr eine Dominante - aber keine die Stadt belebende. Eine Kunsthalle an dieser Stelle würde diesen einzigartigen Ort im Neuen Lustgarten wieder zu einem öffentlichen Stadtraum machen. Sie würde die Kunst- und Museumslandschaft im Zentrum vervollständigen und zudem noch eine städtebauliche Fehlentwicklung der 60er- und 70er-Jahre beheben. Es kann nur in unser aller Interesse sein, die Stadt so zu entwickeln, dass sie für alle lebenswert ist und auch bleibt. Genau dazu führen der Abriss des Hotelhochhauses und der Bau einer Kunsthalle.

Wir haben nun die einmalige Chance, die Entwicklung rund um den Alten Markt im nächsten Jahrzehnt abzuschließen. Nach den Sanierungen, Rekonstruktionen und Umbauten am Neuen Markt, im Kutschstallhof, der Nikolaikirche und in der barocken Innenstadt ist mit dem Neubau des Landtages und der Sanierung des Alten Rathauses der zweite Schritt fast abgeschlossen. Die Entwicklung der Alten Fahrt beginnt, der Standort der Synagoge ist festgelegt und ein Lückenschluss in diesen Bereichen vorgesehen. Nun gilt es die nächsten Schritte voranzutreiben: die Entwicklung der Plantage und der Neubau von Wohnungen auf dem Areal des früheren Langen Stalls, die Neubebauung des heutigen Fachhochschul-Geländes samt Staudenhof und die Entwicklung des Hafens. Dass es dabei allein um die Wiederherstellung des Alten Stadtgrundrisses gehe, ist vollkommen falsch und suggeriert, hier solle Altbackenes neu entstehen. Wir wollen aber weit mehr, als nur Verlorenes zurückzugewinnen. Es geht um die Entwicklung der Landeshauptstadt zu einem modernen, urbanen sowie liebens- und lebenswerten Stadtzentrum.

Das zweite Argument: Arbeitsplätze gehen verloren. Gemeinsam mit Partnern wie der IHK und dem Hotel- und Gaststättenverband haben wir vereinbart, dass alle Beschäftigten des Hotel Mercure beim Wegfall ihres Arbeitsplatzes Jobangebote erhalten. Drittes Argument: Hotelbetten würden fehlen. Ja, es wird kurzfristig eine Verringerung der Bettenkapazität geben. Das könnte zu einer höheren Auslastung anderer Hotels führen, mittelfristig wird aber die Anzahl der Betten durch geplante Neubauten in unmittelbarer Nähe an der Alten Fahrt und in der nördlichen Speicherstadt kompensiert. Viertes Argument: Die Weiße Flotte. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden, damit das Unternehmen auch zukünftig einen sicheren Standort hat. Wir sind dazu bereits in viel versprechenden Gesprächen über ein neues Gebäude in Richtung Bahndamm für Hafenzwecke und Gastronomie.

Ich danke den Potsdamerinnen und Potsdamern, die sich Anfang der vergangenen Woche für die Kunsthalle am Standort Neuer Lustgarten stark gemacht haben. Sie sind auf die Straße gegangen und haben Prof. Hasso Plattner gezeigt, dass die große Mehrheit hinter dem Vorhaben steht, die Kunsthalle nicht am Jungfernsee, sondern im Zentrum, am bestgeeignetsten Standort zu bauen. Das ist auch mein Ziel!

Ihr

Jann Jakobs

 



Zu allen Kolumnen kommen Sie hier.