Vor den Toren

    Schiffbauergasse


    Am Ufer des Tiefen Sees, vis-à-vis des Babelsberger Parks, existiert an der Schiffbauergasse ein ganz besonderes Projekt - ein integrierter Kultur- und Gewerbestandort. Wahrzeichen ist der Neubau des Hans Otto Theaters, der von Gottfried Böhm, einem der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegszeit (geb. 1920, erhielt 1986 als erster Deutscher den „Pritzker-Preis“) entworfen wurde.
    Präsent ist aber auch eine äußerst lebendige freie Kulturszene, die ab 1991 leerstehende Gebäude auf dem Gelände besiedelte. Mit Konzerten, Ausstellungen, Partys, Theater und Tanz ziehen Waschhaus, T-Werk und fabrik Nachtschwärmer und ein junges, kulturengagiertes Publikum aus der ganzen Region an.
    Am Standort befinden sich auch die europäische Verkaufszentrale des Softwareproduzenten Oracle und eines von weltweit drei Designzentren des VW-Konzerns.
    Nach slawischer Besiedelung, landwirtschaftlicher Nutzung und Fischerei wurde hier schon vor 1800 eine Zichorienmühle betrieben, die Kaffee-Ersatz („Muckefuck“) herstellte. Das denkmalgeschützte Gebäude ist neben dem Theaterneubau erhalten und ist nun ein Restaurant.
    Der Name „Schiffbauergasse“ entstand durch die Werft des Engländers John Barnett Humphrey, der hier ab 1817 die ersten preußischen Dampfschiffe baute. Heute erinnert daran ein zum Restaurantschiff umgebauter alter Lastkahn am Kai.
    Nach einem Entwurf von Schinkel entstanden 1822 Reit- und Stallanlagen, 1838-1842 wurde die zugehörige Garde-Husaren-Kaserne gebaut und bis 1912 durch eine Waschanstalt (heute „Waschhaus“), ein Offiziers-Casino und weitere Reithallen ergänzt. Seit 1856 gab es auf dem Gelände die erste Potsdamer Gasanstalt. Sie wurde 1953 -55 um eine Koks-Separation erweitert, heute Sitz von Oracle. Die Kasernen wurden später durch die NVA (Nationale Volksarmee der DDR), sowjetische Streitkräfte und bis 1994 durch den KGB genutzt. Das Gesamtgelände und die Gebäude werden saniert und umgebaut für kulturelle Nutzungen, Gewerbeansiedlung, Gastronomie und touristische Funktionen. Diese Mischung, ein attraktiver Uferpark, die herausragende Architektur, ein Schiffsanleger und Fußgänger- und Fahrradwege machen die Schiffbauergasse zu einem modernen urbanen Anziehungspunkt der Stadt.

    Hinweis: Über die Humboldt-Brücke hinweg führt der Weg in den Babelsberger Park, den von Lenné und Pückler gestalteten größten und jüngsten der Potsdamer Parks.

    Krongut Bornstedt

    Ribbeckstraße


    Bornstedt war einst ein Dorf nordöstlich von Potsdam. Nach dem Landbuch Kaiser Karls IV. bestanden 1375 hier drei Gutshöfe, die später zu einem Rittergut vereinigt wurden, das Kurfürst Friedrich Wilhelm 1664 kaufte. 1724 wurde das Gut dem Direktorium des Großen Militärwaisenhauses unterstellt. 1846 brannte das gesamte alte Krongut bis auf einen Teil des Herrenhauses ab, bis 1848 wurde es im italienischen Landhausstil wieder aufgebaut. 1867 übernahmen Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888) und seine englische Gemahlin Victoria (1840-1901) das Gut und bewirtschafteten es als Mustergut. Milchwirtschaft und Hühnerzucht waren die Haupterwerbszweige. 1875 wurde der Garten durch den Gartenarchitekten Emil Sello (1816-1893) nach englischem Vorbild neu gestaltet.
    1888 wurde der Kronprinz als Friedrich III. deutscher Kaiser und starb noch im gleichen Jahr, Kaiserin Victoria verließ das Gut 1889. Nach verschiedenen Nutzungen begannen 1999 die Restaurierung des Gutes und der Umbau zu einem touristischen Anziehungspunkt mit Verkaufseinrichtungen, Gastronomie und verschiedenen Veranstaltungen.
    Im Krongut Bornstedt kann heute auch geheiratet werden.
    Schräg gegenüber dem Krongut liegt die Bornstedter Kirche mit ihrem Kirchhof.
    „... was in Sanssouci stirbt, wird in Bornstedt begraben“, so beschrieb Fontane den bevorzugten Begräbnisort preußischer Hofbediensteter. Auf dem Kirchhof befinden sich zum Beispiel die Grabstätten von Peter Joseph Lenné und Ludwig Persius. Die Kirche selbst ist der dritte Bau an dieser Stelle. Auf der Grundlage einer königlichen Ordre und mehrerer Entwürfe des Architekten Stüler wurde sie 1855/56 in italienischer Manier gebaut. Im Innern findet sich gleich links das Epitaph des tragischen Gelehrten Jakob Paul Freiherr von Gundling.

    Hinweis: Vom Krongut aus sind es nur wenige Gehminuten in südlicher Richtung zur Orangerie im Park Sanssouci.