Vogelstele (Tränke), Monika Spiess, um 1980

Die Vogelstele von Monika Spiess (*1942) bereichert kunstvoll den gestalteten Uferbereich an der Neustädter Havelbucht. Die längsrechteckige Stele ragt stabil aus der Grundplatte heraus, am oberen Ende wird der Verlauf der Gestalt überraschend weich und beweglich. Die Kanten und Ecken scheinen sich zu verflüssigen, bis sich aus der vormals festen Masse eine neue Gestalt erhebt. Schnell erfasst das Auge des Betrachters einen nestähnlichen Aufbau. Aus diesem wachsen fächerartig drei aneinandergereihte Vogelfiguren heraus.

Die Mitte wird durch den größten Vogel, anscheinend das Weibchen, bestimmt. Mit angelegten Flügeln sitzt sie entspannt auf der Tränke und verschmilzt mit dem Untergrund. Nur ganz feine Linien deuten die Teilung zwischen Ober- und Unterschnabel an. Kreisförmige Ausbuchtungen hinter dem Schnabel erweisen sich als die kleinen aber wachsamen Augen. Mit ruhigem Blick wendet sie ihren Kopf zur Seite in Richtung des in umgekehrter Richtung sitzenden zweiten Vogels. Auch dieser sitzt entspannt und dicht an das Weibchen gedrängt, die Ruhe genießend. Sein Kopf mit dem geschlossenen spitzen Schnabel wendet sich in Richtung seiner Artgenossin und es wirkt, als bahnt sich ein Vogelgezwitscher an. Auf der anderen Seite befindet sich ein dritter Vogel. Sein kleiner gedrungener Körper deutet auf einen Jungvogel hin. Mit geöffnetem Schnabel und aufgestellter Schanzfeder erhebt er sich von seiner tiefer gelegenen Position, um auf sich aufmerksam zu machen. Zusammen ergibt die Darstellung einen für den Betrachter in der Regel unerreichbaren Einblick in das Leben der Vögel.

Die drei Vögel zeichnen sich durch glatte Oberflächen und eine reduzierte Grundform aus. In der Reduktion ist es Monika Spiess gelungen, das Typische im Sozialverhalten der Vögel herauszuarbeiten: Dicht zusammengerückt sitzen sie am höchsten Punkt, um einen sicheren und beobachtenden Überblick über die Landschaft zu werfen. Die Künstlerin verdeutlicht dem Betrachter zudem ein mögliches Gedankenspiel: Sowohl in der Tierwelt als auch im Leben der Menschen sorgen sich Eltern um ihre Kinder. Die bildhauerische Gusstechnik unterstützt hierbei das plastische Verformen im Herüberwachsen von den harten Kanten der Stele zu den weichen Rundungen der Vogelkörper.