UNESCO-Welterbetag am 7. Juni 2009 in der Landeshauptstadt Potsdam

Ein vielfältiges Programm inmitten einer außergewöhnlichen Kulturlandschaft

    Ein wunderbares Fest begeisterte hunderte Gäste

    Am 7. Juni 2009 hat die brandenburgische Landeshauptstadt unter dem bundesweiten Motto „Wir haben geerbt" zum vierten Mal zum UNESCO-Welterbestättentag eingeladen. Potsdamer und Gäste der Stadt kamen zahlreich und waren von dem vielfältigen Programm inmitten der außergewöhnlichen Kulturlandschaft des Dörfchens Klein Glienicke begeistert. Das Potsdamer Klein Glienicke gehört zum Kernbestand der Gartenkunstwerke, die Peter Joseph Lenné und Hermann von Pückler geschaffen haben. Das Ensemble mit den Schweizerhäusern, dem mehr als 200-jährigen „Alten Friedhof", der neugotischen Kirche sowie dem unmittelbar angrenzenden Berliner Jagdschloss Glienicke und seiner Gartenanlage ist seit 1990 Teil des UNESCO-Welterbes. Es bildete am Sonntag von 14 bis 20 Uhr eine stimmungsvolle Kulisse für ein Fest, an dem sich Familien, Geschichts- und Kulturinteressierte erfreuten.

    Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs begrüßte die Besucher zusammen mit dem Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, dem Gesandten der Schweizer Botschaft Dr. Urs Hammer und dem Leiter der Gartendenkmalpflege des Landes Berlin Dr. Klaus von Krosigk.

    Die zahlreiche Führungen durch den Ort Klein Glienicke und Umgebung wurden sehr gut besucht. Sie vermittelten Wissen über diese UNESCO-Areale, deren Geschichte sowie über ihre Erforschung und Erhaltung. Unter anderem war die Loggia Alexandra auf dem Böttcherberg von großem Interesse sein. Seitdem im Jahre 2000 die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen wurden, präsentiert sich die Loggia als ein Bauwerk von außergewöhnlicher künstlerischer Kraft, als ein Gesamtkunstwerk mitten in der Natur. Aus berufenem Munde wird vor allem über die denkmalpflegerische Instandsetzung der Gartenhalle berichtet. Der Böttcherberg mit seinen künstlichen Felsformationen stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen den Glienicker und Babelsberger Anlagen dar und bildete eine grandiose Kulisse für das Schweizerkunstdorf Klein-Glienicke. Auf Schusters Rappen wurde das Böttcherbergmassiv erklommen. Die Teilnehmer erhielten vielfältige Informationen über die Gestaltung des Böttcherberges und wurden in 66 Metern Höhe mit einem herrlichen Ausblick belohnt. In beeindruckender Harmonie und Geschlossenheit präsentierte sich die Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft rund um die Glienicker Brücke. Es ist kaum vorstellbar, dass noch vor 20 Jahren Stacheldraht, Streckmetallzäune und die 3,60 Meter hohe Mauer diese Landschaft durchschnitten und die Lebenswelten der Deutschen in Ost und West trennten. Führungen unter dem Titel „Grenz-Wege im Welterbegebiet" luden zu Erkundungen ein. Vorgestellt wurde die Geschichte der historischen Gärten, der Gebäude und vor allem auch der Menschen, die in Grenznähe wohnten.

    Es gab ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Musik, Tanz, Zauberei und Kabarett sowie ein Kinderprogramm mit Malen, Basteln und Märchen. Aus Potsdams Partnerstadt Luzern hatte sich die Band X-elle angesagt. X-elle ist eine professionelle Frauenband, die neben Jazz- und Pop-Covers auch Eigenkompositionen vorstellten, nach denen getanzt und mitgesungen wurde. Das Potsdamer Kabarett „Obelisk" trat mit dem aktuellen Programm „Wahnsinn", zum Thema 20 Jahre Mauerfall, auf. Andrea Meissner, Gretel Schulze, Helmut Fensch und Andreas Zieger berichteten darüber, „Was sich vor 20 Jahren wirklich zugetragen hat und warum es ausgerechnet jetzt gewaltig kriselt". Außerdem war das Ensemble für alte Musik „Celeste Sirene" dabei. Mit Musik, Tanz und Gesang in barocken Kostümen gewährten Niels Badenhop, Christiane Gerhardt, Tilman Muthesius und Daniel Kurz Einblicke in die Privatgemächer am Hof von Versailles: Zwischen Lever und Coucher Grandeur und Kleinlichkeit des großen Ludwig XIV. von Frankreich, entlarvt in den Memoiren des Duc de St Simon. Der Zauberer BARU-CHA entführte seine Zuschauer in das Reich der Wunder, „Der Barde Ralph" trat mit seinem Stück „Unverhofftes Wiederhören" auf und der Geschichtenspieler „Tullio Tardi aus Casilia" zeigte den jüngsten Besuchern „Wie ein Clown zum König wurde" oder „Als Klein Glienicke wieder lachen durfte". Den Auftakt des Bühnenprogramms übernimmt die Arnold Hänsch Jazzband „easy listening with Dixieland & Swing", die Berliner Band „Hauptstadtblech" ludt zum Abschlusskonzert ein.

    Wer gerne einmal historisch reisen wollte, hatte an diesem Tag die Möglichkeit dazu. Das Fuhrunternehmen Kohlschmidt fuhr die Besucher von der Glienicker Brücke mit der Postkutsche nach Klein Glienicke.

    Informations- und Verkaufsstände sowie Speis und Trank bereicherten auch den diesjährigen Potsdamer UNESCO-Tag. Der Eintritt war frei. Veranstalter des UNESCO-Tages waren die Landeshauptstadt Potsdam in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, dem Bürgershof, dem Bürgerverein Klein Glienicke sowie vielen anderen Akteuren vor Ort.

    Bisher fand Klein Glienicke bei der Potsdamer Bevölkerung sowie Gästen der Stadt noch immer zu wenig Beachtung. Deshalb kam dem UNESCO-Tag gleich in zweifacher Hinsicht eine besondere Bedeutung zu: Es ging um das Hervorheben eines Ortes mit UNESCO-Status und um Informationen über das Leben in einem ehemaligen Sperrgebiet in unmittelbarem Umfeld der Glienicker Brücke. Klein Glienicke erinnert wie kaum ein anderer Ort in Potsdam an Geschichte und Folgen des Kalten Krieges und an die positiven Entwicklungen seit der Wiedervereinigung Deutschlands.

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