The Ten Commandments, Constantino Ciervo, 2008

Zehn Schriftzüge in Neonschrift umgeben einen metallenen Wettläufer. Die Installation stellt nach Constantino Ciervo Zehn Gebote des Kapitalismus dar, die seiner Meinung nach die Gebote des
Juden- und Christentums ablösen. Ciervo verdeutlicht die Werteverschiebungen unserer christlichen Kultur. Die Weltgemeinschaft wird demnach durch eine profitorientierte Gesellschaft bestimmt, welche Ciervo in folgende zehn Begriffe zusammengefasst hat: Arbeit, Verdienst, Autorität, Ordnung, Respekt, Markt, Konkurrenz, Erziehung, Opferbereitschaft und Belohnung. Der Künstler kritisiert das vordergründige Streben nach der Ware als oberstes Lebensziel und dass jegliches Dasein dem Profit untergeordnet wird. Der Mensch lässt sich dazu verführen, in einem Kreislauf aus Arbeit, Produktion und Konsum zu existieren. Dies stellt nach Ciervo eine Form von Kontrolle dar, die alle Bereiche des Lebens durchzieht und den Menschen zum entindividualisierten Objekt macht. Die Läuferfigur im Zentrum verdeutlicht dies, denn sein Umriss lässt zwar noch eine menschliche Gestalt erkennen, zeigt sich aber als reine Projektionsfläche. Sie spiegelt alles, was sie umgibt. Gleichwohl scheint sie ruhelos und ständig in Bewegung, doch den "neuen" Zehn Geboten des Kapitalismus kann sie scheinbar nicht entkommen. Dennoch besitzt die Läuferfigur das Potenzial, aus ihrer Spiegelhaftigkeit auszubrechen, denn die Beine zeigen sich stark und die Körperhaltung kraftvoll.

Mit The Ten Commandments steht Constantino Ciervo (*1961) in Tradition der um 1960 gegründeten Fluxus-Bewegung. In seinem Kunstwerk verflechtet er Philosophie, Technologie und Kreativität. Die Neonschrift, welche dem Betrachter aus der Werbung bereits bekannt ist, benutzt er, um seine kritische Aussage zu verstärken. Jene steht hierbei als lesbares Synonym für eine durch ständige Präsenz kaum zu ignorierende Konsumgesellschaft. Alltägliche und vertraute Gegenstände avancieren somit zum Medium, um den Betrachter den Zugang zur Kunst zu ermöglichen. Die Kritik Ciervos richtet sich gegen Globalisierung, Politik, Marktmechanismen, Gesellschaft und Kultur. Indem sich Ciervo kritisch mit dem Sein des Menschen in der heutigen Gesellschaft auseinandersetzt, sucht er Antworten auf seine grundlegenden Fragen zu finden und entwickelt dabei mögliche Befreiungsstrategien von dem derzeitigen Wirtschaftssystem, welches er zutiefst
infrage stellt.