Stabile Mieten (er-)halten!

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, 

lassen Sie mich eine Geschichte aus meiner Kindheit erzählen: Mein Geburtshaus war ein kleiner Klinkerbau, in dem meine Eltern mit mir und meinen Geschwistern auf engstem Raum gelebt haben. Als wir später in ein neues Haus am Dorfrand zogen, war ich schon auf dem Sprung zur Ausbildung in die Stadt. Gewohnt habe ich zur Untermiete in einem Zimmer. Das Geld der Ausbildung ging dabei fast komplett für Kost und Logie drauf. Für eine eigene Wohnung hat es nicht gereicht, im Stadtzentrum schon überhaupt nicht.

Der Protest einiger Potsdamerinnen und Potsdamer in den letzten Wochen erinnert mich genau an diese Zeit. Einige Vorwürfe lauten wie damals: Wohnen ist zu teuer, die Politik unternimmt nichts sowie Miethaie oder auch die städtische Gesellschaft treiben die Preise hoch. In der Tat, die Wohnkosten in den Städten mit Zuzug, zu denen neben Berlin auch Dresden, Leipzig und auch Potsdam gehören, sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Das liegt einerseits an höheren Mietkosten, andererseits an gestiegenen Nebenkosten sowie am aufgeheizten Wohnungsmarkt in unserer Stadt. In den vergangenen Monaten haben wir daher viel dafür getan, um Soforthilfe für Betroffene, die der Mietpreisentwicklung nicht Schritt halten können, leisten zu können. Es gibt den Familienbonus der Pro Potsdam, flexible Belegungsbindungen in Kooperation mit dem Land Brandenburg und Möglichkeiten der Mietzuschüsse beim Ausfall eines Gehaltes. Und auch über eine Wohnungsbauförderung wird aktuell mit dem Land verhandelt, um den benötigten Wohnungsbau möglichst preiswert realisieren zu können. Wie wichtig das ist, habe ich aktuell wieder im Bornstedter Feld gesehen, wo in diesem Jahr ein Richtfest nach dem anderen folgen wird.

Ideen, die Mieten stabil zu halten und preiswerten Wohnraum zu schaffen, haben wir viele diskutiert. Grundstücke kostenlos abgeben und mit Höchstmieten vertraglich festlegen ist eine - das Land Berlin geht diesen Schritt nun. Ich erwarte im Herbst Antworten auf viele Fragen zu diesem Thema, die derzeit von einem Expertengremium analysiert werden. Dabei geht es um die Frage, welche Faktoren beeinflussen wie stark den Mietpreis und den Markt. Und wo müssen wir ansetzen, um den für den jeweiligen Mieter zahlbaren und den für den Vermieter noch wirtschaftlich vertretbaren Preis zu erreichen. Wenn uns dies gelingen sollte, können wir konkrete weitere Schritte planen.

Dabei können Sie sich sicher sein, dass ich genau darauf achte, dass gerade die städtische Gesellschaft ihrer Pflicht von einem gesunden Mix aus preiswerten Wohnungen auf der einen und Wohnungen in gehobener Ausstattung auf der anderen Seite nachkommt. Tut sie das nicht, bezahlen wir alle mit unseren Steuern die Kosten der Unterkunft für Menschen, die ihre Miete womöglich wegen geringer Bezahlung ihrer Arbeit nicht mehr aus eigener Kraft aufbringen können. Immerhin sind das schon heute etwa 30 Millionen Euro im Jahr aus dem städtischen Haushalt, die dafür ausgegeben werden. Das sind sechs Prozent des gesamten Haushaltes! Im Moment vermietet die Pro Potsdam mehr als 50 Prozent ihrer 17.000 Wohnungen für einen Preis von höchstens 5,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Auch die zahlreichen Genossenschaften und Wohnprojekte leisten ihren Anteil an bezahlbarem Wohnraum für Jedermann in der Stadt. Ziel muss es daher für die nächsten Jahre sein, diesen Wert zu (er)halten!

Ihr

Jann Jakobs

 


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