Postmeilensäule, Jürgen von Woyski, 1970

Sandstein auf Stufensockel, H 470 cm

Verwunderung erzeugen die üppig wellenden Gebilde um den eckigen Schaft, die die Linien des umgebenden Platzes in ein Kontrastspiel versetzen. Begibt man sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung, entdeckt man Anspielungen auf eine Postmeilensäule ebenso wie auf die Bebauung in der Nähe der Skulptur. Jenen an sich verbreiteten Typus der Postmeilensäule schuf Jürgen von Woyski (1929-2000) im Jahr 1970. Aber dieser erinnert mit seinem gestaffelten Aufbau heute kaum noch an die historischen Formen einer Postmeilensäule wie Obelisk, Säule oder "Stolperstein". Hingegen zeigen die im glatten Schaft eingemeißelten Entfernungen zu europäischen Hauptstädten einen eindeutigen Bezug zu den Vorbildern.

Des Weiteren dienten Postmeilensäulen in den vergangenen Jahrhunderten zur Markierung der Machtbereiche der jeweiligen Herrscher, die das Hoheitsrecht auf die Post besaßen oder als Lehen vergaben. Wiederum königliche oder kurfürstliche Zeichen oder Wappen sucht man hier vergebens. Sie werden durch stilisierte Tauben, Trinkschale, Vase und das Kürzel der Stadt Potsdam ersetzt. Die eingangs beschriebenen ornamental wirkenden und in Voluten auslaufenden Wellen könnten Wasser symbolisieren und auf die Havel als Post- und Handelsweg deuten.

Der Aufstellort der Postmeilensäule ist gut gewählt, denn sie befindet sich an einem Knotenpunkt des Reisens zwischen der Dampferanlegestelle und der Zufahrt zur Langen Brücke in nächster Nähe zu Hotel Mercure und Bahnhof Potsdam. Damit wird die durchaus übliche Verbindung von Postmeilensäulen mit Verkehrsknotenpunkten und Herberge, welche für die Versorgung von Postkutschen wichtig war, in zeitgemäßer Form wiederholt.

Mit der kubischen Gestaltung und dem verwendeten Material reagiert der Künstler auf das zwischen 1966 und 1969 errichtete Interhotel Potsdam, dessen Fassade ebenfalls eine klare geometrische Struktur aufweist und dessen Terrassenbereich mit Sandstein verkleidet ist. Hingegen bezieht sich die geschwungene und schnörkelhafte Ornamentik der Kuben nicht nur auf die nahe gelegene Havel, sondern auch auf die historische barocke Umgebung am ehemaligen Stadtschloss. Somit setzt Jürgen von Woyski ein Zeichen für große Räume und moderne Bauweisen und schafft gleichzeitig einen Bezug zur Geschichte des Ortes.

Adresse

Postmeilensäule
Lange Brücke
14467 Potsdam
Deutschland