Olympiastadt Potsdam

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

die Olympischen Sommerspiele haben begonnen, das wohl wichtigste Sportereignis für einen Sportler. Seien es Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften, nichts soll so gigantisch und emotional sein wie Olympische Spiele mit der Eröffnungsfeier, dem Athletendorf und dem Fest der Nationen. Bis zum 12. August werden auch 14 Sportlerinnen und Sportler aus Potsdamer Sportvereinen um Medaillen und Platzierungen kämpfen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg und Spaß in London.

In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, einige Sportler persönlich verabschieden zu können. Und immer wieder imponiert mir die Vorbereitung der Athletinnen und Athleten auf dieses sportliche Großereignis. Mit welcher Energie sie in ihrem Alter den Alltag zwischen Familie, Sport und Beruf oder Ausbildung meistern, ist anerkennenswert. Zwei Sportlerinnen haben aus meiner Sicht dabei unseren besonderen Respekt verdient: Katrin Wagner-Augustin, die zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt und nach einer Babypause und sicherlich manchen Rückschlägen an die alte Stärke angeknüpft hat und womöglich wieder zu einer der erfolgreichsten Olympia-Kanutinnen wird. Und die Geherin Melanie Seeger, deren dritte Olympischen Spiele es sind, die als Grundschullehrerin arbeitet, nach einer Babypause wieder erfolgreich ist und trotz aller Anstrengungen genug Zeit finden muss, um sich auf ihre Langstrecken im Gehen vorzubereiten. Dabei ist es wichtig, dass sie sich auf ihren Sport konzentrieren können und ein nahezu perfektes Umfeld vorfinden. Daher gilt mein Respekt und Dank auch allen Trainern, Familien, Freunden, Betreuern, Sportvereinen und Förderer des Sports, die eine solche Entwicklung begleiten und ermöglichen.

Potsdam ist eine Sportstadt, eine Olympiastadt. Seit fast 60 Jahren erzielen Athletinnen und Athleten Potsdamer Vereine regelmäßig Medaillen bei Olympischen Sommerspielen. Zahlreiche Olympiasieger haben am Luftschiffhafen trainiert und haben bei den internationalen Sportfestspielen die Herzen der Zuschauer und der Potsdamerinnen und Potsdamer erobert. Ihre Erfolge in den vergangenen Jahrzehnten und ihr Know-how sind es, die der heuten Generation von Spitzensportlern Vorbild sind. Sei es Jürgen Eschert, der 1964 in Tokio erstmals Olympia-Gold für Potsdam gewann und noch heute für den Kanusport lebt. Sei es die erfolgreichste Skullerin der Welt Kathrin Boron mit ihren fünf Olympiateilnahmen sowie vier Gold und einer Bronzemedaille, die heute dem Team des Olympiastützpunktes Potsdam angehört. Oder seien es die Geher Peter Frenkel, Olympiasieger 1972, und Ronald Weigel, Silber 1988 und Bronze 1992, heute Bundestrainer am Stützpunkt in Potsdam, die ihr Wissen an die Jugend weitergegeben haben und noch heute weitergeben. Sie tragen gemeinsam mit vielen anderen dazu bei, dass Potsdam auch heute noch in den Listen der Olympia-Teilnehmer zu lesen ist.

Eines ist für mich bei der Entwicklung des Sports ganz wichtig: Kontinuität. Wir dürfen uns nicht nur alle vier Jahre über die Erfolge unserer Sportler bei Olympischen Spielen freuen, sondern wir müssen immer wieder die Bedingungen für den Leistungssport auf den Prüfstand stellen. In einem Punkt gebe ich daher der Degenfechterin Imke Duplitzer Recht, die im Vorfeld der Spiele mit ihren Aussagen zum Zustand des deutschen Leistungssports für Unruhe sorgte: Es ist heute sehr schwer die Anforderungen der Schule und Ausbildung mit denen des Leistungssports unter einen Hut zu bekommen. Um die besten Bedingungen zur Verfügung zu stellen bedarf es daher einem Zusammenspiel vieler Akteure.

In Potsdam sind wir auf dem richtigen Weg. Hier haben es der Olympiastützpunkt mit seinem Partner, das Land Brandenburg, die Landeshauptstadt Potsdam, die Sportvereine mit ihrer Nachwuchsarbeit und -Entwicklung, die Universität Potsdam sowie die zahlreichen privaten Förderer des Sports gemeinsam geschafft, Strukturen neu aufzubauen und bessere Bedingungen für Sportler zu schaffen. Dies wird in den nächsten Jahren weiter entwickelt, denn die Förderung muss individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Sportlers zugeschnitten sein.

Wie viele andere auch werden ich die Wettkämpfe am Bildschirm verfolgen. Ich freue mich auf Emotionen und Kampfgeist - und natürlich über die Erfolge unserer Athletinnen und Athleten in London.

Ihr

Jann Jakobs


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