Medienkonferenz M100: Europa - das ist Potsdam!

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

der europäische Gedanke ist in kaum einer anderen Stadt so fest verankert wie in der Landeshauptstadt Potsdam. Tag für Tag wird hier die europäische Idee gelebt: in den wissenschaftlichen Instituten, in den Universitäten und Fachhochschulen, in den zahlreichen international agierenden Unternehmen wie auch in der Babelsberger Filmbranche. Europa - das ist Potsdam.

Ich freue mich, dass wir am kommenden Donnerstag zum achten Mal rund 100 internationale Medien- und Meinungsmacher zum Dialog in die historischen Schlösser und Gärten von Potsdam eingeladen haben. Thema ist: Europa und die Krise. Preisträger ist der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi, auf dessen Rede ich ebenso gespannt bin wie die von Finanzminister Wolfgang Schäuble und einigen anderen. Denn die Gestaltung des europäischen Hauses wird wesentlich davon abhängen, wer darin wohnt und wie wir es finanzieren.

Die Medienkonferenz M100 hat sich zu einem internationalen, ja europäischen Stelldichein von Medienmachern, Politikern und Intellektuellen entwickelt. Es macht mich stolz, dass wir jedes Jahr mit einem wichtigen Thema im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen, sei es wegen der Mohammed-Karikaturen oder wie im letzten Jahr der Facebook- und Internet-Einflüsse auf den arabischen Frühling.

In diesem Jahr geht es also um Europa und die Krise. Und da ist ja - leider ¬ etwas dran: Europa ist in der Krise. Eine Krise muss gemanagt werden. Krisenmanagement ist jedem politisch Verantwortlichen ein Begriff. Bei der angespannten ökonomischen und gesellschaftlichen Situation in vielen Mitgliedsländern der Währungsunion gerade auch im Süden Europas dürfen es sich Verantwortungsträger einfach nicht leisten, Entscheidungen zu vertagen, errungene Konsense zu unterlaufen oder dringend erforderliche Anpassungen in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen zu unterlassen. Das gilt übrigens nicht nur für Europa, das gilt auch für Potsdam.

Ich persönlich erwarte mir jedenfalls von dieser herausragend besetzten Tagung konkrete Antworten aber auch fundamental neue Lösungsansätze für diese in ihrer Schwere und möglichen zukünftigen Tragweite kaum zu unterschätzenden Herausforderungen für die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Eliten unseres Kontinents. Ich bin gespannt, wie diese Lösungen aussehen können und wie sie unser aller Leben verändern werden.

Ein zweites wichtiges Thema der Konferenz, das Erstarken des Nationalismus, möchte ich auch kurz streifen: Das Wiedererstarken von Nationalismus, Populismus und regional begründetem Chauvinismus ist eine der Hauptgefahren der nun schon ein halbes Jahrzehnt anhaltenden Krise in Europa. Rassistische Vorurteile und landsmannschaftliche Ressentiments sind ein effektiver Dünger für einen sich gefährlich verstärkenden Trend, immer "die anderen" für unsere Probleme verantwortlich zu machen.

Und diese Gefahr lauert nicht irgendwo da draußen. Die ist direkt vor der Tür. Ewiggestrige, braune Rattenfänger versuchen auf Veranstaltungen auch hier in Potsdam, die Menschen davon zu überzeugen, dass unsere Probleme in Brüssel liegen, dass Deutschland alleine besser zu Recht käme und dass nationale Alleingänge ein Allheilmittel für die Probleme unseres Landes darstellen. Diesem populistischen Unsinn, der die eigentlichen rassistisch und chauvinistisch geprägten Überzeugungen dieser "Nationalen" nur spärlich überdecken hilft, werden die Potsdamerinnen und Potsdamer am 15. September erfolgreich die Stirn bieten und ein Fest der Toleranz und des Miteinanders dagegensetzen.

Ihr

Jann Jakobs


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