Kolumne der Woche: Spitzenwissenschaft aus Tradition

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

23. November 2014

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

die Geschichte der Wissenschaft in Potsdam hat eine lange Tradition. Seit mehr als 200 Jahren pflegen wir sie und das bis in die heutige Zeit – intensiv. Zunächst war es die 1776 in Berlin von Friedrich II. gegründete Ingenieurakademie zur Ausbildung von Spezialisten für Militär- und Staatsbauten, die 1787 nach Potsdam verlegt wurde. Dann folgte die Gründung der „Märkischen Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam“ 1791 und schließlich ließ sich die private „Geographische Kunstschule“ am Potsdamer Brauhausberg 1839 nieder.

Das behalten wir in Erinnerung, wenn wir in dieser Woche zum achten Mal am Einsteintag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften den Nachwuchswissenschaftlerpreis der Landeshauptstadt vergeben. Insgesamt lagen acht Nominierungen für diesen mit 5000 Euro dotierten Preis vor, unter denen eine siebenköpfige Jury mit externen Wissenschaftlern zu entscheiden hatte. Ich weiß, ohne es jetzt schon verraten zu wollen, dass diese Jury wieder eine hochinteressante Wissenschaftlerin für die Auszeichnung auserwählt hat.

Im vergangenen Jahr haben wir ja mit Dr. Jan Philipp Wölbern einen spannenden und intellektuell herausragenden Preisträger gefunden. Seine Dissertation „Zwischen Menschenhandel und humanitären Aktionen. Der Häftlingsfreikauf aus der DDR 1962/62-1989“ hat mich selbst inspiriert, der Geschichte der Zusammenkünfte zwischen Ost und West von Herbert Wehner und Erich Honecker noch einmal nachzuspüren. Damit wurde auch die Arbeit des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam gewürdigt, was mich besonders gefreut hat.

Die Unterstützung der Wissenschaft durch die Landeshauptstadt Potsdam ist nach wie vor ungebrochen. Daran kann auch die aktuelle Debatte um die Unterstützung der Unternehmen des Gründerzentrums Go:In und die Standortfrage der Fachhochschule Potsdam nicht hinwegtäuschen. Wir waren mit allen Beteiligten stets im Gespräch und haben uns die Anliegen nicht nur angehört, sondern nach einer gemeinsamen Lösung für die Landeshauptstadt und die Wissenschaft gesucht. Ich finde auch, das ist gelungen. Potsdam ist Wissenschafts- und Wissensstadt. Rund 9.000 der 162.000 Potsdamerinnen und Potsdamer arbeiten in den wissenschaftlichen Einrichtungen. In keiner anderen Stadt Deutschlands gibt es pro Kopf der Bevölkerung mehr Wissenschaftler als hier.

Knapp 25.000 Studierende studieren an den Universitäten und der Fachhochschule Potsdam. Vor 21 Jahren gegründet, hat sich die Universität Potsdam in der Wissenschaftslandschaft Berlin-Brandenburg fest etabliert. Mit über 20.000 Studierenden in fünf Fakultäten ist sie die größte Hochschule des Landes Brandenburg. Forschungsschwerpunkte sind die Kognitions- und Bildungswissenschaften, die Erd- und Umweltwissenschaften, die Biologie, Chemie sowie Politik- und Verwaltungswissenschaften. Neben dem Campus am Neuen Palais sind Fakultäten der Universität Potsdam im Wissenschaftspark Potsdam-Golm und am Wissenschaftsstandort Babelsberg untergebracht.

1991 wurde die Fachhochschule Potsdam gegründet und zählt derzeit etwa 3.000 Studierende in 22 Studiengängen. Schwerpunkte werden auf die Bereiche Design, Medienwissenschaften, Architektur sowie Soziale Bildung gelegt. Die Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg ist die einzige Kunsthochschule des Landes Brandenburg und die älteste und größte Filmhochschule in Deutschland.

Mit ihrem breit gefächerten Angebot an spezialisierten Studiengängen sowie einer hervorragenden technologischen Ausstattung bereitet die HFF ihre Studierenden auf eine erfolgreiche Zukunft in den zahlreichen Berufsfeldern der modernen Medienlandschaft vor. Die im Oktober 2009 gegründete Fachhochschule für Sport und Management bietet die Studiengänge Sportmanagement und Sport an.
Hinzu kommen mehr als 40 wissenschaftliche Einrichtungen, die ihren Sitz in der Region haben: Max-Planck-Institute, Fraunhofer Institute, Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft und Helmholtz-Zentren. An verschiedenen Standorten in und am Rande der Stadt haben sich Forschungsinstitute verwandter Disziplinen angesiedelt.

Die Wissenschaft ist es uns wert. Wir werden die Tradition und Geschichte pflegen und die Grundlagen für ein weiteres Vorankommen immer unterstützen.

Ihr

Jann Jakobs