Kolumne der Woche: Klimapartner Sansibar

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

26. Oktober 2014

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

vor sieben Jahren haben die Stadtverordneten einen wichtigen Beschluss gefasst: Potsdam soll eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt in der Dritten Welt anstreben. Erste Etappen sollten umgehend in Angriff genommen werden, um aufzuzeigen, wie eine solche Vereinbarung nicht nur unterzeichnet, sondern auch mit Leben erfüllt werden kann. Als Partner war Zanzibar-Town avisiert, eine 230.000-Einwohner-Stadt auf einer Insel vor Ostafrika, die massive Umweltprobleme bewältigen muss.

Seither ist einiges passiert. Vor allem in Klima-Fragen ist zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und Zanzibar-Town eine wichtige Kooperation herangereift. 2011 hat auf Einladung der SKEW (Servicestelle für Kommunen in der einen Welt) der stellvertretende Verwaltungschef von Zanzibar-Town die Städtepartnerkonferenz zum Klimaschutz besucht und dabei der Landeshauptstadt Potsdam die Probleme seiner Stadt mit dem Klimawandel dargelegt. In der Folge haben Akteure aus beiden Kommunen in fünf Delegationsreisen mit Workshops in Potsdam und Zanzibar-Town und bei fünf Netzwerktreffen der SKEW gemeinsam ein Konzept entwickelt, aus dem sich konkrete Schritte wie die Verbesserung der Infrastruktur des zentralen Festplatzes Mnazi Mmoja Ground ableiten.

Drei Mal sind bei den Besuchen der Delegationen aus Afrika Einladungen nach Sansibar an mich herangetragen worden. Nun war es an der Zeit für mich, endlich einmal den möglicherweise neuen Städtepartner vor Ort zu besuchen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich mit einer Delegation von Vertretern aus Verwaltung, Wirtschaft, Gesundheitswesen, einer Partnerschule sowie von Vereinen und Nicht-Regierungsorganisationen in Sansibar. Um es einmal klar zu sagen: Ich finde es wichtig, dass wir als Landeshauptstadt Potsdam auch eine solche Städtepartnerschaft anstreben. Die Kosten für den Steuerzahler halten sich in Grenzen und mit den 60.000 Euro, die wir zum Großteil aus einem Programm des damaligen FDP-Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel bekommen haben, können wir konkrete umweltpolitische Hilfe leisten. Es werden damit unter anderem
Solarlaternen, Bäume und Abfallbehälter auf dem Festplatz Mnazi Mmoja Ground aufgestellt und der für die Gemeinschaft wichtige Platz damit erheblich aufgewertet. Vor Ort wollen wir unseren Klimapartnern dabei helfen, Förderanträge für weitere Sanierungsprojekte zu stellen.

Wir haben bei unserem Besuch in Zanzibar-Town aber nicht nur die klimapartnerschaftlichen Bemühungen im Blick, sondern wollen auch schauen, welche realistischen Chancen bestehen, eine Städtepartnerschaft einzugehen. Typische städtepartnerschaftliche Verbindungen sind geprägt vom Engagement örtlicher Vereine. Zu diesem Zweck wird unsere Potsdamer Delegation von der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft e.V. und dem Verein Twende Pamoja Potsdam e.V., sowie einer Mitarbeiterin der Potsdamer Grundschule Bruno-H-Bürgel begleitet. Die Bruno-H.-Bürgel-Schule ist eine Schulpartnerschaft mit der „Mwanakwere `H primary school” auf Sansibar eingegangen. Um auszuloten, ob zwischen Unternehmen auf Sansibar und in Potsdam beziehungsweise dem Land Brandenburg wirtschaftliche Beziehungen angebahnt werden können, sind außerdem Vertreter der Industrie- und Handelskammer Potsdam und der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt dabei. Die IHK kann hier bereits an erste Kontakte zwischen Sansibar und Brandenburg anknüpfen, die auf der Messe „Green Venture“ geknüpft worden sind.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die mögliche Hilfe von Potsdamer Ärzten in dem Entwicklungsland. Deswegen begleiten die Delegation zwei leitende Ärzte des Klinikums Ernst von Bergmann. Sie wollen vor Ort einen persönlichen Eindruck gewinnen, ob und wie das Klinikum bei der Fortbildung von sansibarischen Ärzten oder Pflegepersonal unterstützen kann oder ob es andere Formen der Hilfe geben kann.

Sie sehen, wir haben ein umfangreiches dienstliches Besuchs-Programm in Sansibar. Und ich bin überzeugt, dass wir nach einer Woche auch mit konkreten Ergebnissen nach Potsdam zurückkehren.

Ihr
Jann Jakobs