Kolumne der Woche: Ein neues Zuhause für Flüchtlinge

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Foto Blumrich
Oberbürgermeister Jann Jakobs, © Foto Blumrich

27. Juli 2014

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

im November des vergangenen Jahres sind die ersten Flüchtlingsfamilien in den Wohnungsverbund in der Haeckelstraße eingezogen. Sie leben dort in Wohnungen, Tür an Tür mit den alteingesessenen Bewohnern von Potsdam West - und nicht unter sich und in einer großen Flüchtlingseinrichtung. Nach fast zehn Monaten können wir nun eine erste Bilanz ziehen: Es klappt, wie sich jetzt zeigt, alles ganz hervorragend. Bis auf einige kleine praktische Hürden, die sich schnell überwinden ließen, gab es in der Nachbarschaft bislang kaum Probleme oder Beschwerden.

Die meisten der aktuell 61 im Haeckelkiez lebenden Flüchtlinge haben schon Deutschkurse absolviert, alle schulpflichtigen Kinder besuchen eine nahe gelegene Schule, gut die Hälfte der Kinder im Kita-Alter haben eine Platz in der Kindertagesstätte. Und das Wichtigste: Die Flüchtlingsfamilien aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan fühlen sich angekommen und sicher in ihrer neuen Umgebung, bei uns in Potsdam.

Für mich zeigt das, dass diese Form der Unterbringung der richtige Weg ist. Ich bin überzeugt, dass die Flüchtlinge, die zu uns kommen, auf diese Weise die besten Möglichkeiten bekommen, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren. Und es freut mich persönlich, zu beobachten, dass in Potsdam West inzwischen ein echter Austausch entstanden ist zwischen den neuen und alten Bewohnerinnen und Bewohnern - wenn die Nachbarn sich gegenseitig bekochen oder im Haushalt helfen.

An das Erfolgsmodell Wohnungsverbund will die Landeshauptstadt Potsdam anknüpfen. Aktuell wird deshalb im Staudenhof ein weiterer Wohnungsverbund aufgebaut, Ende des Jahres läuft das Projekt in der Grotrianstraße an. Trotz aller Bemühungen wird es uns voraussichtlich aber nicht gelingen, alle Flüchtlinge, die zu uns kommen, in Einzelwohnungen in bestehenden Vierteln unterzubringen. Denn es zeichnet sich ab, dass uns das Land noch mehr Flüchtlinge, als bisher angenommen, zuweist – aufgrund der schwierigen weltweiten Flüchtlingssituation. So wird die Landeshauptstadt in diesem Jahr nicht wie ursprünglich vorgesehen 279, sondern bis zu 386 Flüchtlinge aufnehmen müssen. An den Kopfweiden entsteht deshalb bis Anfang 2015 eine Gemeinschaftsunterkunft. Auch dort wird es für die ankommenden Familien separate Wohnungen geben. Unser Ziel ist es, allen Flüchtlingen, egal wo sie untergebracht sind, einen guten Start in Deutschland zu ermöglichen und zu unterstützen, wo immer es uns möglich ist.

In diesem Zusammenhang will ich es nicht versäumen, all jenen zu danken, die täglich dazu beitragen, dass das Zusammenleben und die Integration der neu angekommenen Familien aus den Krisenregionen der Welt gelingt. Dazu zählten der Verein Soziale Stadt und der Internationale Bund als Träger der Wohnungsverbünde, das Stadtteilnetzwerk Potsdam West, das das dortige Projekt mit viel Engagement unterstützt und nicht zuletzt alle Potsdamerinnen und Potsdamer, die den neuen Bewohnern mit Verständnis, Neugier und Offenheit begegnen. Für alle ist auch klar: Die Flüchtlinge sind eine Bereicherung für unsere Gemeinschaft!

Ihr

Jann Jakobs

 

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