Kolumne der Woche: 70 Jahre Potsdamer Konferenz

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

2. August 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

am Sonntag, den 2. August jährte sich zum 70. Mal die Verabschiedung des „Potsdamer Abkommens“. Auf dieser Konferenz wurden die politische und geografische Neuordnung Deutschlands, seine Entmilitarisierung, die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen, der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern verhandelt und am 2. August 1945 festgeschrieben.

Neben dem Tag von Potsdam gibt es kaum ein weiteres historisches Ereignis, das so intensiv mit der heutigen brandenburgischen Hauptstadt verknüpft wird. Mit der Potsdamer Konferenz stand die Stadt im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. In den kommenden Wochen wird dieses Jubiläum daher mit verschiedenen Veranstaltungen gewürdigt. Am 31. August hat die Landeshauptstadt zusammen mit der Schlösserstiftung Justizminister Heiko Maas und Botschaftsvertreter aller Siegermächte ins Schloss Cecilienhof zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Kurz darauf gibt es eine Tagung im Potsdam Museum, und am 17. September steht der Mediengipfel M100 Sanssouci Colloquium ganz im Zeichen des Potsdamer Abkommens und seiner Folgen für Europa.

Vor siebzig Jahren lag die Innenstadt des lange von echten Kriegsschäden verschont gebliebenen Potsdam durch die Luftangriffe vom 14. April 1945 und die nachfolgenden Kämpfe um die Eroberung der Stadt in Trümmern. Nichts deutete darauf hin, dass im Spätsommer des Jahres die ganze Welt nach Potsdam blicken würde.

Und als Harry S. Truman und Winston Churchill am 15. Juli 1945 auf dem Flughafen Gatow landeten, machten Sie sich auf, die „Berliner Konferenz“ zu besuchen, um den Ausgang des 2. Weltkriegs im Westen und dessen Auswirkungen auf die Nachkriegsordnung zu besprechen. Da Berlin jedoch vollkommen zerstört war, hatten die Sowjets als Gastgeber das Schloss Cecilienhof in Potsdam vorgeschlagen. Generalissimus Josef W. Stalin reiste aus Flugangst etwas später mit einem Sonderzug aus Moskau auf einem eilig gelegten Breitspurgleis im zerstörten Potsdamer Hauptbahnhof an, um an dem Treffen teilzunehmen, das später in aller Welt als „Potsdamer Konferenz“ bekannt wurde.

Mit dem unzerstörten Schloss Cecilienhof und der ebenfalls unzerstörten Villensiedlung Babelsberg hatten die sowjetischen Organisatoren vor den Toren der völlig zerbombten Reichshauptstadt Berlin in Potsdam einen idealen Tagungsort gefunden. Der gab zwar zunächst nicht der Konferenz, wohl aber den geschlossenen Vereinbarungen den Namen der Stadt und transportierte damit Potsdam in die Weltöffentlichkeit. Erst mit der medialen Publizierung dieses Ereignisses in den folgenden Monaten, wandelte sich die „Berliner Konferenz der Drei Mächte“ zur „Potsdamer Konferenz“.

Die Beschlüsse der Konferenz werden im Volksmund oft als „Potsdamer Abkommen“ bezeichnet, auch wir haben diesen gängigen Begriff daher in unserer Veranstaltung verwendet. Ein solches juristisch vereinbartes Abkommen hat es jedoch nie gegeben. Stattdessen wurde nur eine „Mitteilung“ als Kurzfassung des von den drei Regierungschefs unterzeichneten Protokolls, datiert auf den 1. August 1945, herausgegeben. Vieles wurde in diesem Protokoll vage und unbestimmt formuliert. Der Ausgang der Konferenz war bereits deutlich von den Spannungen zwischen Ost und West bestimmt, die bald zum Kalten Krieg führten.

Heute zählt die historische Ausstellung zur Geschichte der Konferenz und des Schlosses Cecilienhof zu einer der am meisten besuchten Orte in Potsdam. Auch das Potsdam Museum stellt in seiner Ausstellung zur Stadtgeschichte die Konferenz an Hand von originalen Exponaten vor. Aktuell hat das Museum aus Anlass des 70. Jahrestages historische Filmdokumente dieses weltpolitisch wichtigen Ereignisses dauerhaft in seine Präsentation integriert.

Viele der Fragen, die sich nach dem Ende des 2. Weltkriegs stellten, sind heute wieder unter völlig veränderten Rahmenbedingungen auf der politischen Agenda. Wie soll Europa aussehen? Wie ist die Rolle Deutschlands? Welche Bedeutung hat die mögliche Wiederkehr eines Szenarios „Kalter Krieg“ für die Entwicklung des Kontinents? Auch diese Fragen werden intensiv diskutiert, wenn im September politische Entscheidungsträger und journalistische Meinungsmacher bei M100 in Potsdam aufeinandertreffen.

Ihr

Jann Jakobs