Kolumne der Woche: 2015 - herausfordernd und bewegend

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

27. Dezember 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

ich hoffe, Sie haben mit Ihren Familien ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest gehabt. Zugleich wünsche ich Ihnen, dass Sie gut ins nächste Jahr kommen und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016 verleben!

Das Jahresende ist ja gewöhnlich die Zeit der Bilanzen. Und so möchte ich auch in meiner letzten Kolumne 2015 bilanzieren. Es war, wie ich finde, ein bewegendes und herausforderndes Jahr. In allen Bereichen waren die Landeshauptstadt, die Stadtverordnetenversamlung, die Stadtverwaltung und ich als Oberbürgermeister vor einige knifflige, dann aber auch gut bewältigte Aufgaben gestellt. Allen voran haben wir etwa 1700 geflüchtete Menschen in unserer Landeshauptstadt empfangen und untergebracht. Das hat uns vor eine Herausforderung gestellt. Aber ich denke, wir haben sie insgesamt sehr gut gemeistert.

Wir haben neue Standorte für Unterkünfte gefunden, vorhandene erweitert und alle möglichen Wohnungsangebote der Pro Potsdam genutzt. Wir haben zugleich neue Standortpotenziale ermittelt und arbeiten an der Umsetzung. Und wir haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft bei Ihnen, liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, erlebt, die einmalig ist. Darauf bin ich stolz, denn für diese Willkommenskultur beneiden uns zu Recht viele andere Städte und Kommunen. Ich möchte mich daher an dieser Stelle bei allen, die mitgeholfen haben, herzlich für die enormen Hilfsleistungen bedanken!

Potsdam zeigt nicht nur in dieser Hinsicht ein liebenswertes Gesicht. In allen Statistiken geht es aufwärts: Die Geburten steigen, die Bevölkerungszahl steigt, so auch die Wirtschaftskraft und die Zahl der Arbeitnehmer. Und die Menschen leben unwahrscheinlich gerne in unserer Stadt. Sie fühlen sich wohl. Die Lebensqualität ist dabei ein wichtiger Faktor. Für die, die zu uns kommen, bauen wir daher weiter Wohnungen. So hat das städtische Wohnungsunternehmen Pro Potsdam in diesem Jahr schon 498 aus dem Programm der 1500 Wohnungen fertig gestellt. Darüber hinaus sichern wir für diejenigen, die schon lange in Potsdam leben, bezahlbare Mieten. Das haben wir zuletzt mit den Beteiligungsverfahren zu den Restitutionsobjekten der Heidesiedlung, Benkertstraße und am Brauhausberg unter Beweis gestellt.

Apropos Beteiligung: Das Leitbild für die Landeshauptstadt ist vorangebracht worden. Im Januar können Sie alle sich noch einmal beteiligen, dann geht es zur Abstimmung in der SVV in die letzte Runde. Ich bin überzeugt, dass wir auch beim Bürgerdialog im Bereich Plantage – Rechenzentrum – Garnisonkirche weiterkommen. Ein wesentlicher Erfolg ist schon erzielt, weil in diesem Jahr ins Bürogebäude des Rechenzentrums die Kunst- und Kreativszene eingezogen ist – das wird mitunter in den Berichten leichtfertig vergessen.

Gefreut habe ich mich zudem über die Entwicklung in der Potsdamer Mitte, wo es unaufhörlich weitergeht. Nachdem das Humboldtquartier am Otto-Braun-Platz quasi fertig gestellt ist und die Fassaden der Palazzi Pompei und Chiericati zu sehen sind, ist nun auch das Museum Barberini in voller Pracht zu bewundern. Bald werden sich hier auch die Türen für die Potsdamerinnen und Potsdamer öffnen. Nebenan, gegenüber vom Bahnhof, entsteht das neue Sport- und Freizeitbad, wo gerade Richtfest war und an dem wir sicherlich noch viel Freude haben werden.

Es ist aber nicht nur Gutes geschehen. Aus unserer Mitte ist Anfang Juli im Schlaatz ein Kind verschwunden: der sechsjährige Elias. Er fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer, eines der schlimmsten, die man sich vorstellen kann. Ich selbst bin bis heute tief betroffen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer haben über Wochen nach ihm gesucht und bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben. Wenn es in diesem Fall überhaupt etwas Tröstliches gibt, dann ist es die Tatsache, dass die Menschen im Schlaatz alle gemeinsam zu einer solch großartigen Hilfsaktion zusammenkamen. Das hat die Menschen – das hat man auch bei der Andacht gesehen – näher gebracht, selbst in so einem schweren Moment.

Schauen wir dennoch zum Schluss nach vorne. Potsdam wird sich weiter entwickeln. Wir werden wachsen. Für 2016 stehen neue Herausforderungen bevor, bei denen ich Sie auffordern möchte mitzuhelfen, sie zu bewältigen. Wir brauchen Sie! Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen guten Rutsch – und bleiben Sie gesund!

Ihr

Jann Jakobs