Herausforderung demografischer Wandel

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, 

der Demografie-Gipfel der Bundesregierung hat in diesen Tagen seine Spuren in den Medien hinterlassen. Das ist gut so, denn der Wandel der Bevölkerung und die daraus resultierenden Aufgaben und Probleme sind ein schwer zu vermittelndes Thema. Wohl auch, weil viele Menschen nur das hier und heute sehen. Dabei ist es von immenser Wichtigkeit, heute den Grundstein für die nächsten Jahrzehnte zu legen. Es ist daher richtig und wichtig, dass Städte, Länder und der Bund die großen Fragen der Bevölkerungsentwicklung heute diskutieren und Lösungsmöglichkeiten für morgen entwickeln.

Können Sie sich an das Unwort des Jahres 1996 erinnern? Rentnerschwemme. Was für ein unangemessenes Wort, was für ein falsches Bild der Gesellschaft. Es klingt nahezu bedrohlich, dass die Menschen immer älter werden. Müssen wir also vor der Zukunft Angst haben? Oder besser die Frage: Was ist schlimmer, der Klimawandel oder der demografische Wandel? Die Frage ist natürlich rhetorischer Art. Keiner muss Angst vor dem demografischen Wandel haben. Wichtig ist allein, was wir, die Gesellschaft daraus machen.

Alt sein bedeutet nicht gleich schlecht oder unbrauchbar zu sein. Im Gegenteil. Für mich wird der Begriff Lebenserwartung in diesem Zusammenhang zum geflügelten Wort. Es bedeutet nicht allein wie lange lebe ich, sondern was ich im Alter vom Leben erwarte. Erst kürzlich bin ich wieder gefragt worden: Ist Potsdam auf den demografischen Wandel vorbereitet, gibt es genug Pflegeplätze und Altenheime? Meines Erachtens ist die Herangehensweise an dieses Thema falsch. Denn mit den Veränderungen in der Bevölkerung wird auch ein Wandel bei den Bedürfnissen der älteren Menschen sichtbar. Sie wollen keine Verwahrstationen, sondern selbstbestimmt in der Mitte der Gesellschaft, in der eigenen Wohnung altern. Und darauf bereiten wir uns in Potsdam seit Jahren vor. Seit 2006 gibt es in der Verwaltung zudem eine geschäftsbereichsübergreifende Arbeitsgruppe Demografie, seit Jahren auch ein Demografiekonzept. Es beinhaltet konkrete Handlungsansätze für unsere Stadt. Diese sind die Leitlinien unserer Arbeit.

Erst Ende September sind die grundlegenden Fragen der Herausforderungen für die Zukunft durch den demografischen Wandel beim Bürgerdialog, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, in Potsdam erörtert worden. Antworten für die Zukunft werden gesucht. In Potsdam haben wir in den vergangenen Jahren einen kleinen Vorgeschmack auf das bekommen, was in den nächsten fünf Jahrzehnten auf unsere Gesellschaft zukommt. Die geringe Geburtenrate Anfang der 90er Jahre wirkt sich bis heute direkt auf die Stadtentwicklung aus. Erst mussten Kitas, Schulen und Jugendclubs teilweise geschlossen werden. Inzwischen investieren wir wieder Millionen, um mit der Bevölkerungsentwicklung im Bereich der Kinder und Jugendlichen mithalten zu können.

Die schwierigsten Aufgaben stehen durch den steten Zuzug von Familien, die alternde Gesellschaft und die veränderten Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen noch vor uns. Es sind andere als in der Uckermark oder Sachsen-Anhalt, wo mit der Entsiedlung ganzer Gebiete gerechnet wird. Doch unsere Aufgaben sind nicht weniger anstrengend und teuer als dort. Daher dürfen Bund und Land die strukturstarken, prosperierenden Städte wie Potsdam nicht vergessen. Eine stärke Förderung zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben ist unausweichlich. Was auf Bundesebene nun passiert, steht bei uns seit Jahren auf der Tagesordnung. Die Erarbeitung von Konzepten für die Zukunft, von Konzepten für eine sich wandelnde Gesellschaft. Damit Potsdam, auch künftig eine für alle lebenswerte Stadt bleibt.

 


Ihr

Jann Jakobs


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