Hahn, Dietrich Rohde, 1983

Kunststein, H 160 cm, B 90 cm, T 90 cm

Dietrich Rohde (1933-1999) fertigte für den Potsdamer Raum größtenteils realistische Darstellungen, doch diese abstrakte Tierplastik aus Kunststein zeigt sich in einer ungewöhnlichen
Ausführung, welche verschiedene Betrachtungsweisen zulässt. Hat man den Hahn in der Plastik erkannt, ist es leicht, das alles zentrierende Auge auszumachen, das gewissermaßen einen Durchblick zulässt. Von dieser Mitte wirbelt sich in einer dynamischen Geste der Federkörper des Hahnes in zwei Richtungen heraus. Die Vorderseite bildet der sich in großen Bögen nach oben auffächernde Brustteil mit drei stumpfen Federenden. Die kraftvollen, fast übertriebenen Federschwünge imitieren die stolz geschwungene Brust des selbstbewussten Hahnes. In die entgegengesetzte Richtung fächern sich in ebenso kraftvollen aber kleineren Schwüngen die Schwanzfedern abwärts. Diese enden in stumpfen und vollendeten Spitzen. Ihre erhabenen Schwünge imitieren die Hauptsicheln am Schwanzfederwerk eines Hahnes. Zusammen ergeben die beiden entgegengesetzt verlaufenden Federschwünge eine S-Kurve, deren Energiewirbel das Umfeld der Plastik dynamisieren und dieses zugleich in den Strudel des zentralen Auges hineinzieht. Damit verdeutlicht der Künstler die Charakteristik eines Hahnes, der entsprechend der Hackordnung seine Umgebung beherrscht und diese mit seinem prachtvollen Federkleid auf sich zu lenken vermag.

In der 1983 von Dietrich Rohde gefertigten Plastik erkennt man das Typische des dargestellten Tieres: Die gezackte Bewegung eines omnipräsenten Hahnes, dessen Energie sich aus dem Zentrum heraus kraftvoll ausbreitet. Diese Grundintension lässt, wie bereits angedeutet, einen weiteren Betrachtungswinkel zu: der Seitenwechsel von Kopf und Schwanz. Somit würden die kleineren abwärtsgerichteten Bögen kein Schwanzfederwerk, sondern Schnabel und Kammbögen verdeutlichen und die kraftvollen aufwärtsgerichteten Federschwünge nicht die stolze Brust, sondern das Schwanzfederwerk imitieren. In beiden Fällen unterstützt die Abstraktion das Wesentliche in der Gestaltung der Tierplastik. Der Künstler bietet dem Betrachter somit die Möglichkeit, sich in der Erarbeitung verschiedener Blickwinkel zu üben und seine Sinne für Interpretationsmöglichkeiten zu schärfen.

Adresse

Hahn
Breite Straße 24
14471 Potsdam
Deutschland