Florales Gitter, Christian Roehl, 1972

Am Ende der Liegewiese am Eingang zum Rosengarten steht eine von Efeu dicht bewachsene und durch vertikale Linien strukturierte Betonwand, die zudem von zwei Stahlgittern durchbrochen wird. Bei näherem Herantreten stellt der Spaziergänger verwundert fest, dass das scheinbar natürlich gewachsene Rankenwerk aus nachahmenden Stahlstreben besteht. Diese sind keine der üblichen maschinell gefertigten Gitter zur Gestaltung oder Abgrenzung eines öffentlichen Raumes, sondern die 1972 vom Metallkünstler Christian Roehl (1940-2013) von Hand geschmiedeten und kunstvoll gestalteten Floralen Gitter. Ihre Ausbildung scheint so naturnah, dass es bisweilen schwerfällt, zwischen Original und Nachbildung zu unterscheiden.

Damit macht Christian Roehl die Herausforderung an das Material deutlich: Das harte Eisen lässt sich nur in eine solche Form bringen, indem man sich in Materialität und Struktur des Schwermetalls hinein versetzt. Folgt man diesem Gedanken, wird verständlich, wie schwierig der Gestaltungsprozess gewesen sein muss und wie viel Mengen an Energie dabei in das Material geflossen sein muss, um zu diesen biegsamen Formen zu gelangen. Die Floralen Gitter verdeutlichen somit nicht nur den Kontrast zwischen natürlicher Härte und scheinbarer Elastizität des Materials, sondern auch den Prozess einer Annäherung des gewählten Motivs an die Natur.

Die Floralen Gitter sind zwar Bestandteil der Abgrenzung eines Teils des Gartens, lassen aber je nach Standpunkt des Betrachters Ein- und Ausblicke zu. Diese Transparenz bleibt aber nur erhalten, wenn dem Pflanzenwuchs Einhalt geboten wird. Somit offenbart Christian Roehl dem Betrachter die Aneignung des Raumes durch das Wechselspiel von Kunst und Natur. Der gelernte Bauschlosser, Kunstschmiedemeister und Metallgestalter hat zahlreiche Metallarbeiten für den öffentlichen Raum in Berlin und Brandenburg geschaffen. Mit den Floralen Gittern machte Christian Roehl das traditionelle Kunstschmiedehandwerk zu einem Objekt des öffentlichen Raumes und gleichzeitig erhob er industrialisierte und architekturbezogene Metallkunst aus dem Gebrauchswert zu einem Kunstwerk.