
Im Herbst 1685 hob Ludwig XIV., der Sonnenkönig von Frankreich, das Edikt von Nantes auf, das sein Großvater, Heinrich IV., 1598 erlassen hatte und das nach jahrzehntelangen blutigen Glaubenskämpfen Grundlage für das friedliche Miteinander von Reformierten und Katholiken geworden war. Mit der Aufhebung des Edikts stellte Ludwig die Hugenotten in seinem Land vor die Wahl, entweder zu konvertieren oder auszuwandern.
In dieser Situation veröffentlichte der Große Kurfürst sein Edikt - zunächst in französischer Sprache - und bot damit den Hugenotten einen Halt und zugleich eine neue Heimat. Schon die Überschrift über diesem Papier zeigt jedoch, dass es Friedrich Wilhelm um mehr als Toleranz gegenüber den Evangelisch-Reformierten ging. Es ging ihm um die Gewinnung hochwillkommener Einwohner und Fachkräfte für seine noch immer unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges leidenden Lande. So ist zu verstehen, dass die folgenden Artikel des Edikts tatsächlich zahlreiche Privilegia und Wohlthaten versprachen, die die einheimischen Landeskinder keineswegs genossen und die in der Folge durchaus auch zu Spannungen führten.
Andererseits trafen die Glaubensflüchtlinge aus Frankreich hier in Brandenburg-Preußen tatsächlich auf eine schon seit längerem vom Großen Kurfürsten entwickelte und geübte Toleranzpolitik. Die in anderen Herrscherhäusern geübte Politik „cuius regio, eius religio" - „Wes' Land, des' Religion" - wurde in Brandenburg nicht praktiziert. Hier galt vielmehr eine relative Freiheit des Glaubensbekenntnisses, niedergelegt im Toleranzedikt von 1662. Diese Herangehensweise Friedrich Wilhelms findet ihre Entsprechung in den Handlungen seiner Nachfolger, allen voran Friedrichs II.: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die leute, so sie profesieren, Erlige leute seindt ..." Dem ist, betrachtet man die Entwicklung seit dieser Zeit wie auch die Gegenwart, nichts hinzuzufügen.
H. Kreft
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- Edikt von Potsdam, 1685