Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
in den vergangenen Tagen haben Medien darüber berichtet, wie viele Obdachlose es in Potsdam gibt und welche Hilfsangebote zur Verfügung stehen. Immer wenn die Tage kürzer werden und der Frost durchs Land zieht, kommen diese Berichte. Ich persönlich bin nicht glücklich darüber, dass es in unserer Gesellschaft überhaupt Menschen gibt, die - egal zu welcher Jahreszeit - auf der Straße leben müssen. Umso wichtiger ist es aber in den kalten Monaten, ihnen zu helfen. In der Landeshauptstadt existiert daher ein dichtes Netz an Hilfsangeboten: Straßensozialarbeiter kümmern sich vor Ort, ein Obdachlosenheim gibt es, andere Notunterkünfte, die Suppenküche, die Potsdamer Tafel und seit einer Woche auch ein Arztmobil.
Die Idee eines solchen Angebotes stammt von einer Straßensozialarbeiterin. Sie hat im Rahmen einer Überprüfung ihrer Arbeit berichtet, dass das Projekt der Straßensozialarbeit bei Obdachlosen gut läuft, die Kontakte hergestellt sind und die Obdachlosen Gebrauch von dem Angebot machen. Eines würde aber fehlen: eine medizinische Betreuung. Viele wohnungslose Menschen würden nicht zum Arzt gehen, weil ihnen entweder die Versicherung fehlt, sie kein Geld für die Praxisgebühr haben oder schlichtweg sogar gebeten worden sind, die Praxis zu verlassen. Letzteres möchte ich nicht weiter kommentieren. Gemeinsam mit dem Klinikum Ernst von Bergmann hat die Landeshauptstadt nach Möglichkeiten gesucht, das Mobil bereitzustellen und zu finanzieren. Seit Anfang Dezember gibt es das Arztmobil endlich.
Bereits am ersten Tag in der vergangenen Woche haben 20 Menschen das Angebot genutzt. Behandelt worden sind kleinere Wunden und Krankheiten. Aber es zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist. Behandelt wird, wer ans Arztmobil kommt, egal ob er krankenversichert ist oder nicht. Drei Notfallmediziner aus dem Klinikum Ernst von Bergmann sowie drei Schwestern kümmern sich um die Menschen, um die sich sonst kaum jemand kümmert. Vielen Dank für Ihren Einsatz sage ich daher an dieser Stelle!
Im kommenden halben Jahr ist die Finanzierung gesichert, doch Klinikum und Landeshauptstadt dürfen nicht alleine gelassen werden. In Nordrhein-Westfalen wird das Arztmobil durch die Kassenärztliche Vereinigung sowie die Krankenkassen anteilsmäßig bezahlt. Dies streben wir auch in Potsdam an. Es ist aber nur ein Angebot, das in unserer Stadt zur Verfügung steht. Vor allem die ehrenamtlichen Helfer, die Mitarbeiter der Suppenküche, die Sozialarbeiter, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und in Notunterkünften leisten eine wichtige Hilfestellung für viele Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben.
Umso trauriger macht es mich, wenn ich höre, dass die Spendenbereitschaft für Menschen in Not in diesem Jahr sehr gering ist. Am 20. und 21. Dezember veranstalten die Suppenküche und die Arbeiterwohlfahrt ihre traditionellen Weihnachtsfeiern mit Essen für obdachlose Menschen. Dafür werden noch Spenden benötigt. Daher möchte ich Sie an dieser Stelle dazu aufrufen: Spenden Sie in der Weihnachtszeit und darüber hinaus für Menschen in Not, die keine Unterkunft haben oder nur so viel, um zu überleben. Die Suppenküche der Volkssolidarität, das Obdachlosenheim, betrieben durch die Arbeiterwohlfahrt, die Potsdamer Tafel sowie die Menschen, die die Angebote nutzen, werden es Ihnen danken.
Ihr
Jann Jakobs
Zu allen Kolumnen kommen Sie hier.