Aufschlag in die Zukunft

7. April 2013 

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

immer wieder gibt es Zweifel, ob Potsdam eine Sportstadt ist. Zu wenig Unternehmen unterstützen den Leistungssport und somit auch den Breiten- und Nachwuchssport. Denn die Kinder und Jugendlichen profitieren von einer erfolgreichen ersten Mannschaft oder erfolgreichen Sportlern dieser Sportart und deren Unterstützung. Einerseits, weil die Förderung des Sports auch dem Nachwuchs zugutekommt. Andererseits, weil sich der Nachwuchs mit dem Erfolg der „Großen" identifiziert und ihnen nacheifert. Dieses System der Nachwuchsförderung, dieser Potsdamer Weg, hat sich in den vergangenen Jahren bei den Fußballerinnen von Turbine Potsdam ebenso erfolgreich durchgesetzt wie beispielsweise beim Kanu, Rudern und Wasserball. Dieser Tage sind es die Volleyballerinnen des SC Potsdam, die durch sportliche Erfolge von sich reden machen. Denn sie haben das erste Playoff-Spiel im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen den Schweriner SC gewonnen - immerhin der aktuelle Deutsche Meister und Pokalsieger.

Es ist eine Entwicklung, die geduldig aufgebaut worden ist. Noch vor zehn Jahren wurde der Sprung in die höchste Spielklasse nicht gewagt. Der Geschäftsführer sagte immer, keine höchste deutsche Liga ohne schlüssiges Nachwuchskonzept und das finanzielle Fundament. Denn einen teuren Ausflug ohne Aussicht auf Erfolg und Nachhaltigkeit wollte Peter Rieger nicht. Einige haben ihn für diese Philosophie belächelt und meinten, dann kauf Dir noch mehr Spielerinnen und sichere dadurch den Erfolg. Die Beharrlichkeit des „Machers" des Sportclubs, den er vor zwanzig Jahren gemeinsam mit Jörg-Peter Schäperkötter neu aufbaute und zum inzwischen größten Sportverein des Landes Brandenburg entwickelte, zeichnet Peter Rieger aus. Es wäre doch eine tolle Geschichte, wenn die Volleyballerinnen des Vereins in dieser Woche mit einem weiteren Sieg gegen Schwerin den größten Erfolg der Volleyball-Vereinsgeschichte perfekt machen könnten - rund um den 60. Geburtstag von Peter Rieger.

Eine gesunde sportliche Entwicklung und ein gutes wirtschaftliches Umfeld sind Zwillinge der Vereinsentwicklung. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, das Engagement von vielen ehrenamtlichen Helfern, Trainern und Sponsoren ist überlebenswichtig für Sportvereine in dieser Stadt. So ist es aus meiner Sicht auch die richtige Entscheidung, die der 1. VfL Potsdam für sich getroffen hat. Trotz einer guten Saison und vielen tollen Spielen der ersten Männermannschaft hat sich die Vereinsspitze frühzeitig entschieden, nicht den Husarenritt zurück in die 2. Bundesliga zu starten, ohne das finanzielle Fundament zu haben. Diese Entscheidung zieht den Verzicht auf einen sportlichen Traum zugunsten der Gesundheit des Vereins nach sich und verdient daher unseren Respekt. Ich wünsche mir, dass der VfL Potsdam wieder mit einer guten, nachhaltigen Nachwuchsarbeit und der folgenden finanziellen Kraft langfristig den Verein in die Bundesliga zurückführt.

Als Landeshauptstadt werden wir den Sport auch weiter nach all unseren Möglichkeiten unterstützen. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Kommunale Unternehmen unterstützen den Sport, die Stadt selbst schafft die Infrastruktur. Mit der inzwischen ein Jahr alten MBS-Arena haben die dort spielenden Vereine ihren Zuschauerschnitt deutlich erhöhen, teils sogar verdreifachen können. Auch das spricht für die Attraktivität des Sports. Nur eines können und wollen wir als Landeshauptstadt nicht mehr. Defizite im laufenden Spielbetrieb absichern, weil eine Vereinsführung unverantwortlich gehandelt hat. Daher kann ich den Weg des SC Potsdam und den jetzigen des VfL Potsdam nur unterstützen und hoffe, dass sich dies auch in Erfolgen widerspiegelt.

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, auch Sie können die Vereine direkt unterstützen. Werden Sie Mitglied im Sportverein und helfen Sie dadurch, die Kinder- und Jugendarbeit sowie den Leistungssport zu unterstützen.

Ihr

Jann Jakobs



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