Alter Markt und Freundschaftsinsel

In diesem Areal entlang der Havel lag nicht nur der Ursprung der Stadt, hier befand sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg auch das historische Zentrum der Stadt. Der Alte Markt war die baukünstlerische Mitte. Stadtschloss, Rathaus und Nikolaikirche setzten wichtige architektonische Akzente, auf die sich die übrige Stadt bezog. Kirche und Altes Rathaus wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, die Ruinen des Stadtschlosses 1960 abgetragen.

Freundschaftsinsel

Von 1718 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war die Schwemmsandinsel zwischen der Alten und der Neuen Fahrt von einem Palisadenzaun durchzogen, der als Bestandteil der Stadtmauer die Flucht von Soldaten verhindern sollte. Vor rund 150 Jahren erhielt die Freundschaftsinsel ihren Namen nach einem dort gelegenen Gasthaus. Aber erst im 20. Jahrhundert entstand ihr heutiges Gesicht. Der berühmte Staudenzüchter Karl Foerster (1874-1970) und der Gartenarchitekt Hermann Mattern (1902-1971) schufen zwischen 1938 und 1940 ein gartenkünstlerisches Kleinod. Kern der Anlage ist ein Schau- und Sichtungsgarten für Stauden. 1953/54 und 1973 wurde die Insel umgestaltet, so dass heute drei verschiedene Perioden der Gartenarchitektur erlebbar sind. Eine Besonderheit ist noch immer die Sammlung von originalen Foerster-Züchtungen. Vor allem an Phlox, Rittersporn und Astern können sich die Besucher erfreuen. Im Jahr 2001 war die Freundschaftsinsel eine der Schauplätze der Potsdamer Bundesgartenschau. Es gibt einen großen Kinderspielplatz, ein Insel-Café, Freiflächen, eine Freilichtbühne, einen Ausstellungspavillon.
Als grüne Oase in zentraler Lage lädt die Freundschaftsinsel zu jeder Jahreszeit zu einem Besuch ein.

Der Ursprung Potsdams

Von der Spitze der Freundschaftsinsel fällt der Blick auf die gegenüberliegende Seniorenresidenz. An dieser Stelle, am Ufer der Havel gegenüber der Nuthe-Mündung, liegt der Ursprung Potsdams. Dort befand sich vom 9./10. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts auf einer vom Festland künstlich abgetrennten Insel ein slawischer Burgwall, umgeben von mehreren, zum Teil auch befestigten Siedlungen. Im Zuge der ersten Stadterweiterung wurde diese Insel 1722 Teil der Stadt. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurde durch Zuschütten der Burggräben eine feste Landverbindung mit der Altstadt hergestellt. 1726-1728 errichtete Friedrich Wilhelm I. an dieser Stelle die Heiligengeistkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde; die Reste wurden abgetragen. In Erinnerung an die Kirche entstand in den 1990er Jahren ein Neubau in der Kubatur der Kirche als Seniorenresidenz. Archäologisch nachgewiesen ist, dass das heutige Potsdam und seine Umgebung von Jägern und Fischern der jüngeren Altsteinzeit vor rund 12 000 Jahren bewohnt wurde.

Reste der Stadtmauer - Große Fischerstraße

"Zuförderst ward demnach ein' ausgemeß'ne Mauer / Um Potsdam, und zugleich um dessen Raum, geführt / Die von besondrer Höh' und von so starcker Dauer, / Daß künfftig selbst die Zeit die Krafft daran verliert." 

Bellamintes hatte Unrecht: Die Zeit hat die Potsdamer Stadtmauer nicht verschont. Aber hinter dem Heilig-Geist-Park in der Großen Fischerstraße ist das längste zusammenhängende Stück noch erhalten. 160 Meter lang, wurden die Reste 2004/2005 aufwändig restauriert, wobei an der teilweisen Schräglage nichts geändert wurde. Die Potsdamer Stadtmauer war nie ein Verteidigungswall. Sie entstand in zwei Etappen unter der Herrschaft Friedrich Wilhelms I. ab 1722. Durch das Bauwerk sollten die aus aller Herren Länder stammenden Soldaten des Königs an der Flucht gehindert werden. Ihre zweite Funktion war die einer sogenannten Akzisemauer. Dass der Zugang zur Stadt nur noch durch die Tore möglich war, erleichterte die Besteuerung von Handelsgütern wie z. B. Lebensmitteln durch die Stadt, also das Erheben der Akzise.

Altes Rathaus

Die Worte von Bellamintes über den Vorgängerbau trafen zweifellos auch auf das 1753 bis 1755 von Jan Bouman (1706-1776) auf Geheiß Friedrichs II. errichtete barocke Potsdamer Rathaus zu: "Es stehet an dem Marckt', allwo sich alles reget / Und bleibet diesemnach auch aller Augen Ziel. / Sonst ist es ziemlich groß, und ordentlich gebauet, / (Wie man denn, überhaupt, allhier die Ordnung liebt) /So wird auf dessen Dach' ein feiner Turm geschauet, / Der diesem ganzen Bau ein herrlich Ansehn giebt." Vorbild für das Rathaus war ein nicht ausgeführter Entwurf des Renaissance-Baumeisters Andrea Palladio (1508-1580) für einen Palast in Vicenza. Wechselvolle Nutzungen bestimmten die 250-jährige Geschichte des Baus mit wenigen repräsentativen Räumen und vielen kleinen Amtsstuben. Örtlichkeiten für den Potsdamer Magistrat zunächst, wurden einzelne Bereiche im Turm für "Polizei-, Straf- und Schuldgefangene" genutzt. Seit 1840 hatte die Sparkasse hier ihr Domizil, der Potsdamer Museumsverein zeigte ab 1909 Sonderausstellungen. Nach der Zerstörung im April 1945 wurde das Alte Rathaus wieder aufgebaut und 1966 als Kulturhaus eingeweiht. Die Atlas-Figur auf dem Turm, ursprünglich aus vergoldetem Blei, stürzte 1776 herab und wurde durch eine aus Kupfer getriebene, ebenfalls vergoldete Figur ersetzt. Die ständige Ausstellung im Erdgeschoss zeigt in Text und Bild die wechselvolle Geschichte dieses Hauses.

Knobelsdorffhaus

Durch einen modernen Zwischenbau mit dem Alten Rathaus verbunden ist das sogenannte Knobelsdorff-Haus, das bereits 1750 vom Architekten des Schlosses Sanssouci Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff  als Wohnhaus errichtet wurde. Anstelle des Zwischenbaus stand früher das Wohnhaus des Bäckers Windelband.

Nikolaikirche

Zwei damals schon berühmte Architekten und ein König sind über dem Bau der Nikolaikirche im 19. Jahrhundert gestorben: Schinkel, Persius und Friedrich Wilhelm III.
Die jetzige Kirche St. Nikolai hatte mehrere Vorgängerbauten. Der letzte davon entstand 1721 bis 1724 nach Plänen des Hofbaumeisters Philipp Gerlach. Er brannte
1795 ab, die Ruine wurde abgetragen. 1826 erhielt Karl Friedrich Schinkel den Auftrag für eine neue Kirche an dieser Stelle. Eine Skizze des Kronprinzen Friedrich Wilhelm gab das Aussehen weitgehend vor. Schinkel selbst verarbeitete Anregungen aus Paris und London, wo er das Pantheon und die St. Pauls-Kathedrale gesehen hatte. Unter der Leitung des Baumeisters Friedrich Ludwig Persius begannen die Arbeiten an der Kirche 1830. Am 17. September 1837 wurde die Kirche eingeweiht, die durch ein flaches Satteldach und den südlich vorgelagerten Portikus mehr an einen antiken Tempel als an eine Kirche erinnerte. Eine Kuppel war am Widerstand und der Sparsamkeit des Königs Friedrich Wilhelm III. gescheitert. Erst nach dessen Tod 1840 konnte sie in Angriff genommen werden. Doch im Oktober 1841 starb Schinkel, 1845 auch Persius, nachdem 1843 zunächst unter seiner Leitung die Arbeiten an den vier Ecktürmen und der Kuppel begonnen hatten. 1846-1848 wurde unter der Leitung des Baumeisters Friedrich August Stüler nach den ursprünglichen Plänen Schinkels die Tambourkuppel aufgesetzt. Die Einweihung der Kirche in ihrer endgültigen, das Stadtbild prägenden Architektur fand am 24. März 1850 statt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche schwer beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte nach 1945 in mehreren Etappen. Im Inneren erfuhr die Kirche wesentliche Veränderungen. So wurden die Säulen, auf denen die Emporen ruhen, um zwei Meter in den Innenraum versetzt. Der so gewonnene Raum wurde durch Glaswände abgetrennt, hinter denen sich ein Andachts- und ein Ausstellungsraum, Beratungs- und Büroräume befinden. Erst 1981 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden. Die Gesamthöhe der Kirche bis zum Kreuz beträgt 77 m. Das Hauptgesims des quadratischen Unterbaues liegt in 27 m Höhe. Der Tambour ist 22,5 m hoch und wird von 28 Säulen umstellt, jede 10 m hoch. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 24 m bei einer Höhe von 13 m. Sie trägt die Laterne mit Kreuz, die 14,5 m hoch ist.

Stadtschloss und Fortunaportal

"Das königliche Schloss, und was darzu gehöret, / Verdient den ersten Rang und stehet oben an, ...", schrieb einst Bellamintes und bezeichnete damit das Schloss, das Kurfürst Friedrich Wilhelm 1662 bis 1668 anstelle eines älteren Vorgängerbaus hatte errichten lassen. Forschungen belegen, dass Entwürfe für das Schloss den Büchern des bereits verstorbenen niederländischen Baumeisters Jacob van Campen entnommen wurden und dass sich sowohl der Kurfürst selbst als auch sein Freund Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen an der Planung beteiligten. Wenige Jahre später, 1679 bis 1682, wurden die beiden Flügelbauten verlängert, 1701 wurde das Fortunaportal gebaut. 1744 bis 1756 ließ Friedrich II. das Stadtschloss umbauen. Das Stadtschloss wurde beim Bombenangriff am 14. April 1945 zerstört, die Ruinen wurden 1960 abgetragen. Bis 2011 soll das Schloss als Sitz des Brandenburger Landtages wieder aufgebaut sein - in der historischen Kubatur und vielleicht auch mit der historischen Fassade. Zu den herausragenden Ereignissen in der Geschichte des Stadtschlosses gehört, dass Kurfürst Friedrich Wilhelm hier im Oktober 1685 das "Edikt von Potsdam" unterzeichnet hat, das den von Ludwig XIV. aus Frankreich vertriebenen Hugenotten eine neue Heimat gab. Bereits wiedererrichtet werden konnte das Fortunaportal. Ursprünglich ist es ein Werk des Hugenotten Jean de Bodt (1670-1745). Ausgeführt wurde der neue nördliche Eingang des Stadtschlosses 1701 zu Ehren der Krönung Friedrichs I. zum König in Preußen. Das Portal hat eine Höhe von 28 Metern, die vergoldete Fortuna misst 2,15 Meter. Zusammen mit den später entstandenen Gebäuden Altes Rathaus und Nikolaikirche bildet es am Alten Markt einen architektonischen Dreiklang der Kuppeln. "... von dort, vom Vorhofe des Stadtschlosses aus, hat man vielleicht das schönste Traumbild der Architektur in dem Spiel und der Harmonie dieser drei Kuppeln zueinander, in den Schwingungen und Lösungen der Linien, das mir im Norden überhaupt bekannt ist", schrieb Georg Hermann 1929. Der Wiederaufbau des Fortunaportals in den Jahren 2000 bis 2002 konnte durch eine Spende des bekannten Journalisten und Moderators Günther Jauch realisiert werden.

Obelisk

Der beinahe 20 Meter hohe Obelisk auf dem Alten Markt wurde 1753 bis 1755 nach einem Entwurf von Knobelsdorff erbaut. Er trug zunächst an den vier Seiten Medaillons mit den Bildnissen der Kurfürsten und Könige Friedrich Wilhelm, Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Nach Kriegsbeschädigungen wurde die Säule 1969 bis auf den Sockel abgetragen, 1978/79 jedoch unter Verwendung der Originalteile erneuert. Auf den Medaillons sind nun bedeutende Baumeister der Potsdamer Geschichte dargestellt: Knobelsdorff, Gontard, Schinkel und Persius.

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