Pressemitteilung Nr. 260 vom 16.04.2014 Gleichstellungsbeauftragte: "Häusliche Gewalt ist keine Privatsache"

Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam, Martina Trauth-Koschnick, nimmt den aktuell vor dem Landgericht Potsdam verhandelten Fall der schweren Misshandlung einer Frau durch ihren Ehepartner zum Anlass, auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam zu machen und auf Hilfsangebote hinzuweisen.

„Das vermeintliche sichere Zuhause ist für viele Frauen oftmals der gefährlichste Ort“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Denn wenn Frauen Opfer von Gewalttaten werden, ist der Täter meist jemand, den sie gut kennen. Bei schwerer Körperverletzung gegen Frauen und bei Tötungsdelikten ist in etwa 50 Prozent der Fälle der Partner oder ein Verwandter der Täter. „Gewalt gegen Frauen in Deutschland ist erschreckenderweise immer noch sehr viel weiter verbreitet als manche glauben mögen“, so Martina Trauth-Koschnick. In Deutschland erlebt jede vierte Frau häusliche Gewalt. Zwei Drittel der Betroffenen werden über einen längeren Zeitraum hinweg schwer misshandelt. „Häusliche Gewalt, so Martina Trauth-Koschnick ist keine Privatsache, sondern eine Straftat.“ Freundinnen, Nachbarn und Bekannte, die einen Verdacht haben, sollten nicht wegschauen, sondern auf ihr Bauchgefühl hören, so Martina Trauth-Koschnick. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie auf beobachtete oder vermutete häusliche Gewalt reagiert werden sollte. Drei Dinge gelten aber immer:
1. Eine Gewalthandlung ist eine Straftat, egal wo oder zwischen wem sie ausgeübt wird. Es muss also nicht befürchtet werden, sich in eine vermeintliche Privatangelegenheit einzumischen.
2. Die Polizei sollte gerufen werden, wenn die eigene Sicherheit oder die einer anderen Person akut gefährdet ist oder wenn Schreie aus der Nachbarwohnung zu hören sind.
3. Andere können einem Menschen helfen. Betroffene haben häufig aus Scham oder Angst nicht den Mut, sich Hilfe zu holen. Wenn Nachbarn oder Bekannte Hilfe anbieten oder sich deutlich gegen häusliche Gewalt positionieren, kann das für eine Betroffene eine sehr bedeutende Geste der Unterstützung sein.

Unterstützung bietet auch das seit einem Jahr vorhandene bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Dieses steht Frauen zur Seite, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind. Ob Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung oder Stalking. Kostenlos, vertraulich, rund um die Uhr und bei Bedarf auch mehrsprachig können sich Frauen über die 0 8000/ 116 016 beraten lassen. Aber auch Angehörige und Bekannte können das Hilfetelefon in Anspruch nehmen. „Ich appelliere an alle betroffenen Frauen, sich Hilfe zu holen“, sagt Martina Trauth-Koschnick. Das Hilfetelefon ist eine für bislang nicht erreichte gewaltbetroffene Frauen Möglichkeit, Unterstützung zu finden. Es ist ein Erstberatungsangebot, das an geeignete Einrichtungen in Nähe des Wohnorts vermitteln kann.

 

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