Bornstedt, das italienische Dörfchen mit Campanile

Text: Natalie Gommert
Bornstedter See
© Klaus Maluche
Bornstedter See (© Klaus Maluche)

Der Ortsteil Bornstedt, der wie Fontane schreibt "die Rückwand von Sanssouci“ ist, lockt mit bekannten Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen. Dazu zählen insbesondere das Krongut und die Kirche mit dem Bornstedter Friedhof, der Volkspark und die Biosphäre. Seit 1935 ist Bornstedt ein Ortsteil Potsdams. Früher prägten die Landwirtschaft und das Militär, der Adel und die Künstler den Ortsteil. Im Jahre 1991 begann der Abzug der GUS-Streitkräfte aus den Kasernen im Bornstedter Feld. Dieser war 1994 abgeschlossen. Mit dem Erwerb der ehemaligen Militärflächen durch den Entwicklungsträger Pro Potsdam begann die Sanierung und Aufbereitung der Brachen. Das Bornstedter Feld wurde in den neunziger Jahren zu einem attraktiven Gelände für die Bundesgartenschau 2001 entwickelt. Rund um den großen Volkspark Potsdam ist heute ein Wohn-, Dienstleistungs- und Freizeitstandort entstanden. Das Bornstedter Feld ist von der weltberühmten Potsdamer Kulturlandschaft umgeben - und von Havelseen, kleinen Wäldern und der weiten Lennéschen Feldflur. Inmitten dieser reizvollen Umgebung entsteht ein Stadtteil für 13.400 Bewohner und 5.000 Arbeitsplätze.  

Geschichte

Bornstedt entstand als Dorf wahrscheinlich um 1160 bis 1200. 1304 wird es erstmals erwähnt. Ursprünglich wesentlich größer von den Ausdehnungen gehörten auch die heutigen Bereiche der Schlösser und Gärten dazu. Schloss Sanssouci ist 1744 von Friedrich II. auf Bornstedter Gebiet entstanden. Im Umfeld war anfangs noch großes Jagdgebiet, später wurde es gärtnerisch gestaltet. Später wurden große Flächen in Bornstedt militärisch umgenutzt.

Sehenswürdigkeiten

Umgeben von Havelseen, Wäldern und der Lennéschen Feldflur bietet das Bornstedter Feld den idealen Ausgangspunkt für Ausflüge zu Fuß oder per Rad. Der Volkspark ist zur Bundesgartenschau 2001 entstanden. Im Bornstedter Feld, das seit Friedrich II. als Exerzierplatz genutzt wurde, robbte noch Altbundespräsident Richard von Weizsäcker als Rekrut über das Gelände. Der Exerzierplatz wurde während der Bundesgartenschau zum zentralen Bugapark umgestaltet, heute ist es Volkspark mit vielen Freizeitmöglichkeiten und Veranstaltungen. Die Biosphäre, einst die zentrale Bugahalle, befindet sich ebenfalls auf dem Gelände.

Im Jahre 1909 nutzten auch die Luftfahrtpioniere Heinrich Alberti und Wilhelm Focke das Bornstedter Feld  für die ersten Flugzeugstarts. Ebenso wurde das Bornstedter Feld vom Bornstedter Pfarrersohn Werner Alfred Pietschker und Enkel von Werner von Siemens als Landeplatz. Ende des Ersten Welktrieges erfolgte die Stationierung einer Jagdstaffel auf dem Bornstedter Feld am Hang des Ruinenberges. Sie sollte Luftangriffe auf Berlin abwehren. Nachdem laut Versailler Vertrag die Militärfliegerei verboten war, trafen sich die ehemaligen Kriegsflieger in einer Kaserne am Bornstedter Feld, um an alte Zeiten zu erinnern.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch das Krongut Bornstedt, das 2002 als ehemaliges Mustergut der preußischen Krone mit Gastronomie, Handwerkskunst und Tagungsmöglichkeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Geschichte reicht weit zurück. Als Rittergut errichtet, entstehen hier später eine Brauerei und Brennerei. Das Krongut liegt direkt am Bornstedter See, nur 400 Meter von Sanssouci entfernt, und gehört zum UNESCO-Welterbe. Sein heutiges Aussehen als italienisches Dörfchen geht auf Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin, die älteste Tochter der Queen Victoria zurück, die nach einem Brand 1846 hier ein Mustergut schufen und das Gelände und das anliegende Dorf umgestalteten, im italienischen Stil: „Nun habe ich endlich mein italienisches Dörfchen“, soll Friedrich Wilhelm IV. ausgerufen haben. Die letzte Bewohnerin des Gutes war Prinzessin Feodora, die jüngste Schwester der letzten Kaiserin Auguste Victoria, die das Gut zu einem Künstlerhof entwickelte und einer Schokoladenfirma ihren Namen gab.

Die Dorfkirche Bornstedt hat einen freistehenden 34 Meter hohen Campanile. Friedrich Wilhelm IV. beauftragte Ludwig Persius mit dem Entwurf. 1842/43 entstand ein Säulengang im italienischen Architekturstil. Friedrich August Stüler wurde 1854/55 mit der weiteren Planung beauftragt, 1881/82 vollendete Persius den Bau, der noch heute erhalten ist. Er fügte anstelle der Ostapsis einen rechteckigen Choranbau an. Der Orgelprospekt stammt aus dem Jahre  1856, die farbige ornamentale Bemalung der Prospektpfeifen wurde 1882 hinzugefügt. Das Orgelwerk wurde 1978 von der Firma Schuke gebaut. Der Bornstedter Friedhof liegt direkt hinter der Kirche: "…und was in Sanssouci stirbt, wird in Bornstedt begraben was in Sanssouci stirbt, das wird in Bornstedt begraben – in den meisten Fällen königliche Diener aller Grade, näher- und fernerstehende, solche, deren Dienst sie entweder direkt an Sanssouci band, oder solche, denen eine besondere Auszeichnung es gestattete, ein zurückliegendes Leben voll Tätigkeit an dieser Stätte voll Ruhe beschließen zu dürfen. So finden wir denn auf dem Bornstedter Kirchhofe Generale und Offiziere, Kammerherren und Kammerdiener, Geheime Räte und Geheime Kämmeriere, Hofärzte und Hofbaumeister, vor allem – Hofgärtner in Bataillonen,“ Und „Der alte Kirchhof hat den freundlichen Charakter einer Obstbaumplantage“, so hat Fontane den Friedhof in Bornstedt erlebt und beschrieben. Ludwig Persius (1803 bis 1845) und Peter Joseph Lenné liegen hier, aber auch andere Persönlichkeiten der preußischen Geschichte wie Friedrich Heinrich Ludwig von Arnim, Willy Kurth, Karl H. Bröhan, Siegward Sprotte und die Fährenbesitzer Müller zu Nedlitz, der Müller von Sanssouci und Mitglieder des Widerstandes um den 20. Juli 1944.

Der Maler und Ehrenbürger Potsdams, Siegward Sprotte, wuchs in Bornstedt auf. Auf dem elterlichen Areal befindet sich heute die Sprotte Stiftung.

Adresse

Bornstedt
Ribbeckstraße
14469 Potsdam
Deutschland