Die Medizinstudentin Annemarie Siegfried hatte den größten Teil ihres Lebens in Potsdam verbracht und dort die Schule besucht. Nach einem Nervenzusammenbruch wurde sie ab 1942 in mehrere psychiatrische Kliniken eingeliefert. Am 12. Juli 1943 verstarb sie als Euthanasieopfer des Nationalsozialismus.
Annemarie Siegfried wurde am 4. Februar 1920 in Potsdam geboren. Sie war die zweite Tochter des Arztes und Regierungsmedizinalrates Karl Siegfried und seiner Ehefrau Paula, geborene Wernich. Karl Siegfried diente im Ersten Weltkrieg und arbeitete im Versorgungskrankenhaus in Potsdam. Annemarie Siegfried wuchs in Potsdam auf. Familienfotos vermitteln ein fröhliches und musikalisches Kind mit starker Freiheitsliebe. Als Annemarie 13 Jahre alt war, starb ihr Vater. Wenig später ging ihre Mutter eine erneute Ehe ein und heiratete den Politiker und Schriftsteller August Winnig. Die Familie bezog ein Haus am Neuen Garten. Mit 18 Jahren erfuhr Annemarie Siegfried von ihrer Familie, dass ihr Vater Selbstmord begangen habe. Diese Nachricht löste bei ihr eine Lebenskrise aus.
Nach dem Abitur schlug Annemarie Siegfried zunächst den Weg eines Medizinstudiums ein. Sie wechselte von Berlin nach Göttingen, wo sie einer Krankenpflegetätigkeit nachkam. Schließlich absolvierte sie das Physikum und setzte ihr Medizinstudium in Tübingen fort. Hier kam es zu einer erneuten schweren Krise mit Wutausbrüchen, die wohl durch die Zurückweisung eines Kommilitonen und durch zunehmende Zweifel am Medizinstudium ausgelöst wurden. Daraufhin wurde Annemarie Siegfried mit der Diagnose „manischer Erregungszustand mit schizophrener Symptomatik“ im Oktober 1942 in die Psychiatrie der Universitätsklinik Tübingen eingewiesen. Nach einer mehrmonatigen Behandlung mit schweren schädigenden Behandlungen – viele Elektroschocks, Insulintherapie, schwere Medikamente - wurde die junge Studentin nach kurzer Entlassung erneut in mehrere psychiatrische Kliniken verlegt.
Nach monatelanger Tortur wurde Annemarie Siegfried am 12. Juli 1943 in der privaten Heil- und Pflegeanstalt St. Josefskloster Neuss Opfer der Euthanasie. Sie wurde getötet, weil sie in der Ideologie der Nationalsozialisten als „lebensunwert“ galt. Die offizielle Todesursache wurde mit Herzlähmung und Manie angegeben.
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Am Neuen Garten 42A
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