Pressemitteilung Nr. 362 vom 20.07.2022 Geschenk an das Potsdam Museum: Plastik des Künstlers Rainer Sperl

Das plastische Objekt „Der König geht baden oder die Taufe F II“ von Rainer Sperl.
© Michael Lüder
Das plastische Objekt „Der König geht baden oder die Taufe F II“ Rainer Sperl. Foto: Michael Lüder

Das Potsdam Museum präsentiert seit April 2022 die Ausstellung ′Rainer Sperl/plastische Objekte. weltallerdemensch′ mit 40 Werken Rainer Sperls. Aus dieser Werkschau wird nun ein plastisches Objekt dauerhaft an das Museum übergeben. Es handelt sich hierbei um eine großformatige Plastik des Künstlers, welche sich mit der preußischen Geschichte skurril und satirisch auseinandersetzt – das plastische Objekt „Der König geht baden oder die Taufe F II“.

„Die Schenkung Rainer Sperls an das Potsdam Museum freut mich ganz besonders, denn diese Plastik erweitert unsere Sammlung um einen regional ansässigen Künstler, dessen Vita bereits seit den 1970er-Jahren eng mit Potsdam verbunden ist,“ sagt Potsdams Kulturbeigeordnete Noosha Aubel.

Bei Sperl werden alltägliche Objekte zum Zerrspiegel der gesellschaftlichen Gegenwart umgedeutet, entfremdet und in neue Funktions- und Bedeutungszusammenhänge gebracht. Sperl ist ein Schöpfer von plastischen Satiren, die zur Anekdote ausgeformt werden und Geschichten von der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählen. Dabei gelingt es ihm immer wieder, auf eine besonders humorvolle Art und Weise auch ironische Brücken in die Potsdamer Vergangenheit zu schlagen. 

Die plastische Arbeit „Der König geht baden oder die Taufe von F II.“ zeigt den in einer alten Zinkwanne badenden König Friedrich Wilhelm I. nebst Gattin, sowie den zu taufenden Sohn Friedrich II. Beschützt wird die königliche Familie im Hintergrund von der Leibgarde von Friedrich Wilhelm I., den berühmten Langen Kerls, welche ebenso im vom Rotwein getränkten Wannenkorpus ihrer Dienstpflicht nachkommen müssen, um die Königsfamilie zu bewachen. Teils nackt oder mit legerer Badebekleidung sitzen alle entspannt im Wasser und zelebrieren den höfischen Alltag. Das Königspaar genießt aus goldenen Kelchen den reichlich vorhandenen Rotwein, erholt sich und schwelgt vor sich hin. Der Müßiggang ist auch eine Kunst des Innehaltens!

Sperl nimmt hier einen inhaltlich komplexen Geschichtsstoff auf und thematisiert nicht nur das alltägliche Leben am königlichen Hof, sondern auch das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. auf humoristische Art und Weise. Dies zeigt sich deutlich in den bewusst übertriebenen Gesichtsausdrücken des Ehepaars und des schreienden Friedrich II. Alle Figurinen zeigen in ihrer Mimik Ähnlichkeiten mit dem damals lebenden Protagonisten auf, die das handwerkliche Können des Plastikers verdeutlichen. Die Besonderheit der vielseitigen Sperl-Objekte besteht aus einer experimentellen Materialkombination, die aus mehrfach gebrannten Terrakotta-Keramiken als auch der Verwendung von alltäglichen Fundstücken besteht.

Am Donnerstag, 28. Juli, lädt das Potsdam Museum ab 18 Uhr zu der Sonderveranstaltung Sommerlicher Sperlabend ein, bei der die Schenkung Rainer Sperls an das Potsdam Museum präsentiert wird. In einem Künstlergespräch mit Christoph Tannert, Leiter des Künstlerhauses Bethanien in Berlin, wird Rainer Sperl sein außergewöhnliches plastisches Objekt „Der König geht baden oder die Taufe F II.“ vorstellen und über Ernst und Unernst in seinem Werk sprechen. Alle Kunstinteressierten können sich auf einen Abend zu Jazzklängen des Lazzig-Duos freuen und an der Cocktailbar des „Cafè Central“ einkehren. Karten können vorab im Potsdam Museum erworben werden.