Pressemitteilung Nr. 335 vom 29.06.2022 Backofen Babelsberg als Denkmal des Monats ausgezeichnet

AG Städte mit historischen Stadtkernen würdigt Sanierung am Neuendorfer Anger 3

Für den ab 2008 schrittweise sanierten und seit 2012 wieder aktiv nutzbaren Backofen Babelsberg ist heute die Urkunde „Denkmal des Monats“ von der AG Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg an die Eigentümer, Tatjana Ranglack und Jochen Woller, übergeben worden. Der heute wieder funktionstüchtige Backofen wurde als Denkmal des Monats Juni ausgewählt. 

Matthias Franke, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Bauen, Denkmalschutz, Vermessung und Geoinformation, sagt anlässlich der Prämierung des Bauwerks: „Der Backofen Babelsberg ist ein wunderbares Beispiel für ‚lebendige Denkmale‘: Zum einen ist er als Bauwerk ein Schaufenster in die Vergangenheit, zum anderen gestaltet er durch die Nutzung unsere Gegenwart. Dies ist dem großen Engagement der Eigentümer Tatjana Ranglack und Jochen Woller zu verdanken, die den Wiederaufbau gestemmt haben und den Ofen einem breiten Publikum mit öffentlichen Backtagen näherbringen.“

Bei dem Backofen handelt es sich um ein wertvolles Zeugnis der Backofentradition aus dem mittleren 19. Jahrhundert. Im hinteren Bereich des Bauwerks befindet sich der eigentliche Backofen mit flacher, nach oben rundlich abschließender Brennkammer und davor ein überdachter Vorraum mit Rundbogenöffnung. Der Backofen ist massiv gemauert und mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Auf diese Weise entspricht er den Anforderungen an eine feuerfeste Bauweise. 

Bei einer Grundfläche von etwa fünf Quadratmetern konnten mehr als 20 Brote gleichzeitig gebacken werden, darüber hinaus wurde Kuchen zubereitet, Obst getrocknet und Fleisch gegart. Nach Aussagen von Zeitzeugen kamen die Bewohner des Dorfes noch bis in die 1940er-Jahre einmal wöchentlich zusammen, um Brot abzubacken. Danach wurde der Ofen nicht mehr genutzt und verfiel.

Ab 2008 wurde mit Fördermitteln der Stadt Potsdam und privaten Mitteln der Eigentümer der Wiederaufbau des Backofens begonnen. Über mehrere Jahre erfolgten enge Abstimmungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren: Den ausführenden Fachfirmen Ofenbaumeister Andreas Fleischer und der Babelsberger Baufirma Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Unteren Denkmalschutzbehörde Potsdam und den Eigentümern des Backofens. Der Ofen wurde zunächst komplett freigelegt, vorhandene Bausubstanz wurde gereinigt und befestigt. Der Vorbau wurde unter Erhalt des Bestandes rekonstruiert. Nun wurde der Backraum unter Verwendung von Schamottematerial aufgebaut. Schamottesteine sind feuerfeste Tonerzeugnisse, welche traditionell in Lehm und Schamottemörtel gesetzt wurden. Zweitverwendete Biberschwanzziegel wurden in Lehm gesetzt und dienten als Deckung der Brennkammer und des Vorraumes. Die Maueroberflächen wurden, wie noch am Altbestand zu sehen war, mit einer Kalkschlämme versehen. 

Durch die Eigentümer organisiert finden seit 2012 wieder regelmäßige Backtage statt. Der Hof ist dann für Besucher geöffnet und es werden Natursauerteigbrote und Blechkuchen nach alten Rezepten zubereitet. Diese Veranstaltungen werden mit großem Interesse angenommen. 

Die Auszeichnung zum „Denkmal des Monats“ erfolgt jeden Monat an ausgewählte Denkmale der Mitgliedstädte der AG Historische Stadtkerne. Die Einzeldenkmale oder Ensembles stehen bespielhaft für die Sanierung und für die besonderen Herausforderungen der Erneuerung der historischen Stadtkerne Brandenburgs. Das Jahresthema 2022 lautet „Kulturgut Alte Stadt – Altstadt genießen“.

Die Veranstaltungen am Backofen Babelsberg machen dieses Jahresthema in vielerlei Hinsicht erlebbar. Das historische Angerdorf Neuendorf mit der Hofanlage Am Neuendorfer Anger 3 und dem Backofen sind dann erlebbare Orte in der Altstadt, welche an dieser Stelle die Entwicklung eines märkischen Dorfes zum heutigen Siedlungsteil der Landeshauptstadt Potsdam anschaulich macht. Der Backofen stellt hierbei ein wichtiges Kulturgut der dörflichen Siedlung dar und verbindet durch das frisch gebackene Brot und den Kuchen die Themen Altstadt und Genuss auf anschauliche und erlebbare Weise.