Pressemitteilung Nr. 183 vom 28.04.2022 Erstmals amtliche Zahlen zur Bundeswohnungslosenstatistik erhoben

614 Menschen in Potsdam gelten als wohnungslos und sind in Unterkünften untergebracht
Das Bild zeigt Potsdam aus der Vogelperspektive - vorn die Glienicker Brücke, dahinter die Berliner Vorstadt, umrahmt von der Seenlandschaft und den UNESCO-Welterbeparks.
© Ulf Böttcher
Blick auf Potsdam aus der Vogelperspektive © Ulf Böttcher

Erstmalig ist in diesem Jahr bundesweit eine amtliche Wohnungslosenstatistik erhoben worden. Über die vorläufigen Ergebnisse der amtlichen Statistik in der Landeshauptstadt Potsdam hat der Fachbereichsleiter Wohnen, Arbeit und Integration, Gregor Jekel, am Donnerstag gemeinsam mit Angela Schweers, Vorstandsvorsitzende im AWO Bezirksverband Potsdam e.V., sowie Birgit Hollmann, Teilbetriebsleiterin im AWO-Familienhaus, informiert.

614 Wohnungslose waren zum Stichtag 31. Januar 2022 in Unterkünften im Potsdamer Stadtgebiet untergebracht. Überwiegend waren dies Männer (403). Mit rund einem Drittel ist der Frauenanteil aber deutlich höher, als dies öffentlich wahrgenommen wird. Das Durchschnittsalter liegt bei 31 Jahren. Wohnungslosigkeit betrifft dabei alle Altersgruppen und reicht von Neugeborenen bis zu Hochbetagten. Mehr als ein Viertel der Wohnungslosen ist minderjährig. Das ist ein deutlich höherer Anteil, als er im Bundesdurchschnitt aus den bisherigen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) hervorgeht. Knapp 50 Prozent der statistisch erfassten Wohnungslosenfälle sind Haushalten mit Kindern (Familien, Alleinerziehende) zuzuordnen.

„In Potsdam werden 167 Kinder in der Wohnungsnotfallhilfe betreut. Das ist für die Lebensperspektive jedes einzelnen betroffenen Kindes keine gute Voraussetzung. Deswegen fordern wir Wohnungen für Familien“, sagte Angela Schweers, Vorstandsvorsitzende im AWO Bezirksverband Potsdam. Zehn Prozent der Wohnungslosen lebten zum Erfassungszeitpunkt seit mehr als fünf Jahren in einer Wohnungsloseneinrichtung. In Einzelfällen leben Menschen seit mehr als 20 Jahren in Unterkünften.

„Wir haben in Potsdam sehr gute Strukturen für den Umgang mit Wohnungslosigkeit. Die gemeldeten Daten zeigen dennoch: Auch unter diesen guten Voraussetzungen gelingt es in vielen Fällen nicht, dass Menschen in die eigene Wohnung zurückkehren. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt daher in der Vermeidung von Wohnungsverlust“, sagte Gregor Jekel, Fachbereichsleiter Wohnen der Landeshauptstadt Potsdam.

Die vorgestellten Daten fließen in die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung ein. Rechtsgrundlage ist das 2020 beschlossene Wohnungslosenberichterstattungsgesetz. Dieses Regelt den Aufbau einer bundesweiten amtlichen Wohnungslosenstatistik. Damit wurde eine langjährige Forderung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) aufgegriffen. AWO und Landeshauptstadt Potsdam haben sich als Mitglieder der BAG-W ebenfalls für dieses Anliegen eingesetzt. 2022 wurden erstmals Daten durch das Statistische Bundesamt erhoben.