Pressemitteilung Nr. 173 vom 25.04.2022 Landeshauptstadt und SPSG pflanzen Bäume des Jahres

Auch die Rotbuche leidet unter dem Klimawandel
Lars Schmäh, Bernd Rubelt und Prof. Dr. Michael Rohde (SPSG) pflanzen Rotbuchen auf dem Kiewitt.
© Landeshauptstadt Potsdam/Christine Homann
Lars Schmäh, Bernd Rubelt und Prof. Dr. Michael Rohde (SPSG) pflanzen Rotbuchen auf dem Kiewitt. Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Christine Homann

Anlässlich des heutigen Tags des Baumes haben Bernd Rubelt, Umweltbeigeordneter der Landeshauptstadt Potsdam, und Prof. Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), den Baum des Jahres – eine Rotbuche – auf dem Kiewitt gepflanzt.

Die Rotbuche ist von der Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2022 gekürt worden – ein Novum, da diese Auszeichnung dem einzigen heimischen Vertreter der Gattung „Fagus“ bereits im Jahre 1990 zuteil wurde. Der Grund für die erneute Auszeichnung liegt in der großen Herausforderung, die die Rotbuche zu meistern hat – auch in Potsdam. Die Rotbuchen leiden unter einer Komplexkrankheit, die bei alten Exemplaren leider oft zu einem kompletten Absterben des Baumes führt. Das ist an vielen Stadt- und Straßenbäumen aber auch in den Parks der SPSG zu beobachten. Als Ursprung dieser Krankheit werden die zunehmend steigenden Temperaturen und das häufige Ausbleiben von ergiebigen Niederschlägen gesehen. Werden Rotbuchen nach langjähriger Beschattung, zum Beispiel durch umgebende Bäume, plötzlich nach Sturm- oder Trockenheitsausfall voller Sonneneinstrahlung ausgesetzt, leiden sie unter Sonnenbrand an der Rinde. Die wärmebedingte Fruchtbildung, die sogenannte Mast, tritt immer häufiger ein und schwächt den Baum ebenfalls. Auch der mit dem Wassermangel verbundene Trockenstress verschlechtert die Widerstandsfähigkeit, weshalb Schwächepilze leichtes Spiel haben und den Baum weiter schädigen, mitunter bis zum Absterben.

Aufgrund der Standortansprüche des Baumes wurde eine Grünfläche nahe der Straße Auf dem Kiewitt als geeigneter Pflanzstandort gewählt. Auf der ufernahen Grünfläche soll ein stadttypischer Hitzestau vermieden und eine ausreichende Wasserversorgung sichergestellt werden. Dieser Standort soll den zu pflanzenden Bäumen – einem Großbaum und drei kleinen Buchen - optimale Wuchsbedingungen bieten. Die kleinen Buchen sind „echte Potsdamer“ und stammen aus dem Aufwuchs von heimischen Rotbuchen in den Parks der SPSG. „Diese Jungbäume, die bereits mit den Potsdamer Klima- und Bodenverhältnissen aufgewachsen sind, haben daher besonders gute Chancen, sich zu stattlichen Großbäumen im Potsdamer Klima zu entwickeln“, so SPSG-Gartendirektor Rohde.

„Ich freue mich sehr über die gute Zusammenarbeit mit der SPSG. Schon seit 2006 gibt es ein Kooperationsvertrag zwischen der Gartendirektion und der Unteren Naturschutzbehörde auf dem Gebiet des Baum- und Naturschutzes“, ergänzt der Umweltbeigeordnete Rubelt.

Die Pflanzungen zum Tag des Baumes stellen einen kleinen Ausschnitt aus der städtischen Pflanzkampagne des Jahres 2022 dar. Im Jahr 2021 mussten im gesamten Stadtgebiet 383 Bäume gefällt werden, während im selben Zeitraum 461 neue Bäume in den Straßen und städtischen Parks Potsdams gepflanzt wurden. Diese bereits beachtliche Pflanzanzahl wird in diesem Jahr voraussichtlich weit übertroffen, da bereits in diesem Frühjahr 373 Bäume gepflanzt werden. Darüber hinaus stehen in der Herbstpflanzperiode noch mindestens 400 Pflanzungen an.

Hintergrund: Rotbuche (Fagus sylvatica)

Der umgangssprachlich auch lediglich „Buche“ genannte Baum, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Infolge der vergangenen Eiszeiten war die Buche nahezu komplett aus Mitteleuropa verdrängt worden. Erst mit dem Abschmelzen der Gletscher konnte sie ihre Ausbreitung beginnen und somit über viele Jahrtausende, erst über die Alpen und nun bis nach Skandinavien, „wandern“. Sie stellte sich aufgrund ihrer hohen Schattenverträglichkeit, ihres besonders dichten Kronendachs und ihres vergleichsweise schnellen Wachstums als eine sehr dominante Baumart heraus. Hätte der Mensch nicht begonnen, sich den Wald zunutze zu machen, wäre sie heute die am häufigsten vorkommende Baumart in Deutschland, da sie auch an vielen Stellen wachsen würde, wo heute die weitaus ertragreichere Fichte angepflanzt wurde. Die Rot-Buche ist aktuell mit einem Waldanteil von circa 15 Prozent die dritthäufigste Baumart in ganz Deutschland. Unter den Laubbäumen nimmt sie sogar den ersten Platz, selbst vor der heimischen Eiche, ein.

Der Baum erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 30 Meter und ein Höchstalter von circa 300 Jahren. Alte Exemplare bieten aufgrund von Höhlungen und der besonders dichten Krone einen guten Lebensraum für Tiere jeglicher Art. Auch die Früchte der Buche, die Bucheckern, stehen auf der Nahrungsliste vieler Waldbewohner. In Potsdam findet man besonders imposante Exemplare zum Beispiel im Babelsberger Blumenweg, im Sacrower Königswald oder am Kirchberg in Neu Fahrland.