Thron, Andreas Dorfstecher, 2001

Wer einen schönen Ausblick auf die Havel genießen möchte, sollte sich auf den Thron des Holzgestalters und Künstlers Andreas Dorfstecher (*1959) setzten. Dieses hoch aufragende Landschaftsmöbel scheint wie geschaffen für diesen hervorgehobenen Ort. Der Blick des Betrachters wird von der kleinen Anhöhe leicht auf die Havel geführt und durch die danebenstehende Trauerweide raumfüllend gerahmt. Der Sitzende kann die Aussicht genießen und avanciert gleichzeitig zum Blickfang - er wird somit Teil des Kunstwerkes.

Das Objekt ist wie jeder profane Stuhl mit Sitzfläche, Armlehnen und Rückenlehne ausgestattet. Deren Oberflächen, Winkel und Kanten sind reduziert ausgearbeitet und zeigen klare und symmetrische Formen. Das Möbel wird ohne Schnörkel auf seine eigentliche Funktion reduziert, bekommt aber durch die zum Himmel aufragende Rückenlehne etwas Ehrwürdiges. Der Thron fordert aber nicht nur zum erhabenen Sitzen und kurzweiligen Innehalten auf, Zwischenräume und quadratische Aussparungen an der Rückenlehne laden Kinder zum Klettern ein. Nach Aussagen des Künstlers kann sich ein erwachsener Mensch aufgrund der idealen Maße von Sitzflächenhöhe (48cm), Sitzflächentiefe (50cm), Armlehnenhöhe (70cm) und Lehnenneigung (11 Grad) einfach nur wohlfühlen.

Der Stuhl zeigt sich rustikal und urwüchsig - in ihm wurden Gebrauchsspuren und Verwitterungen als natürliche Prozesse bewusst integriert, deshalb verzichtete der Künstler auf schützende Anstriche. Sogar Schnittspuren, die sich aus der Bearbeitung mit der Kettensäge ergeben, bleiben sichtbar. Aus einer rein angewandten Landschaftsskulptur wird somit ein offenes, auf seine Umwelt reagierendes Kunstobjekt.

Andreas Dorfstecher gestaltet für den öffentlichen Raum sowohl groß dimensionierte Kunstobjekte wie Throne, Stelen und Tore mit teils mythisch anmutendem Charakter als auch Garten- und Landschaftsmöbel für den profanen Bereich. Gemeinsam ist den Objekten, dass deren einzelne Elemente aus dem ganzen Stamm herausarbeitet sind, um der Lebendigkeit und Urwüchsigkeit des Materials gerecht zu bleiben. Somit bestimmen Krümmungen, Faserverläufe, Unebenheiten und Arbeitsspuren ganz bewusst den Charakter der unikaten Objekte, die auch als Gegenaussage zum austauschbaren Industrieprodukt verstanden werden können.