Jakob Paul Freiherr von Gundling

(1673-1731)

Auf dem Bornstedter Kirchhof ist er begraben, in der Kirche ist noch sein Epitaph zu sehen. Von Schweinen gezogen, soll sein Sarg, der ein Weinfass war, auf einer Lafette nach Bornstedt transportiert worden sein. So hatte es der König Friedrich Wilhelm I. befohlen. Und die Inschrift auf dem absonderlichen Totenschrein lautete: "Hier liegt in seiner Haut/halb Schwein, halb Mensch,/ein Wunderding./ In seiner Jugend klug,/in seinem Alter toll,/des Morgens voller Witz,/des Abends toll und voll./Bereits ruft Bacchus laut:/Das teure Kind ist Gundeling."

Jakob Paul Freiherr von Gundling ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Stadtgeschichte und eine tragische Gestalt zugleich. Gundling war noch unter Friedrich I. seit 1705 Professor für Recht, Geschichte und Literatur an der Berliner Ritterakademie und Historiker am Preußischen Oberheroldsamt. Nach Schließung der Ritterakademie durch Friedrich Wilhelm I. berief ihn der König 1713 zum Hofrat und Zeitungsreferenten.

1718 wurde Gundling als Präsident der Akademie der Wissenschaften Nachfolger von Gottfried Wilhelm Leibniz. Er war Mitglied des Generaldirektoriums und brachte wichtige Reformen auf den Weg. Er war Preußischer Geheimer Kriegs-, Ober-, Appellations- und Kammergerichtsrat. Zugleich aber war er auch Vorleser des Königs, Oberzeremonienmeister und Kammerherr – und Mitglied des "Tabakskollegiums". Dort musste der Bürgerliche (erst 1724 Freiherr von) eine äußerst zwielichtige Rolle als eine Art Hofnarr spielen und die teilweise brutalen Streiche der adligen Offiziere, gegen die der König nichts unternahm, ertragen. Zweimal floh Gundling aus Preußen – und kehrte wieder zurück.

Seine Werke zur brandenburgischen Geschichte sind von einiger Bedeutung, er hinterließ mehr als 4000 Dokumente und Abschriften zur brandenburgischen und deutschen Geschichte. Dass sich das Begräbnis Gundlings wie oben beschrieben abgespielt haben soll, wurde schon 1867 von seriösen Forschern angezweifelt. Dagegen sprächen Sittenstrenge und Religiosität des Königs. Es ist wohl eine Legende. Überliefert ist der Text der Rede, die sein Konkurrent und Nachfolger als Hofnarr, David Faßmann, bei Gundlings Begräbnis hielt.