Anlässlich des 89. Geburtstages von Willi Frohwein wurde heute, am 27. März 2012, die feierliche Namensgebung für den Willi-Frohwein-Platz vollzogen. Willi Frohwein lebte viele Jahre in Potsdam, er verstarb am 12. Dezember 2009. Der bisher namenlose Platz im Bereich des Findlings an der Großbeerenstraße Einmündung Kopernikusstraße trägt entsprechend einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung nunmehr den Namen Willi-Frohwein-Platz. Damit werden die Verdienste Willi Frohweins gewürdigt, der als Überlebender von Auschwitz und anderen Konzentrationslagern in seinem letzten Lebensabschnitt unermüdlich als Zeitzeuge auftrat und den jüngeren Generationen von den Verbrechen des Nationalsozialismus berichtete. Anwesend waren Familienangehörige, Freunde und Wegbegleiter Willi Frohweins.
Worte des Gedenkens sprachen Bürgermeister Burkhard Exner und die Enkelin Willi Frohweins, Anke Knitter, die in Rheinland-Pfalz lebt. Eine Erklärung des Vizepräsidenten des Internationalen Ausschwitz-Komitees Christoph Heubner wurde verlesen (siehe unten). An der feierlichen Zeremonie nahm auch der Geschichtslehrer einer Realschule in Lengede (Niedersachsen) teil, die den Namen Willi Frohweins trägt.
Bürgermeister Burkhard Exner sagte in seiner Rede: „Das Leid, das Willi Frohwein in seinem Leben erfahren musste, darf nie dem Vergessen anheimfallen, weil niemals wieder in Deutschland Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Rasse verfolgt werden dürfen! Diese Mahnung hat eine traurige Aktualität: Vor wenigen Tagen wurden in Frankreich Kinder und erwachsene Menschen getötet, weil sie jüdischen Glaubens oder nicht-weißer Hautfarbe waren. Diese Mahnung bleibt auch bei uns aktuell, weil in Deutschland 13 Jahre lang eine nazistische Terrorzelle unerkannt ihr mörderisches Unwesen treiben konnte. Weil auch in unserer Stadt, in Potsdam, gelegentlich ein brauner Mob aufmarschiert, um Unsicherheit und Angst zu verbreiten."
Erklärung des Vizepräsidenten des Internationalen Ausschwitz-Komitees Christoph Heubner
Sehr geehrte Gäste!
Die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im Internationalen Auschwitz Komitee begrüßen die Geste der Stadtverordnetenversammlung Potsdam, den Auschwitz-Überlebenden Willi Frohwein mit einem „Platz“ seines Namens zu ehren. Geehrt wird ein Mensch, der nach den bitteren und verstörenden Erfahrungen aus Auschwitz dennoch die Kraft und Größe gefunden hat, über seine Erfahrungen in Auschwitz zu berichten und vor allem auf junge Menschen in Deutschland zuzugehen. Ich erinnere mich gut daran, wie mir vor wenigen Monaten ein junges Mädchen aus Brandenburg in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz davon erzählt hat, wie sie mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern ihre Klassenreise in die Gedenkstätte Auschwitz vor allem in Andenken an Willi Frohwein geplant haben, der ihnen an ihrer Schule über seine Geschichte berichtet hatte: Seine Einfachheit, seine Klarheit und seine menschliche Wärme haben diese jungen Menschen beeindruckt und geprägt – weit in die Zukunft hinein. Mit Ihrer Ehrung für Willi Frohwein, der so seinen Platz im Alltag und im Gedächtnis der Potsdamer behält, ehren Sie nach unserem Verständnis aber auch alle Überlebenden von Auschwitz, die heute an vielen Orten dieser Erde das Gespräch mit jungen Menschen suchen, um sie vor Gefahren von Antisemitismus und Rassismus zu warnen und für Toleranz und die Demokratie zu begeistern.
Mit besten Wünschen
Christoph Heubner
VizepräsidentInternationales Auschwitz Komitee