Die Sozialbeigeordnete Elona Müller stellte heute den angekündigten Sozialbericht zum Thema „Wohnungslosigkeit in der Landeshauptstadt Potsdam" vor. „Mit diesem Thema", so die Beigeordnete, „soll das Augenmerk auf die Bevölkerungsgruppe der Wohnungslosen in der Landeshauptstadt gelenkt werden, um eine Sensibilisierung für die Situation wohnungsloser Menschen zu erreichen sowie einen entsprechenden sozialpolitischen Diskurs in Politik und Gesellschaft anzuregen." Wie viele Menschen in der Landeshauptstadt wohnungslos sind bzw. in prekären Wohnverhältnissen leben, kann nicht genau erfasst werden.
Der Bericht geht davon aus, dass die Zahl der Wohnungsnotfälle sowie der Obdachlosen durch den angespannten Potsdamer Wohnungsmarkt zukünftig steigen wird. Vermieter legen ihr Augenmerk immer stärker auf die Zahlungsfähigkeit und Verschuldungssituation ihrer künftigen Mieter. Ist bei Vermietern bekannt, dass in früheren Zeiten Mietschulden bestanden, hat ein Wohnungssuchender wenig Chancen, eine neue Wohnung anmieten zu können, selbst wenn es aktuell keine finanziellen Probleme gibt. Im Bericht werden auch Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der Wohnungsnotfallhilfe formuliert.
So soll die Vernetzung der verschiedenen Akteure im Hilfesystem so wie deren gute und passgenaue Zusammenarbeit der Verbesserung der Prävention von Wohnungsnotfällen dienen. Insbesondere bei Jugendlichen unter 25 Jahren ist die Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Hilfesystemen wie z.B. Sozialhilfe, Jugendhilfe Grundsicherung und Arbeitsförderung unerlässlich, um Notsituationen entsprechend abfedern zu können und Jugendlichen die Unterstützung zu geben, die sie in dieser labilen Lebenslage benötigen. Die Schaffung einer zentralen Fachstelle für Wohnungsnotfälle zur Prävention, Wohnungserhaltung und Verringerung von Wohnungslosigkeit ist eine weitere Handlungsempfehlung, die in dem Bericht gegeben wird.
Der Sozialbericht beschäftigt sich im zweiten Teil mit der sozialen und ökonomischen Lage der Potsdamer Bevölkerung sowie mit der gesundheitlichen Situation der Potsdamer Kinder. So betrug das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen der Potsdamer Bevölkerung im Jahr 2008 1.630 Euro und lag damit über dem Niveau der Vorjahre. Gleichzeitig sind 12 % der Potsdamer Gesamtbevölkerung von staatlichen Transferleitungen wie SGB II oder Grundsicherung nach SGB XII, abhängig.
Wie schon 2005 im Sozialbericht zum Thema „Armut und Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen" festgestellt wurde, leiden Kinder aus sozial benachteiligten Familien häufiger an gesundheitlichen Störungen als andere Kinder. Erstmalig wurden die Schuleingangsuntersuchungen auch geschlechtsspezifisch ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass Jungen sehr viel häufiger unter Hyperaktivität, Sprach- und Sprechstörungen sowie unter deutlichen Beeinträchtigungen des Erlernens des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens leiden als Mädchen. Eine wesentliche Handlungsempfehlung des Sozialberichtes ist es, Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung verstärkt auf Kinder und Eltern aus sozial benachteiligten Familien zu konzentrieren und dabei insbesondere die geschlechtsspezifischen Unterschiede zu berücksichtigen.
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- Sozialbericht 2008/2009