Pressemitteilung Nr. 7 vom 04.01.2012 Wanderungsmotivbefragung – Stadt befragt zu- und abgewanderte Bürger

Über 800 Haushalte der Landeshauptstadt Potsdam wurden im Rahmen des Forschungsprojektes „Gibt es eine neue Attraktivität der Städte?" nach ihren Umzugsgründen befragt - sowohl aus Potsdam weggezogene als auch zugezogene Haushalte. Ziel der Befragung war es, genauere Erkenntnisse zu den Zuzugs- und Wegzugsgründen zu erhalten. Beauftragt mit der Umfrage war RegioKontext GmbH aus Berlin. Die Ergebnisse wurden heute den Medienvertretern vorgestellt.

Die wichtigsten Umzugsmotive sind bei beiden Gruppen, die befragt wurden, berufs- oder ausbildungsbezogene Gründe. So stellt ein neuer Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz bei beiden Gruppen eine der häufigsten Ursachen für den Ortswechsel dar.

Für die weitere Entwicklung Potsdams sind deshalb - neben dem Wohnungsbau - auch zukünftig Arbeitsplätze, Studien- und Ausbildungsplätze zentrale Themen. Die Stadt sieht sich mit dem Stadtentwicklungskonzept Gewerbe auf dem richtigen Weg. Dieses prognostiziert eine weitere Zunahme der Arbeitsplätze in Potsdam auch in den nächsten Jahren.
Besonders gut schneidet Potsdam aus Sicht sowohl der Zu- als auch der Abgewanderten bei den Themen Grünanlagen und Parks, dem Kulturangebot, den Schulen und Kindergärten und dem öffentlichen Nahverkehr ab.

Erik Wolfram vom Bereich Stadtentwicklung-Verkehrsentwicklung sagte: „Dies zeigt, dass es beim Wohnen eben nicht nur um die Wohnung geht, sondern auch um das Umfeld und die Infrastruktur. Es ist sehr erfreulich, dass diese in Potsdam als gut bewertet werden. Die erheblichen Investitionen in diesen Bereichen in Potsdam werden von den Menschen durchaus wahrgenommen und geschätzt. Ein Drittel der abgewanderten Haushalte wäre lieber in Potsdam geblieben, fand aber leider kein geeignetes Angebot."

Arnt von Bodelschwingh, Geschäftsführer der Regiokontext GmbH ergänzt: „Das gerade für Familien problematische Preis-Leistungs-Verhältnis wird sich in Potsdam nicht ohne weiteres beheben lassen. Für „Eigenheimer" sind bestimmte Wohnwünsche innerhalb des Potsdamer Stadtgebiets eben nicht zu realisieren: Ein freistehendes Eigenheim mit großem Garten ist in Potsdam nur zu einem vergleichsweise hohen Preis zu haben. Es erscheint aber nicht sinnvoll, wenn die Stadt Potsdam um diese Zielgruppe in einen Wettbewerb mit den Umlandkommunen treten würde."

Bei den Mietangeboten zeigt sich ein interessanter Ansatzpunkt: Nennenswerte Anteile der Umland-Abwanderer ziehen in gemietete Wohnungen.

Einige der Handlungsvorschläge richten sich deshalb auch an die Wohnungswirtschaft. Es besteht z.B. durchaus eine Nachfrage nach familientauglichen Mietwohnungen, aber auch Einfamilienhäusern zur Miete.

Die Ergebnisse der Umfrage werden die Potsdamer Wohnungsbauunternehmen, die sich im Arbeitskreis StadtSpuren zusammengeschlossen haben, in der nächsten Arbeitssitzung diskutieren.


Hintergrund:
Die Wanderungsumfrage wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Gibt es eine neue Attraktivität der Städte?" des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) von der Landeshauptstadt durchgeführt und vom Bund finanziert. Am Projekt beteiligt waren die neben Potsdam die wachsenden Städte Aachen, Bonn, Dresden, Freiburg, Ingolstadt, Jena, Karlsruhe, Köln und München.

Angeschrieben wurden 2.500 abgewanderte Haushalte, die in 2009 aus Potsdam fortgezogen waren. Schwerpunktsetzung (2.000 Haushalte) in Brandenburg und Berlin (2.500 versendete Fragebögen, 549 Antworten, Rücklauf 22%).

Zugewanderten Haushalten wurde der Fragebogen bei der Anmeldung im Bürgerservice übergeben, 787 Fragebögen im Zeitraum Mai-Juli 2010. Zur Erhöhung der Stichprobengröße wurden zusätzlich 500 Haushalte angeschrieben. (1.287 ausgegebene Fragebögen, 255 Antworten, Rücklauf 20%)

Die Studie ist unter www.potsdam.de/stadtentwicklung im Internet verfügbar.