Am 24. Januar 2012 jährt sich der 300. Geburtstag Friedrichs II.. Dieser preußische König hat die Stadt Potsdam auf vielfältige Art und Weise geprägt. Er war Bauherr, hat Architektur, Kunst, Kultur sowie Manufaktur- und Militärwesen in Preußen maßgeblich geprägt. Zahlreiche Gebäude in der Stadt Potsdam gehen auf die Zeit Friedrichs II. zurück. Im Auftrag des Königs waren bedeutende Architekten wie beispielsweise Knobelsdorff, Manger und Unger tätig.
Die Landeshauptstadt Potsdam begibt sich 2012 auf "Spurensuche" und gedenkt auf diese Weise Friedrichs II. Innerhalb des Stadtgebietes werden zwölf Monate lang an unterschiedlichen Orten Aufsteller platziert, die sich den kulturellen Angeboten im Friedrich-Jahr sowie den historischen Orten widmen. Zusammen mit Gretel Schulze vom Potsdamer Kabarett Obelisk präsentierte Oberbürgermeister Jann Jakobs heute den ersten Schauplatz. Der knapp zwei Meter große Aufsteller in der Charlottenstraße lädt ein zur "Spurensuche". Er informiert über die Geschichte des Hauses Charlottenstr. 31, in dem das Kabarett seit einigen Jahren sein Quartier hat, stellt Thema und Termine des Friedrich-Programmes vor und verweist zudem auf das Angebot von Kulturland Brandenburg e. V..
Bis Oktober 2012 wird mit dem Aufsteller außerdem auf die "Friederisiko"-Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Neuen Palais verwiesen. "Wir werden uns 2012 keinesfalls unkritisch mit Leben und Wirken Friedrichs II. auseinandersetzen", betont Oberbürgermeister Jann Jakobs. "Das Programm des Kabaretts ist ein hervorragendes Beispiel dafür."
Gretel Schulze erläutert: "Das Kabarett beteiligt sich an der Spurensuche, weil es hier in der Charlottenstr. 31 wunderbar gelungen ist, eine Verbindung von historischen Gebäuden und einem Theatersaal zu schaffen. Dass dieser Kulturstandort heute politisches Kabarett, gesellschaftliches Leben und Jugendkultur beherbergt und eine Ausstrahlung weit über Potsdam hinaus hat, macht uns - fritzig gesagt - ‚stolz‘." Die bekannte und beliebte Potsdamer Kabarettistin und ihr Kollege Andreas Zieger haben ihr Programm, in dem sich Sachsen und Preußen mit "Effzwo" beschäftigen, unter den Titel "Friedrich, Freude, Eierschecke" gestellt und versprechen einen hochpolitischen, aktuellen und urkomischen Streit. Daran können die PotsdamerInnen und Potsdamer mit ein wenig Glück sogar kostenlos teilhaben.
Gewinnspiel im Jubiläumsjahr Friedrich II.
Denn an der "Spurensuche" können sich aufmerksame Betrachter beteiligen. Es gibt ein Gewinnspiel. Die Anzahl der Aufsteller, die monatlich wandern, variiert. Mal ist nur einer im Stadtgebiet zu sehen, mal bis zu drei. "Mit dem Pressetermin heute möchten wir die Potsdamer und Potsdamerinnen zur Spurensuche einladen. Bis zum 5. Januar und in der Folge dann immer bis zum 5. eines jeden Monats können Entdecker uns per Mail, Fax oder Telefon mitteilen, welchen Standort der Aufsteller hat. Der Einsender mit der ersten richtigen Lösung erhält zwei Eintrittskarten für eine Veranstaltung im Jubiläumsjahr. Die Auflösung wird immer am 6. eines Monats auf www.potsdam.de veröffentlicht", erläutert Sigrid Sommer vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Marketing.
Die Kontaktdaten für die richtigen Lösungen lauten: Telefon: 289 1279, Fax: 289 3310
Mail: marketing@rathaus.potsdam.de. Oberbürgermeister Jann Jakobs gibt schon mal einen Tipp. "Im Januar gibt es noch einen Aufsteller, der etwas über Potsdam als Militärstadt verrät." Der Gewinner des Januar-Rätsels bekommt zwei Karten für das aktuelle Kabarett-Programm.
Zur Geschichte des Hauses Charlottenstraße 31
Im Jahre 1782 ließ der König Friedrich II. das alte Ordonnanzhaus beinahe in der Mitte der Pflugstraße, Hausnummer 33, von seinem Architekten Georg Christian Unger neu erbauen. Es war ein für das spätfriderizianische Potsdam sehr wichtiges Gebäude und seine Fassade aufwendig mit römischen Soldatenfiguren und den beiden Kriegsgöttern Mars und Bellona geschmückt. Hier in diesem Haus wurden die dienstpflichtigen Rekruten aus den unterschiedlichen Kantonen untergebracht und ebenfalls auch ein Husarenkommando, das zum Einfangen der „unsicheren Kantonisten" verpflichtet war. Um die zumeist unwillig bei der Armee dienenden Soldaten gut gelaunt zu halten, gab es einen Gastwirt im Haus, der Branntwein ausschenken durfte und auch einen Tanzboden, auf dem Mädchen „bereitgehalten" wurden.
Auch alle sonstigen Gewerke, die mit der Armee zu tun hatten, fanden hier in diesem „sechzig Fuß" langen und dreigeschossigen Haus Unterkunft und Amüsement.
Die Pflugstraße wurde im 19. Jahrhundert zur Charlottenstraße und das Ungersche Haus behielt die Nummer 33. Nach den Napoleonischen Kriegen wandelte sich das Militärwesen, und auch das Ordonnanzhaus erhielt eine andere Bestimmung.
Es wurde ab 1849 zur Stadtschule und ab 1910 zur Charlottenschule. Es erhielt ein Seitengebäude aus Ziegel und ein Herr Max Wetzel, seines Zeichens Schulhausmeister (zuvor Pechel), wohnte über viele Jahre mit seiner Familie hier.
1925 gab es eine abermalige Veränderung, und die Charlottenschule wurde eine neunstufige Mädchenmittelschule, was sie bis Ende der vierziger Jahre blieb. Die Adresse lautete von da an Wilhelm-Pieck-Straße 31.
Der 2.Weltkrieg war vorbei, die Armut aber auch 1949 noch erschreckend, und so wurde in der Mädchenschule eine Schuh-Tausch-Stelle der Potsdamer Schulen eingerichtet. Eine äußerst sinnvolle Angelegenheit. Als die Lebensmittelkarten langsam verschwanden, zog hier das Schulamt ein und war bis Anfang der 90er Jahre hier beheimatet.
Nun beherbergt die Nummer 31, abermals Charlottenstraße genannt, wieder eine „Wirtschaft", und es werden Mädchen bereitgehalten, allerdings auch Jungs, nämlich die Künstler des Kabaretts, die zum Vergnügen aller, und nicht nur des Militärs, die Politik und Wirklichkeit auf die Schippe nehmen.
Nicht selten stehen heute ältere Damen mit großen Augen und leicht verwundert im Haus. Sie erkennen ihr Schulgebäude nicht wieder und gewöhnen sich erst langsam daran, dass ein Teil ihres Schulhofes zum Theatersaal geworden ist. Staunend nehmen sie auch zur Kenntnis, dass aus den einstmals jungen Linden stattliche Bäume erwachsen sind, die heute an der Freilichtbühne des Kabaretts stehen.