Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte zu den Ergebnissen der Untersuchung: „Auf etwa 150 Hektar soll ein neuer Stadtteil für etwa 3800 Menschen entstehen. Das ist ein gewaltiger Schritt, um möglichst vielen Menschen in Potsdam ein neues Zuhause zu geben. Und wir verwandeln zugleich ein Problemgebiet in der Landeshauptstadt zu einem Zukunftsareal mit sozialer Infrastruktur und guter Verkehrsanbindung."
Das Gelände von insgesamt 150 Hektar umfasst ca. 120 Hektar Bauflächen (inklusive Erschließungsflächen und privaten Freiflächen), über 30 Hektar sollen als Grünfläche, landwirtschaftliche Fläche und Wald genutzt werden. Der Bericht schlägt vor, auf dem ehemaligen Kasernengelände Krampnitz und den angrenzenden Bereichen ein Wohngebiet mit etwa 1.600 Wohnungen und den dazu notwendigen Kinderbetreuungs- und Nahversorgungseinrichtungen zu realisieren. Das Gesamtinvestitionsvolumen der Entwicklungsmaßnahme Krampnitz (öffentlich und privat) soll ca. 350 Mio. € betragen. Die Realisierung wird bei einem Start im Jahr 2013 bis 2023 andauern, kann jedoch gegebenenfalls auch schneller verlaufen. Wesentliches Ziel der Landeshauptstadt - neben der Schaffung des dringend benötigten neuen Wohnraums - besteht darin, die Entwicklungsmaßnahme wirtschaftlich tragfähig zu gestalten und die finanziellen Belastungen für den kommunalen Haushalt so gering wie möglich zu halten. Die errechneten Ausgaben für Abrisse, Altlastensanierungen, Grünanlagen, Straßenneubau, Planungsleistungen, drei Kindertagesstätten sowie die notwendigen Grundschulplätze übersteigen die Einnahmen.
Unter Berücksichtigung der anfallenden Kreditkosten für die Vorfinanzierung der Entwicklungsleistungen, entsteht bei der derzeitigen Finanzplanung, die alle möglichen Risiken in die Berechnung einbezogen hat, am Ende der Maßnahme ein Defizit von ca. 10,7 Millionen Euro. Das ist ein relativ niedriger Betrag für ein städtebauliches Vorhaben dieser Größenordnung, mit dem Investitionen in Höhe von 350 Mio. € getätigt werden. Dem stehen die mit der Entwicklung verbundenen und gesteigerten stadtwirtschaftlichen Einnahmen (durch Erhöhung der lokalen Wirtschaftskraft und der Bruttowertschöpfung) sowie fiskalische Effekte (wie Zuwächse im Steueraufkommen und bei einwohnerbezogenen Schlüsselzuweisungen) gegenüber. Natürlich wird die Verwaltung dennoch bestrebt sein, das kalkulatorische Defizit im Verlauf der Durchführung der Entwicklungsmaßnahme zu reduzieren.
Die Kaserne Krampnitz weist aufgrund der städtebaulichen, bau- und militärhistorischen sowie architektonischen Qualitäten eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Landeshauptstadt Potsdam auf. Die Nachnutzungsmöglichkeiten, die im Rahmen der VU untersucht und bewertet wurden, bieten zum einen die Möglichkeit einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Stadtentwicklung. Auf der anderen Seite stellt das Untersuchungsgebiet ein bedeutendes kulturgeschichtliches Gesamtensemble dar, dessen Erhalt gesichert und zukunftsfähig gestaltet werden muss. Die Landeshauptstadt Potsdam wird auch zukünftig einen stetig wachsenden Bedarf an Wohnungen haben. Ohne die Entwicklung der Kaserne Krampnitz kann der Wohnungsbedarf, der sich aus der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ergibt, nicht gedeckt werden. Nach der erfolgreichen Umsetzung der Entwicklung des Bornstedter Feldes ist beabsichtigt, die Pro Potsdam mit der Entwicklung von Krampnitz zu beauftragen.
Das vorgestellte Konzept sieht vor, das gesamte Gebiet in vier Teilgebieten, die sich hinsichtlich städtebaulicher Struktur, Gebäudebestand und -zustand, naturräumlicher Gegebenheiten sowie Umbaubedarf voneinander unterscheiden, zu entwickeln:
1) „Klinker-Höfe": Die unter Denkmalschutz stehenden Mannschaftsgebäude der Kaserne sollen in Wohnhäuser umgebaut werden. Hier sind 900 Wohnungen in dreigeschossigen Häusern auf großen Grundstücken in einem durchgrünten Umfeld geplant. Jedes Jahr sollen etwa zwei der großen Gebäude umgebaut werden; bei entsprechender Nachfrage auch mehr.
2) „Berg-Viertel": In der ehemaligen Siedlung für Handwerker und Unteroffiziere mit verhältnismäßig kleinen Wohnungen sollen die dort nachträglich errichteten neun Plattengebäude und weitere Einfügungen kurzfristig zurückgebaut und die 50 historischen Häuser saniert und für heutige Wohnbedürfnisse umgebaut werden. Als Ergänzung der Siedlung sind 30 neue Doppelhäuser geplant. Nach Sanierung und Neubau wird die Wohnsiedlung knapp 190 Wohnungen in Einzelhäusern, Doppelhäusern und Reihenhäusern enthalten. Die Realisierung dieses Bereichs erscheint innerhalb der nächsten vier Jahre möglich.
3) „Anger-Dörfer": Auf dem 74 ha großen ehemaligen Technikbereich der Kaserne sollen nach Beräumung des Gebietes und anstatt einer flächigen Bebauung dort 22 neuartige „Anger-Dörfer" errichtet werden, die jeweils von einem eigenen Grünraum umgeben werden. Jedes Dorf hat eine innere Baufläche von 9.000 m². Der Abstand zwischen den Bauflächen zweier Dörfer beträgt etwa 30 m. Insgesamt enthält das Planungskonzept in den Dörfern 460 Wohnungen.
4) „Schöne Aussicht": Am Südhang des Aasbergs mit Blick auf den Fahrländer See sollen in den letzten Jahren der gesamten Maßnahme 90 höherwertige Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften angeboten werden.
Das Gutachten schlägt auch die Einbeziehung des nördlichen Westufers des Krampnitz-Sees in den geplanten Entwicklungsbereich vor. Hier werden die Anlage eines Fußwegs entlang des See-Ufers, die Anlage einer kleinen Promenade sowie der Ausbau des Wassersports und Angebote für weitere Freizeitaktivitäten vorgeschlagen.
Der mit dieser Maßnahme entstehende Mobilitätsbedarf kann auf den vorhandenen und geplanten Verkehrsstraßen bedient werden; Vorrang haben dabei die Verkehrsarten des Umweltverbundes (öffentlicher Personennahverkehr, Radverkehr, Fußverkehr).
Eine wichtige Hürde muss jedoch noch genommen werden: Bei Abweichungen zwischen den Zielen der Raumordnung und Landesplanung und den kommunalen Planungszielen besteht die Möglichkeit, ein besonderes Verfahren bei der Gemeinsamen Landesplanung zu beantragen (Zulassung einer Zielabweichung), um z. B. dringend erforderliche Wohnsiedlungsflächen zu entwickeln. Diesen Antrag hat die Landeshauptstadt Potsdam bereits gestellt. Die Entscheidung hierzu steht jedoch noch aus. Sollte dem Antrag nicht entsprochen werden, ist eine Entwicklung von Krampnitz nicht möglich. Der Verfall der Bausubstanz würde weiter voranschreiten, der denkmalgeschützte Gebäudebestand könnte keiner nachhaltigen Nutzung zugeführt und die dringend benötigten Wohnungen nicht gebaut werden.
Die Landeshauptstadt Potsdam geht jedoch von einem positiven Abschluss des Zielabweichungsverfahrens aus und wird unmittelbar in zeitlichem Zusammenhang die Entwicklungssatzung auf den Weg bringen. Ziel ist ein Beginn der Entwicklungsmaßnahme nach der Sommerpause.
Auszüge aus der Präsentation:
Städtebauliches Nutzungskonzept
Downloads
- Nutzung
- Kosten
- Anmutung