Nach der letzten Veröffentlichung einer Bevölkerungsprognose im Jahr 2017 hat die Landeshauptstadt Potsdam eine neue kleinräumige Bevölkerungsprognose 2020 bis 2040 erstellt. Der Neuberechnung liegen somit aktuelle statistische Daten der jüngsten Bevölkerungsentwicklung zugrunde und beinhalten den aktuellsten Stand der Planung von Wohnungsneubauvorhaben in Potsdam. Weiterhin wurde die Erstellung einer neuen kleinräumigen Bevölkerungsprognose notwendig, um die demographische Struktur des Entwicklungsgebietes Krampnitz abbilden zu können. Erstmalig wird dieses mit einem eigenen Planungsraum gesondert dargestellt. Damit ging gleichzeitig eine Verschiebung des Prognosehorizontes bis in das Jahr 2040 einher.
„Die kleinräumige Bevölkerungsprognose ist wichtig, um künftig die Infrastruktur von Schulen und Kitas in den jeweiligen Sozialräumen vorausplanen zu können“, sagte der Dezernent für Zentrale Verwaltung, Dieter Jetschmanegg. „Im Verlauf des Jahrs 2024 wird die Stadt Potsdam nach heutiger Prognose die Marke von 190.000 Einwohnern überschreiten. 2029 werden nach aktueller Prognose 200.000 Menschen in Potsdam leben. Auch wenn wir mit der neuen Prognose ein weiteres Wachstum in der Landeshauptstadt erwarten, ist dieses Wachstum weniger stark als bisher“, so Jetschmanegg.
Die aktualisierte Bevölkerungsprognose schafft Wissen über die künftige Einwohnerzahl Potsdams und seiner Planungsräume, die künftige demographische Zusammensetzung sowie die räumliche Verteilung der zukünftigen Bevölkerung. Sie ist somit Voraussetzung für eine vorausschauende sowie ressourcensparende Planung von technischen und sozialen Infrastrukturmaßnahmen der Landeshauptstadt Potsdam.
Für das Jahr 2040 werden 218.000 Einwohner prognostiziert
Die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose 2020 bis 2040 zeigen, dass die Landeshauptstadt Potsdam zukünftig weiter dynamisch wachsen wird, jedoch mit einem etwas abgeschwächten Tempo im Vergleich zur zuletzt erstellten Bevölkerungsprognose mit dem Basisjahr 2016. Im Verlauf des Jahres 2024 wird die Stadt die Marke von 190 000 Einwohnern überschreiten, 2029 werden 200 000 Menschen in Potsdam leben, 2035 werden es über 210 000 sein und am Ende des Prognosehorizontes im Jahr 2040 wird Potsdam fast 218 000 Einwohner haben. Dies entspricht einem Wachstum von 20,7 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019.
Somit fällt das Wachstum der Landeshauptstadt Potsdam geringer aus, als es die Ergebnisse der zuletzt berechneten Bevölkerungsprognose 2017 bis 2035 (Basisjahr 2016) ausgewiesen haben. Diese ging für das Jahr 2035 von etwa 220 000 Einwohner aus. Nach der aktuell berechneten Prognose werden es zum selben Zeitpunkt rund 9 400 Personen weniger sein, was einem relativen Einwohnerzuwachs von 16,7 % entspricht. Die Richtung der Einwohnerentwicklung Potsdams zeigt demnach weiter dynamisch nach oben, wobei sich das Wachstum im Vergleich zur vorherigen Prognose leicht verlangsamen wird.
Die geringere Wachstumsgeschwindigkeit, die die aktuelle Bevölkerungsprognose ausweist, beruht insbesondere auf angepassten Annahmen zur Außenwanderung. Die höchst dynamische Einwohnerentwicklung der Landeshauptstadt Potsdam in der jüngeren Vergangenheit ist vor allem auf den deutlich positiven Außenwanderungssaldo der vergangenen Jahre zurückzuführen, weniger auf den vergleichsweise niedrigeren positiven natürlichen Saldo aus Geburten und Sterbefällen. Der Zuzug aus dem Ausland ist das entscheidende Kriterium für das Wachstum der Stadt.
Künftig wieder weniger Geburten als Sterbefälle prognostiziert
Dem gegenüber wird die brandenburgische Landeshauptstadt bereits zeitnah eine negative natürliche Bevölkerungsbewegung verzeichnen. Die Anzahl der Sterbefälle wird schon ab dem Jahr 2021 knapp über der Geburtenzahl liegen. Letztmalig trat in Potsdam ein solch negatives Verhältnis vor 20 Jahren auf. Bereits im Jahr 2019 erreichte die Differenz aus Geburten und Sterbefällen nur einen Wert von unter 100. 2018 war diese noch mehr als doppelt so hoch (+231), im Jahr 2017 – hier wurde mit 1995 Lebendgeborenen ein Potsdamer Höchstwert erzielt – war Differenz mehr als dreimal so hoch (+317). Dass es weniger Lebendgeborene als Gestorbene geben wird, kann in Potsdam bis zum Ende des Prognosehorizontes bis 2040 beobachtet werden. Auch die zuletzt berechnete Bevölkerungsprognose mit dem Basisjahr 2016 hatte bereits eine derartige negative natürliche Bevölkerungsbewegung vorgesehen.
Deutlich mehr Menschen der Generation 65+
Die Bevölkerungszunahme wird gleichzeitig mit Veränderungen der demographischen Struktur der Bevölkerung Potsdams einhergehen. So wird sich die Zahl der Personen im Rentenalter über 65 Jahre um fast 12 000 erhöhen, was einer Zunahme von 32,8 % gegenüber dem Ausgangsjahr 2019 entspricht. Das Volumen der Altersgruppe zwischen 65 und unter 80 Jahre wird sich unter den getroffenen Prognoseannahmen bis zum Jahr 2040 von rund 24 000 Personen auf fast 33 000 Personen erhöhen, was eine Zunahme von 35,9 % gegenüber dem Basisjahr 2019 bedeutet. Die Zahl der Hochbetagten (80 Jahre und älter) wird sich im gleichen Zeitraum um mehr als ein Viertel auf über 15 000 Personen erhöhen. Das Durchschnittsalter der Potsdamer Bevölkerung wird sich von knapp 43 Jahre auf fast 44 Jahre erhöhen.
Mehr Potsdamerinnen und Potsdamer im erwerbsfähigen Alter
Die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter zwischen 18 und unter 65 Jahren wird sich im Prognoseverlauf von 112 600 Personen auf über 132 000 Personen erhöhen, was einem Zuwachs von 17,3 % gegenüber 2019 entspricht. Verringern wird sich allerdings die Anzahl der 29- bis unter 38-jährigen Potsdamerinnen und Potsdamer. Dieser Effekt tritt schon kurzfristig auf und wird durch die stark eingebrochenen Geburtenzahlen zu Beginn der 1990er Jahre verursacht. Zwar wird die altersspezifische Abnahme dieser Jahrgänge durch Zuzug von außen etwas abgemildert, allerdings können die stark besetzten älteren Geburtenjahrgänge der 1980er Jahre nicht vollkommen ersetzt werden. Diese Beobachtung hat darüber hinaus direkte Auswirkungen auf die zukünftigen Geburtenzahlen, da in der genannten Altersgruppe die höchsten Fruchtbarkeitszahlen gemessen werden. Zurzeit liegt das Durchschnittsalter der Mutter bei der Geburt eines Kindes bei 31,5 Jahre. Die Zahl der Geburten wird deswegen trotz des anhaltenden Bevölkerungswachstums in den kommenden Jahren etwa auf dem Niveau der Vorjahre verbleiben. Anschließend steigt die Zahl der Geburten an, da die Jahrgänge möglicher Eltern wieder stärker werden.
Zahl der Kinder und Jugendlichen steigt stetig
Im gesamten Prognosezeitraum wird sich in Potsdam die Zahl der unter 6-jährigen Kinder von rund 11 600 in 2019 auf über 12 800 Kinder im Jahr 2040 konstant erhöhen. Dies entspricht einem relativen Zuwachs von 10,6 Prozent. Dieser fällt mit 16,7 Prozent bei der Altersgruppe der 6- bis unter 12-Jährigen höher aus. Mit rund 12 600 Kindern, die sich 2040 in dieser Altersgruppe befinden werden, sind es etwa 1 800 mehr als im Ausgangsjahr 2019. Weiterhin werden am Prognoseende im Jahr 2040 rund 14 700 Kinder bzw. Jugendliche in Potsdam leben, die zur Altersgruppe der 12- bis unter 19-Jährigen zählen. Dies entspricht einer Zunahme um mehr als einem Drittel (33,7 Prozent) zum Ausgangswert in 2019, als 11 000 Personen dieser Altersgruppe angehörten.
Zu beachten ist, dass in Potsdam zwar generell ein Wachstum der Bevölkerung stattfinden wird und auch die meisten Altersjahrgänge bis zum Prognoseende zunehmen werden, allerdings kann es zwischen 2020 und 2040 auch zu kurz- bis mittelfristigen Abnahme- oder Stagnationsphasen in einzelnen Jahrgängen kommen. Das gleiche gilt für die 19 Potsdamer Planungsräume, die neben unterschiedlichen Entwicklungstendenzen in den jeweiligen Altersgruppen über den Prognosehorizont, auch in Gänze eine unterschiedliche Dynamik der Einwohnerentwicklung aufzeigen. So treten in einigen Planungsräumen während des Prognoseverlaufs auch Phasen auf, in denen die Bevölkerungszahl stagniert oder leicht zurückgeht.
Tatsächliche Bevölkerungsentwicklung wird beobachtet und mit Prognose verglichen
Eine Bevölkerungsprognose zeigt eine Richtung und Orientierung auf, welche Bevölkerungsentwicklung unter Hinzunahme von wahrscheinlich eintreffenden Annahmen eintreten wird. Etwaige Ursachen für die Abweichung von Prognose und tatsächlicher Entwicklung liegen somit darin begründet, dass die getroffenen Annahmen nicht eingetreten sind. Dies kann schon auf kleinräumiger Ebene durch nicht realisierten oder verspäteten Wohnungsneubau begründet sein, hängt aber auch von der allgemeinen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesellschaftsentwicklung, der Gesetzgebung oder vom medizinischen Fortschritt ab. Hinzu kommen plötzliche Veränderungen der Rahmenbedingungen, die innerhalb des Prognosezeitraums nicht vorherzusehen sind. Dazu zählen singuläre Ereignisse, wie regionale und weltweite Krisen und Kriege, die eine entsprechende Migration auslösen, wie es zuletzt 2015 und 2016 mit dem verstärkten Zuzug Schutzsuchender nach Deutschland beobachtet werden konnte.