Am heutigen Montag, den 15. August, haben die Landeshauptstadt Potsdam, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK), die Universität Potsdam, die Begabtenförderwerke Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerk und Avicenna-Studienwerk und der Alexander-Haus e.V. die Unterzeichnung einer Absichtsvereinbarung (Memorandum of Understanding) für die langfristigen Pläne bekanntgegeben, das Alexander-Haus in Groß Glienicke, Potsdam, als Centrum für Bildung und Versöhnung zu entwickeln. Aus diesem Anlass wird am Nachmittag ein Sommerfest mit Stipendiaten von ELES und Avicenna gefeiert werden.
Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung: „Wir unterstützen dieses wichtige Projekt in Groß Glienicke sehr gerne, denn durch die hervorragende Arbeit des Alexander-Haus e.V. wird hier auf sehr intelligente Weise die Aufarbeitung der bewegten Vergangenheit dieses Hauses genutzt, um perspektivisch einen Ort der Bildung und des Austausches zu schaffen.“
Bei dem Termin haben das MWFK und der Alexander-Haus e.V. bekanntgegeben, dass der Alexander Haus e.V. Denkmalfördermittel der Bundesregierung und des Landes Brandenburg sowie private Spenden aus Großbritannien, Deutschland und anderen Ländern einwerben konnte, die die Restau¬rierung des 1927 erbauten Sommerhauses des Deutsch-Jüdischen Arztes Dr Alfred Alexander, sichern. Dies ebnet den Weg für die weitere Entwicklung des Objekts.
ELES und Avicenna, die jüngsten der von der Bundesregierung geförderten Begabtenförderwerke, planen, den Ort für ihre weit anerkannte Bildungsarbeit und den Interreligiösen Dialog zu nutzen. Sie werden mehrtägige Seminare in einem speziell neu zu errichtenden Seminartrakt mit Unter¬bringung durchführen.
Die Universität Potsdam beabsichtigt, den Ort für akademische Seminare und Konferenzen zu nutzen. Die Schönheit der Lage und seine Nähe zu Berlin und Potsdam machen das Sommerhaus zu einem idealen Ort.
Der Alexander-Haus e.V. wird die Geschichte des Sommerhauses u.a. für Community Dialogue Work¬shops mit neuangekommenen Flüchtlingen, Einwohnern, deutschen und britischen Juden und ande¬ren nutzen und für die Öffentlichkeit zu öffnen. Ein Flüchtling soll das Haus als “artist/writer in resident” nutzen.
Kulturveranstaltungen in Kooperation mit Organisationen wie dem Groß Glienicker Kreis werden das Programm abrunden.
Die Landeshauptstadt Potsdam hat ihre Absicht bekundet, das Grundstück des Alexander Hauses in das Projekt einzubringen, das Land Brandenburg will zur Finanzierung der Kosten für den Neuen Seminartrakt beitragen.
Rabbi Prof. Walter Homolka, Direktor und Vorsitzender von ELES, sagte: „Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk sieht im Alexander-Haus die Perspektive für ein neues Zentrum jüdischer und interreligiöser Begegnung in Deutschland. Der Ort vereint auf einmalige Art und Weise die Vergangenheit und Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Als Institution, die die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und Europa verkörpert, ist das Alexander-Haus ein Identifikationsort, an dessen Mitgestaltung uns besonders gelegen ist.“
Hakan Tosuner, Geschäftsführer von Avicenna, sagte: "An diesem einzigartigen Ort möchten wir einen besonderen Raum für jüdisch-muslimischen Dialog schaffen. Engagierte jüdische und muslimische Studierende, die unverzichtbare Multiplikatoren unserer Gesellschaft sind, lernen aus der Vergangenheit und gestalten unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft. Ich bin zuversichtlich, dass von diesem Pionierprojekt wichtige Impulse in die Gesellschaft ausgehen und somit der jüdisch-muslimische Dialog auf eine andere Ebene getragen wird."
Prof. Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, sagte: „Die Universität Potsdam reizt es daran mitzuwirken, dass der einstige Ort der Begegnungen wieder mit Leben gefüllt wird. Viele unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind am interreligiösen Dialog sowie am Austausch zwischen Religion und säkularer Wissenschaft interessiert. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns auf fruchtbringende Kontakte zu den anderen Partnern dieser Initiative sowie zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kulturkreisen.“
Martin Gorholt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, sagte: „Das Alexander-Haus ist von Anbeginn, als Beispiel der Berliner Wochenendkultur, später durch die Vertreibung seiner jüdischen Besitzer, über den Mauerbau unmittelbar auf dem Grundstück, bis hin zur Wiedervereinigung ein Zeuge und ein Zeugnis gesamtdeutscher Geschichte. Durch das beeindruckende Engagement der Nachfahren von Dr. Alfred Alexander und die Gewinnung lokaler und internationaler Helfer konnten erste Sicherungsmaßnahmen auf dem Grundstück erfolgen. Im Rahmen der Denkmalhilfe will das Land die Restaurierungsmaßnahmen mit 32.000 Euro fördern. Ich freue mich, dass durch ein Zusammenwirken vieler Partner dieses Denkmal nicht nur restauriert, sondern zukünftig auch als Ort der Versöhnung und Völkerverständigung sowie für Forschung und Bildung genutzt werden soll.“
Winfried Sträter, Ortsvorsteher von Groß Glienicke, sagte: „Für Groß Glienicke ist dies ein ganz besonderer Tag. 80 Jahre nach der Flucht der Alexanders vor dem Nazi-Regime aus Deutschland gibt es eine neue Zukunft für das Alexander-Haus. Das Projekt ist ein Glücksfall für Potsdam und Groß Glienicke. Was hier im Aufbau ist, setzt über unseren lokalen Rahmen hinaus ein Zeichen: für das gemeinsame Bemühen um Versöhnung mit einer dunklen Geschichte und die Gestaltung einer offenen, auf Verständigung bedachten Zukunft. Thomas Harding und den Nachfahren der Alexanders sind wir sehr dankbar. Wir freuen uns auf die gemeinsame Arbeit an diesem Ort!“
Thomas Harding, Vorsitzender des Alexander-Haus e.V., sagte: “Wir sind begeistert und dankbar, mit diesen außergewöhnlichen Partnern zusammenzuarbeiten, und tief bewegt, dass das Sommerhaus wieder ein Ort wird, an dem Menschen zusammenkommen und dieses wunderschöne Umfeld genießen können.“